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Munic ce 27
Dec:bre
Mon trés Cher Pére! 1780.
Ich habe die ganze
opera – den brief vom schachtner, ihren Zettel, und
die Pillulen richtigst
erhalten. – wegen der 2
scenen die abgekürzt werden sollen, ist es nicht mein
vorschlag, sondern nur mein
Consentement – und warum ich sogleich nemlicher Meÿ=
nung war, ist, weil
Raaff und
del Prato das
Recitativ ganz ohne geist und feüer,
so ganz
Monoton herab singen – und die Elendesten
acteurs, die Jemals die
Bühne trug, sind – wegen der unschicklichkeit, unatürlichkeit und fast ohn=
möglichkeit des weglassens, habe lezthin mich verflucht herumgebalget
mit dem Seeau. – genug, we
n alles gedruckt ist – welches er
absolument
nicht hat zugeben wollen – aber doch endlich weil ich ihn grob angefahren, zu=
gegeben hat. – die lezte Prob ist Herrlich gewesen. – sie war in einem grossen
zi
mer beÿ Hof, der Churfürst war auch da – dießmal ist mit dem ganzen
orchestre |: versteht sich das im
operahauß Platz hat :| Probirt worden. –
Nachdem Ersten Ackt sagte mir der Churfürst überlaut
Bravo. und als ich hin
gieng ihm die hand zu küssen, sagte er;
diese opera wird charmante werden;
er wird gewis Ehre davon haben. – weil er nicht wuste, ob er so lange da
bleiben ka
n, so muste man ihm die
Concertirende
aria und das Do
nerwetter
zu anfangs zweÿten Ackt machen. – nach diesem gab er mir wieder auf das
freundlichste seinen Beÿfall, und sagte lachend; –
man sollte nicht meÿnen, daß
in einem so kleinen kopf, so was grosses stecke. – er hat auch andern
tages frühe beÿm
Cercle meine
opera sehr gelobt. – die Nächste Probe
wird wohl vermuthlich im theater seÿn. –
apropós; Beckè sagte mir die täge
daß er ihnen Nach der vorlezten Probe wieder geschrieben hätte, und unter
andern daß des
Raaffs seine
aria im 2:
ten Ackt wieder den Text geschrieben
seÿ –
so hat man mir gesagt, sagte er,
ich verstehe zu wenig welsch –
ist es
wahr? – hätten sie mich ehe gefragt, und hernach erst geschrieben – ich muß
ihnen sagen, daß derjenige zu wenig Welsch ka
n, der ihnen so was gesagt hat.
– die
aria ist ganz gut auf die Wörter geschrieben – man hört das –
mare –
und das
mare funesto – und die
Passagen sind auf
Minacciar angebracht, welche
da
n daß
Minacciar, das drohen – gänzlich ausdrücken. – und überhaupt ist
daß – die Prächtigste
aria in der
opera – und hat auch allgemeinen Beÿfall gehabt.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
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ist es wahr, daß der kaÿser krank ist? – – ist es wahr daß der Erz=
bischof nach München ko
men soll? – – hören sie, der
Raaff ist
der beste, Ehrlichste Ma
n von der Welt, aber – auf den Alten schlendrian
versessen – das man blut dabeÿ schwitzen möchte; – folglich sehr schwer
für ihn zu schreiben. – sehr leicht auch we
n sie wollen, we
n man so alle tag
arien machen will. – wie
par Exemple die Erste
aria Vedròmi intorno Etc:
we
n sie sie hören werden, sie ist gut, sie ist schön – aber we
n ich sie für
Zonca geschrieben hätte, so würde sie noch besser auf den Text gemacht
seÿn. – er liebt die geschnittenen Nudeln zu sehr – und sieht nicht
auf die
Expression. – mit dem
Quartett habe izt eine Noth mit ihm
gehabt. – das
quartett, wie öfter ich es mir auf dem theater fürstelle,
wie mehr
Effect macht es mir. – und hat auch allen die es noch so am
Clavier gehört haben, gefallen. – der einzige
Raaff meint es wird
nicht
Effect machen. er sagte es mir ganz allein. –
non c'è da spianar
la voce – es ist zu Eng – als we
n man in einem
quartetto nicht
viel mehr reden als singen sollte – der gleichen sachen versteht er gar
nicht. – ich sagte nur; liebster freund! – we
n ich nur eine Note
wüste, die in diesen
quartetto zu ändern wäre, so würde ich es sogleich thun.
– allein – ich bin noch mit keiner sache in dieser oper so zufrieden gewesen
wie mit diesen
quartett; – und hören sie es nur einmal Zusa
m –
da
n werden sie gewis anders reden. – ich habe mich beÿ ihren 2
Arien
alle mühe gegeben sie recht zu Bedienen – werde es auch beÿ der dritten
thun – und hoffe es zu stande zu bringen – aber was
terzetten und
Quartetten anbelangt muß man dem
Compositeur seinen freÿen Willen
lassen – darauf gab er sich zufrieden. – neülich war er ganz un=
willig über das wort in seiner lezten
aria; –
rinvigorir – und
rin=
giovenir – besonders
vienmi à rinvigorir – fünf
i – es ist wahr
1 2 3 4 5
beÿm schluß einer
aria ist es sehr unangenehm. –
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Nun muß ich aber schliessen, de
n der Postwagen geht in diesen
Augenblick. –
Mein schwarzes kleid habe wenden lassen, de
n es war nicht
mehr zum ansehen – izt ist es wieder recht gut.
Adieu. Meine Empfehlung an alle gute freunde und
freundin. besonders an die schöne und geschickte schüllerin.
meine schwester umarme ich von herzen, und ihnen küsse ich
1000mahl die hände und bin Ewig dero
gehorsamster Sohn
Wolfg: Amd: Mozart
mp
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U.
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À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maitre de la Chapellede S: A: R:
l'Archeveque de et à
Salzbourg.
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