[S. 1]
Munic ce 8
de 9
bre 1780.
Mon trés chér Pére!
Glücklich und vergnügt war meine Ankunft! – glücklich, weil uns auf der
Reise nichts widriges zugestossen, und vergnügt, weil wir kaum den Augen=
blick, an ort und Ende zu ko
men, erwarten ko
nten, wegen der obwohl
kurzen doch sehr beschwerlichen Reise; – de
n, ich versichere Sie, daß keinem
von uns möglich war nur eine Minute die Nacht durch zu schlaffen –
dieser Wagen stößt einem doch die Seele heraus! – und die Sitze! –
hart wie stein! – von Wasserburg aus glaubte ich in der that meinen
Hintern nicht ganz nach München bringen zu kö
nen! – er war ganz
schwierig – und vermuthlich feüer Roth – zweÿ ganze Posten fuhr ich die
Hände auf dem Polster gestützt, und den Hintern in lüften haltend – –
– doch genug davon, das ist nun schon vorbeÿ! – aber zur Regel wird es
mir seÿn, lieber zu fus zu gehen, als in einem Postwagen zu fahren.
– Nun von München. – ich war, |: wir ka
men hier erst um 1 uhr
Nachmittages an :| noch dem Nemlichen Abend beÿm Graf Seeau, alwo
ich, weil er nicht zu hause war, ein Billet hinterließ – den Andern
tage Morgens gieng ich hin, mit Becckè, welcher sich ihnen allerseits
und den
fialaischen,
Enfin allen seinen Beka
nten in Salzburg
empfehlt; – Seeau ist von den Ma
nhei
mern wie Wax zusa
m
geschmolzen worden – wegen dem Buch sagt der Graf ist es nicht Nöthig
daß der
Abbate Varesco es nochmal schreibe und hieherschicke – weil es
hier gedruckt wird –
ich meinte aber, er sollte es gleich zusa
men
schreiben, und aber die
kleinen Noten dabeÿ nicht vergessen, und es
so bald möglich mit sa
mt dem
Argument hieher schicken – die Nä
me
der Singenden Perso
nen betreffend, ist es das unöthigste, das ka
n
wohl am leichtesten hier geschehen.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]
er werden so da und dort kleine veränderungen vorgeno
men werden –
die
Recitativ etwas abgekürzt – doch wird
alles gedruckt seÿn;
Ich habe nun eine Bitte an h
ς: Abbate; – die
Aria der
Ilia im
zweÿten Ackt und zweÿten Scene möchte ich für das was ich sie Brauche
ein wenig verändert haben –
se il Padre perdei in te lo ritrovo; diese
stropfe könte nicht besser seÿn – Nun aber kö
mts was mir i
mer
NB: in einer
Aria, unatürlich schien – nemlich das
à parte reden.
im
Dialogue sind diese Sachen ganz Natürlich – Man sagt geschwind
ein paar Worte auf die Seite – aber in einer
aria – wo man
die wörter wiederhollen muß – macht es üble Wirkung – und we
n
auch dieses nicht wäre, so wünschte ich mir da eine
Aria – der anfang
ka
n bleiben we
n er ihm taugt, de
n der ist
Charmant – eine ganz Natürlich
fortfliessende
Aria – wo ich nicht so sehr an die Worte gebunden, nur
so ganz leicht auch fortschreiben ka
n, de
n wir haben uns verabredet
hier eine
aria Andantino mit 4
Concertirenden Blas=Instrumenten
an
zubringen, nemlich auf eine flaute, eine oboe, ein Horn, und ein
Fagott.
– und bitte, daß ich sie so bald als möglich beko
me. –
Nun eine Hundsfüttereÿ; – ich habe zwar nicht die Ehre den Helden
del
Prato zu kö
nen; doch der beschreibung nach ist noch fast
Ceccarelli besser:
– de
n mitten in einer
Aria ist öfters schon sein Odem hin – und –
NB: er war noch nie auf keinen theater – und
Raaff ist eine statue –
– Nun stellen sie sich einmal die
scene im Ersten Ackt vor. –
Nun aber etwas gutes.
Mad:me Dorothea Wendling ist mit ihrer
Scene
Arci=Contentissima – Sie hat sie 3 mal nach einander hören wollen.
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[S. 3]
Gestern ist der Groß Deutschmeister angeko
men – es wurde auf dem
Churf
ς: Hoftheater Esex aufgeführt – und ein
Magnifiques Ballet.
das theater war ganz
Jlluminirt; – den Anfang machte eine
ouverture
vom
Canabich, die ich, weil sie von den lezten ist, nicht geka
nt. – – –
Ich versichere Sie, we
n sie selbe gehört hätten – Sie würde ihnen
so sehr gefallen, und gerührt haben, wie mich! – und we
n Sie
es nicht schon vorher gewüst hätten, gewis nicht geglaubt haben
daß sie von
Canabich ist – ko
men Sie doch bald und hören sie –
Bewundern
bewundern sie das
Orchestre – Nun weis ich nichts mehr
Heute
Heute abends ist grosse
accademie.
Mara wird 3
arien
singen.
Singen – schneuet es in Salzburg auch so wie hier? –
an h
ς: schickaneder meine Empfhelung, bitte um
verzeihung daß ich die
Arie noch nicht schicken ka
n, de
n ganz
habe ich sie noch nicht zu Ende bringen kö
nen –
Ich küsse ihnen tausendmal die Hände, und meine schwester umarme
ich von ganzen Herzen, und bin
Mon trés chér Pére
Vom
Canabich:, Wendl:
tausend
Complimenten,
und hoffen bald das vergnügen
zu haben sie beÿde ke
nen zu gehorsamste Sohn
lernen.
Adieu. Wolf: Amdè Mozart
mp
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MUSICK=VEREIN
U.
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[S. 4]
Il vostro Figlio Giovane
Beckio fa i suoi Compς
con suo sigillo
1
À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
Maitre de la Chapelle de S: A: R:
l'Archeveque de et à
Salzbourg
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1881