[S. 1]


Wir sind gott Lob bis itzt alle gesund
N. 13. od N. 12?
Stutgard d
Ludwidgsburg dς 11
tς Julii
Monsieur.
1763
Augspurg hat mich lange aufgehaltς und hat mir wenig,
ja nichts genützet. de
n was einkahm, das gieng auch
wiedς weg, weil alles ungemein Theuer ist; ob mich gleich der gastgeb
zu den 3 Mohren h
ς: Linay, dς der artigste Ma
n der Welt ist, recht gut
hielt. h
ς: Weiser ist Zeuge davon, und was ins
Concert kam, warς
fast durchaus Lutheraner. ausser h
ς: Provino, der alle 3 mahl mit
der
Madame Berinet kam, und h
ς: Calligari, dς
par reputation einmahl
erschien, sahe ich keinς Cathol: Kaufma
n, als den
Mr Mayr, nämlich
den Herrn der
muraltς: Lisette; alles andςe wahr luth
ς: – –
wir giengς den 6
tς von Augsp ab, kamς abends in Ulm, wo wir nur
über Nacht und den andern Mittag bliebς. wir würdς den Mittag nicht
geblieben seÿn, we
n wir nicht wegς Pferdς weiter zu ko
mς Anstand gehabt
hättς. Nun ko
mt eine
Fatalitet! da wir auf die Post=
Station
Plochingen ka
men; hörten wir, daß dς Herzog den Augenblicklichς
Entschluss gefast habe, den 10 in dς Nacht nach seinem Jagschloss grafen=
egg abzugehς, welches 14 Stund entlegς ist. ich
entschloß mich demnach
geschwind, statt nach
Stuggard, gleich über
Constatt nach Ludwigsburg
zu gehς, um den Herzog noch anzutreffς. den 9
tς abends langte
ich in Ludwigsburg spät an. Ich sahe noch ein Stück von dς Französ
ς:
Comoedie. Ich konnte aber eher nicht, als dς 10 morgens dem
OberCapellmeister
Jomelli und den Oberjägermeister
Baron
v Pölniz sprechς, an welche beÿde ich briefe vom t
ς. grafen
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


v Wollffegg hatte: allein, kurz zu sagen! Es war nichts zu machς.
h
ς: Tomasini, der 14 [Tage] vor mir da war, kam auch nicht dazu,
sich hören zu lassς. und wie ich durchaus vernehme, hat
dς Herzog auch die schöne Gewohnheit die Leute lange wartς
zu lassς, bis er sie hört; und alsda
n lange wartς zu lassς,
bis er sie beschenket: allein ich sehe die ganze Sache als ein Werk
des h
ς: Jomelli an, der sich alle Mühe giebt die Teutschς an
diesem Hofe auszurottς, und nichts als
Italiäner einzuführς.
Es hat ihm auch schon fast gelungς, und wird ihm auch gänzlich
gelingen, da er nebst 4000 f jährlichem Gehalt, Portion
für 4 Pferde, holz und licht, einem Hause in Stutgard
und einem Hause in Ludwigsburg noch die gnade des Herzogs
im erstς Grade besitzet, und seiner Frau sind nach dessς
Tode 2000 f
Pension accordiert. wie gefällt ihnς eine solche
Capellmeister Stelle? – – über das hat er beÿ seiner
Musik unumschränckte Mächtς: und das ist es, was die
Musik gut macht. Wie sehr aber
Jomeli für
seine
Nation eingenohmς ist kö
nς sie daraus schlüssς, weil er
und andςe seiner Landsleute, derς sein Haus i
mer voll ist, um
ihm aufzuwartς, sich vernehmς liessς, daß es zu verwundς
und kaum glaubl: seÿe, daß ein kind teutscher
Geburt so ein Musik
ς: genie und so viel geist und feuer
habς kö
ne.
ridete amici!
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 3]


