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Munic ce 5
de Decembre
Mon trés cher Pére! 1780.
der Todfall der kaÿserin thut meiner
Opera im geringsten nichts – de
n,
es ist gar kein theater eingestellt, die
Comœdien gehen fort wie sonst –
und die ganze trauer wird nicht mehr als 6 Wochen dauern – und die
Opera gehet vor dem 20:
ten Je
ner nicht in
scena. – itzt bitte ich sie mein
schwarzes kleid rechtschaffen aus=bürsten, ausklopfen, und auf das mög=
lichste gut her=richten zu lassen, und mir selbes mit dem nächsten
Postwagen zu schicken. – de
n, künftige Woche zieht schon alles die
Trauer an – und ich, der bald dort und da hin kö
mt, muß auch
mit
Weinen. – – in ihren lezten brief finde ich kein Wort von
einem gewissen h
ς: Sieger der mit dem lezten Postwagen nach Salzburg
gereiset ist – vielweniger von einem briefe den ich ihm an sie mitgegeben.
– ich hatte damals eben den Cathar daß ich 2 täge zuhause geblieben
bin –
sieger ko
nte geschäfte halber nicht mehr zu mir ko
men – der
brief lag fertig – ich, der nicht im si
n hatte auszugehen, war nicht an=
gezogen – mithin schickte ich den Brief auf die Post, wo der Wagen ab=
fährt, mit einen
Billet wo der Name
Sieger darauf stund – und we
n
einer unter den mitreisenden kö
mt welcher so heist, soll man ihn diesen
brief geben. – ich bin also der Meÿnung, daß dieser Ma
n, |: welcher
mehr
adressen nach
Salzbourg hat :| noch vielleicht die gelegenheit nicht gefunden
hat zu ihnen zu ko
men – welches mir aber leid thut, weil ich ihnen
in diesen Brief um etwas
Pressantes für die
opera gebetten haben –
nemlich mir
eine trompetten Sordine – deren wir in Wie
n haben
machen lassen – und eine nemliche
für Waldhorn – welche beÿ den
thurnern zu finden sind – zu überschicken – de
n ich brauche sie zu dem
Marche im 2:
ten Ackt. – aber bald – da
n habe ich auch wegen der
ul=
tima aria von
Raaff geschrieben, daß wir beÿde noch etwas angenehmers, und in Worten
süssers zu haben wünschten – das
era ist gezwungen – der anfang wäre gut –
gelida massa – ist wieder hart. – mit einem Worte, ausgesuchte, oder ungewöhnliche
Wörter sind in einer angenehmen
aria allzeit unschicklich. –
DOM=
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[S. 2]


und da
n möchte ich daß die
aria nur Ruhe und zufriedenheit anzeigte – und hätte
sie nur
einen theil – wäre es auch recht, Ja mir fast lieber. – da
n habe ich auch
geschrieben wegen
Panzachi – dem Ehrlichen, alten Ma
n muß man doch auch etwas
zu guten thun. – dieser möchte nur um etwa ein paar Verse sein
Recitativ
im 3:
ten Ackt verlängert haben. – welches wegen dem
Chiaro e scuro und weil
er ein guter
acteur ist, von guter wirkung seÿn wird. – zum beÿspiell nach
der strophe:
sei la città del pianto,
e questa Reggia quella del Duol. – einen
kleinen schi
mer von Hofnung – und dan! – ich unsi
niger! – wohin
verleitet mich mein schmerz! –
ah Creta tutta io vedo Etc: –
wegen diesen sachen darf Ja
abbate Varesco den ackt nicht wieder frisch
abschreiben – das ka
n man Ja leicht hinein schreiben – da
n – hab
ich auch geschrieben daß mir – |: und auch andern :| die unterirdische Rede,
um das sie
Effect macht – zu lange scheint – überlegen sie es –
Nun muß ich schliessen, weil ich entsezlich viel zu schreiben habe –
Baron Lehrbach habe ich nicht gesehen – weis auch nicht ob er noch hier
ist, oder nicht – ich habe nicht Zeit herum zu laufen – ich ka
n
es leicht
nicht wissen daß er hier ist – er weis es aber
Positiv
daß ich hier bin – wäre ich ein Mädchen wär er gewiß schon beÿ mir
gewesen – wegen der lieben, Jungen, schönen, geschickten, vernünftigen
frl: Louise Lodron ist mir sehr leid daß sie einem solchen Wanst
zu theile wird – sie wird wohl vermuthlich den Anfang des
zweyten theils von den
Menuett
den ich vom
Bach
gelernt, mit ihm wacker spiellen – de
n – zu dem Aus=
gang wird er wohl nicht viel Nutz seÿn – wenigstens sehr
unbequem. – der Peperl
Lodron meine Empfehlung, und
ich lasse von herzen
Condoliren daß ihr ihre schwester den
guten bissen weg geschnapt hat. – Nun
adieu – von hier
von allen – – 1000
Compliment – an alle gute freund und
freundinen meine Empfehlung. – den augenblick erhalte ihr
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[S. 3]


schreiben von 4:
tn decembre – das küssen müssen sie sich schon ein
wenig angewöhnen – üben sie sich nur unterdessen i
mer mit der
Maresquelle – de
n – hier werden sie so oft sie zur
Dorothea
Wendling ko
men |: wo alles noch halb französisch fuß ist :|
Mutter und tochter
Embrassirn müssen – aber
NB: auf das
kinn – damit der schminck nicht Blau wird – Nächstens mehr –
Adieu – ich küsse 1000mal ihre hände, und meine schwester
umarme ich von herzen, und bin Ewig dero
P: S: nicht vergessen wegen meinen
schwarzen kleid – ich muß es
haben, sonst werde ich aus=
gelacht – und das wird
man doch nicht gern –
gehorsamster sohn
Wolfg. Amadè Mozart
mp
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[S. 4]


À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
Maitre de la Chapelle de S: A: R:
L'archeveque de et à
Salzbourg.
8
da mit dem fassnachtsch
da das mf
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