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Mon trés cher Fils! Salzb
ς: dς 2
tς Dec: 1780
Wäre heut ein Post=tag, so würde dieser unter anderς Briefς auch einer
der ersten seÿn, welcher
den Tod der Kayserin in Münchς bekannt machte. Heute Sa
mstags dς 2
tς um
halbe vier Uhr morgens ka
m die
staffette: da nun aber dieser Brief nicht eher
als Montags den 4
tς anlangς ka
n; so ist es euch nichts neues mehr. Was dieser Todfall
für einς Bezug auf die
opera in Münchς habς wird, weiß ich nicht: hier hat es dermahl
die Reise des Erzbisch
ς: eingestellt, de
n du must wissς, daß in aller Stille schon alles fertig
und bereit war nach Wie
n zu gehς; niemand sollte es wissς, und man wuste es doch, vor
2 Tägς war der gewisse
höfliche neue Koch Wenzl schon nach Wie
n vorausgeschickt, der nun
wieder zurück muß. Stelle dirs vor, wie gerne ich diese Reise gesehς hätte! – –
der Todtfall dς Kays
ς: wird nun auch dem
Schickanedς das Reisegeld nach Laybach ersparς und,
da dort die
Comediς eingestellt sind, wird er Gott dankς, we
n er hier bleibς ka
n.
Die
Comoedie mit deiner
Aria war gestern, – die
Comoedie ist sehr gut, das Hauß war
voll,
der Erzbisch
ς: war auch da, die
Aria war gut
produciert, und sie sang solche gut, – so gut
nämlich, als es möglich war ihr in dς Kurzς zeit zu Lehrς. da
n sie ist auch auf der faulς
Seite, wie die
Ballon, alles gieng mit vergnügς aus dem Theater, obwohl es bis
über halbe 10 uhr dauerte. – Noch etwas neues! – – ein
61 Jähriger Hochzeiter,
|: aber nicht
ich :| und eine
19 Jährige Braut. und wer de
n? – – der dicke Hof=
marchal gr:
Lodron wird die
Comtesse Louise Lodron, die beÿm
grς Arco ist, hëyrathς.
Wir beko
mς also eine Clavierspielerin und Liebhaberin und der Erzbischof
einς CapitalHirschen mehr ins Land. Den
Baron Lehrbach wirst du vielleicht
in Münchς gesehς habς, de
n er ist zu seinem h
ς: oncle gereist um sich beÿ ihm
zu bedanckς, da er ihn vom kleinς Salzb
ς: Gehalt zu einer Kaÿs
ς: Bedienung als
Oberstjägermeister in dem Theil ober der Ennß, worunter die neuς Baÿer
ς: Be=
sitzungς vermuthlich gehörς, mit vierthalb odς gar 4000 f Gehalt gebracht hat.
Es würde sehr gut seÿn, we
n h
ς: B: Lerbach dich beÿ seinem h
ς: Oncle
recht bekannt machte, man ka
n nicht wissen was für Dienste so ein
Kaÿs
ς: Minister manchmahl einem thun ka
n. auch die
Ms:le Weber ist durch den
damals in Münchς gestandenς K
ς: Minister Gr:
Hardek nach Wie
n gebracht wordς.
Kaunitz,
Cobenzl und
Lerbach sind dςmahl
Familiς die sehr alda in Ansehς sind, weil
sie in den wichtigstς
affaire gebraucht wordς. Vielleicht ist
B. Lerbach noch in Münchς,
daß wirst du beÿ seinem
oncle erfragen. Ich bin wegς dς
opera in Münchς sehr in
Sorgen:
Basta! Zufälle sind Zufälle! mit Ungedult erwarte, wie es gehen wird.
mache unsere Empfehlung an alle Freunde: und stelle dir nur allzeit beÿ iedem Brief
von mir vor, daß ich ein besonders Blat nötig hätte, we
n
ich alle die
Comptς und Empfe
ς: die man mir an dich
aufgiebt herschreibς sollte. den Brief sa
mt dem
Einschluß von deiner Schwester wirst du erhaltς haben,
die
Continuation dς
Comoediς wird nächstens folgen. Wir
küssen dich beÿde millionmahl und
in tröstlicher Hofnung, daß du dich besser befindest bin
dein aufrichtiger vatter Mzt
mp der Pi
mperl macht sein
Comptς: sa
mt der Tresel.
anfangs glaubte er, so oft er die Haußthür hörte, du würdest ko
mς, er Lief zur thür,
spitzte die Ohren: und suchte dich oft in den Zi
mern.
NB für die Tresel must du auch
einmahl etwas schreibς, sonst ists der gröste verschmach. das Mensch ist ein Narr!
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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PS: die Frl: Tereß Barisani war heut frühe in dς Lection beÿ deiner Schwester, sie wird alle Wochς 3 mahl komς. Beÿ uns ists ihr
Lieber, sie sagt, sie hat beÿ uns mehr Ruhe als zu Hause. Lebe wohl! Hς: Schickanedς danckt dir für die Aria, ich
muß ihm auch die Aria Dentro il mio petto io Sento aus dς opera Bffa schreibς lassς. Er hat sich eine recht schöne Windbixe gekauft,
morgς werdς wir sie einschiessen. Die Gilς: Catherl dankt für die gratulation zu ihrem Nahmenstage. Nun wirds wohl gar seÿn, aber=
mahl, lebe wohl! noch etwas: der Gr: Johanes Lodron ist heute nach Schlesiς auf seine Gütter zurück abgereiset, und hat sich auf das
freundschaftl: beÿ uns beuhrlaubt und mir recht angelegentlich aufgetragς dir sein Compliment zu überschreibς.
À Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
à
Munic
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881