Nun weiter! – – Mein Umstand ward nun dadurch böser odς schli
mer,
weil dς Herzog alle Pferde von dς Post und den Lehngutschern weg hat.
ich bin also gezwungς heute noch hier zu bleibς; und ebς da ich schreibe, geschieht
solches mit beständig unterbrochner bemühung Pferde aufzutreibς, da ich
alle Egge und Winckel von Ludwigsburg ausschicke um Pferde aufzu=
treiben. Sie sehς also, daß ich bis itzt weiters keinς Vortheil habe, als
Ländς und Stätte und verschiedene Leute gesehς zu habς. Ulm ist ein
abscheulicher altvätterischer, und so abgeschmackt gebauter ort, daß ich
vielmahl an Sie gedacht und gewunschς habe, daß Sie ihn sehς solltς.
stellen sie sich nur Häuser vor, wo sie von aussen das ganze Stock= und
alles holzwerk, so wie es angelegt ist sehς müssς, und we
n es hoch
komt, solches mit einer farbe überstrichς, das Mauerwerk aber schön
weis odς iedς Ziegl, so wie er liegt natürlich angemahlt ist, damit die
Mauer und das Holzwerk desto deutlicher gesehς wird. Und so
sehen westerstettς, Geisslingς |: wo die künstliche bein=arbeit gemacht wird,
und wo
7 weibspersonς einς jeglich anko
mendς fremdς fast zu tode redς,
um geld zu lösen :| da
n Geppingς, Plochingς und vieles von
Stutgard aus.
NB heben sie nur meine briefe auf, so werde seiner Zeit sachς erklarς, die gar
zu weitläuftig wärς zu überschreibς.
Ludwigsburg ist ein ganz besonderer Ort. Es ist eine Statt. allein
die Zäune und gärten=geländς, Hauptsächlich aber die Soldatς
sind die Stattmauerς. we
n sie ausspeÿς, so speÿen sie einem
officier in die tasche odς einem Soldatς in die Patron=tasche.
sie hören ohne unterlass auf der Gasse, nichts als:
halt!
Marche!
schwenckt euch!
pp: sie sehen nichts als Waffς, tro
meln,
und Kriegsgeräthe. Vor dem Eingang des schlosses stehς
2
Grenadiers und 2 Dragoner zu Pferd die
grenadiers Mützς auf
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 4]


dem Kopfe und einς
Curas auf der brust, in dς hand aber den blossς
säbl, über sich iedς ein schönes grosses Dach habς von blech,
statt eines schilterhauses. Mit einem Worte, es ist unmöglich,
das man eine grössre
accuratesse im
Exercitio, und eine schönere
Manschaft sehς ka
n. Man sieht
absolute keinς andςς Ma
n als
grenadiersmässige Leute, so zwar, das mancher feldwebl 40 f
monatlich besoldung hat. sie werdς lachς! und es ist wirkl:
lächerlich. we
n ich zum fenster stand, so glaubte ich nichts
als soldatς zu sehς, die bereit wärς, eine Person auf einer
Comoedie odς
opera vorzustellς. dencken sie nur, alle leute
sind haargleich, und täglich, nicht in wuckeln
frisiert; sondς
wie der erste
petit=Maitre in viele Locken vom Kopf weg
gekä
mt und schneeweis eingepudςt, die bärte aber kohlschwarz
geschmiert. von Manheim=aus werde mehr schreibς. ich
muß schliessς. we
n sie mir schreibς, so schreibς sie nach Man=
heim, und setzς darauf, das der brief auf der Post
bleibς solle, bis ich ihn ablange. die Musik
ς: habe in
Augsp
ς: empfangς. we
n ich alles schreibς sollte, hätte ich noch vieles
zu schreibς. Doch ka
n ich nicht umhin seÿn ihnς zu sagς, daß Wirtem=
berg daß schönste Land ist: von Geislingς an bis Ludwigsburg sieht
man nichts als rechts und Lincks zu gleicher Zeit Wasser, wälder,
felder, wiesen, gärten und Weinberge, und dieß zugleich und
auf das schönste vermischet. der ganzς Salzb
ς: Welt meine
Empfehlung.
specialiter t
ς: gnädgς h
ς: Beichtvatter,
Madame v Robini
und dero Hause.
pp: pp: Complimenti Sopra Complimenti. addio!
ich bin dς alte
Meine Frau hat an dς Gegend die wir in Mozart
mp
wirtemberg habς, das gröste vergnügς.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 5]


10 Dec 1762
Aus Ludwigsburg 11 Jul. 1763
Sagen sie dem h
ς: Wenzl, daß ich gewissen
Nardini gehört habe, und daß, in der
Schönheit, reinigkeit, gleichheit des Tones
und im Singbaren Geschmacke nichts schöners
kan gehöret werdς. Er spielt aber nicht
gar schwer. h
ς: Wodiska ist noch
in Stuggard
ς: Dienstς: aber wegς seiner
Kindischς aufführung nicht wohl
recomendirt.
in Augsp
ς: hat mir h
ς: Choriregens zu
St: Moritz h
ς:
Schuch einς brief vom h
ς: Meisner gezeiget, wo er
sich
Capello Magister unterschriebς hat.
ich erklärte es ihm, daß er
im singen
Magister wäre, um seine
Kindereÿ zu entschuldigς.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 6]


Herrn
Herrn Lorenz Hagenau=
er berühmtς Handelsherrn
in
Salzburg
fro Nberg
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881