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Salzb
ς. dς 31
Decbς:
Mein lieber Sohn!
69
Das letztemahl 1778
Ich war sehr betroffen deinς und
Mr: Beckes Briefe zu lesen. We
n deine
Thränς, dein Betrübniß, und Herzens Angst keinς andern Grund hat, als
daß du an meiner Liebe und zärtlichkeit gegen dich zweifelst; so ka
nst du
ruhig schlaffς, – ruhig essen und drinckς und noch ruhiger hieher reisen.
Ich sehe wohl du ke
nest deinς Vatter nicht ganz. Es scheinet aus unseres
freundes Briefe, als wäre dieß der Hauptstoff deiner traurigkeit:
ò ich wünsche daß es kein anderer ist! da
n hast du nicht Ursache weder
einς nicht zärtlichς Empfang, noch unvergnügte Täge beÿ mir und
deiner Schwester zu beförchtς. Haben wir nicht unsere HerbstUnter=
haltung, die wir uns aus unserer Schützς
Cassa machς, so gar i
mer
verschobς, bis du anko
mst? und noch wartς wir auf deine Ankunft,
glaubst du de
n nicht, daß ich es selber einsehe, was du für eine
Lebensarth hier mit deiner itzigς eintauschest, – und hab ich nicht i
mer
dir alle hier mögliche Unterhaltung erlaubt –, verschaft? – und
glaubst du ich werde es izt weniger thun? – und ist es für mich
nicht selbst nothwendig Unterhaltung und möglichste fröhlichkeit
zu suchς um mir das Lebς zu verlängern und angenehm zu machς? –
die Hauptsache was mich in ängsten setzet, und beängstigς muß ist dein
langes Ausbleibς. de
n da es bereits 4 Monate sind, daß ich das
Interims=
decret in Handς habe, – da man Weis daß du den 26
tς Septς: von
Paris abgegangς, – da man weis, daß ich dir i
mer geschriebς, daß
du ko
mς sollst; – – da man dich auf meinς Nahmenstag – da
n auf
Wei
nachtς – und endlich aufs neue Jahre ganz gewiß hier zu seÿn glaubte,
so sage mir ob man mir nicht ins Gesicht sagt, daß du den Fürstς –
und was ärger ist, deinς Vatter für einς Narrn hältst; und daß
ich es mir müsste gefahlen lassen, we
n der Fürst sein
Decret zurük
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1881
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nehmete, da ich nun wirklich weis, daß er darüber ungedultig ist,
und endlich glaubς müsste, daß ich ihn mit fleiß hättς wollς für einς
Narrn halten, – da ich es doch nur darum getha
n, weil ich gewiß
weis, daß, bis du nicht ein paar Jahr älter wirst, keine bessere
aussicht
NB für unsere gesa
mt dermaligς Umstande zu hoffς ist.
du machst demnach durch dein längeres ausbleibς die Sache nicht
besser,
sondern schlimer. Man zieht die Leute mit Verheissungς und
Hofnungsvollς versprechungς beÿ der Nase herum, bis am Ende
nichts daraus wird, odς höchstens eine nicht anzunehmende
pro=
position herausko
mt: unterdessς, da man nach dem Schattς schnappet,
verliert man den wirklichς brocken aus dem Mund. ja, wäre
es nur um dich alleine zu thun, – de
n könntest du gleichwohl dich
wie
ein Pferd begnügς, welches sich reittς lässt, und braf den Wagen
zieht, so oft mans einspannt, we
ns nur einς Stall, und ihr futt[er]
hat, – so
ein Pferd sind alle die, die sich vergnügt dünckς, wen sie
nur Kost und Zimer habς,
und dan dafür braf arbeitς, oder,
was noch ärger, faullenzς. gut! das will ich dir auch gebς! und
dein Vatter wird wohl doch den Vorzug habς? – – du bist schon
seit dem 25
tς abends in Münchς, – schreibst mir den 29
tς, und
hast die
Sonaten noch nicht übergebς: Nun freÿlich wird mans dir
wegen den feÿertägς nicht eingebundς habς. Unterdessς wird nun
alles geschehς seÿn. Du schreibst,
ich soll dich tröstς. – und ich schreibe
dir
kom du und tröste mich, ich werde dich mit freudς umarmς.
– Ich werde fast ein Narr beÿ diesem schreibς, de
n es ist
der Neujahrs Abend, und obwohl die Thür geschlossς, so wird i
mer
die glocke geläutet, der Pimperl bellet, der
Ceccarelli schreÿt und
plaudςt und die Leute wünschen mich daub, ob wohl sie sehς daß ich
schreibe und eÿle, da die Post bald abgehet und ich schon das Licht bre
ne,
da
n es ist 5 uhr. – den Augenblick ko
mt der
Calcant, und sagt der
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Cusetti hätte einς Brief beko
mς, wo man ihm schreibt,
daß du künftige wochς
komς wirst, morgς wird es mir nun wiedς die ganze Statt sagς;
da
n er wirds aller ortς erzehlς. Was du mir von einer Messe schreibst,
hab geglaubt du hättest schon beÿ deinem Aufenthalt in Strasburg, Manheim,
Kaysersheim nach und nach daran gearbeitet – de
n so eine
Idée hab ich
vermuthet um mit allem schon
prepariert nach Münchς zu ko
mς. Allein,
Nun ist es zu späth – –
Componierς –
Copierς
p: Gott bewahre! und
das Halbe behält
am Ende ein
Regal, davon h
ς. Gr:
Seau dmo umebl blum"et.
Kurz! ich stehe auf dem Punckt recht heruntergesetzt zu werdς, de
n
die Sache geht zu weit. – keine gewisse gute vernünftige aussicht –
noch weniger eine dauerhafte in Münchς. Hier das gewisse, und dauer=
haft = so lang man will =, lasse den Brief nur dem
Mr Becke lesς,
den ich dir den 28 an ihn eingeschlossς,
odς lese ihm daraus was du willst, ich
hoffe er soll meine Meinung gründlich
findς.
Msse Mellin ist heut frühe mit
einem aigenς Gefährde, einem 2 sitzigς Gläserschwi
mer nach Münchς abge=
reiset der gutscher wird einς Brief von mir bringen. Er ka
n ein paar tage
wartς, we
n du lieber mit ihm in diesem sehr bequemς Schwi
mer, als mit
dem stossendς
dilligence wagς fahrς wolltest, ob du den 5
tς odς 6
tς abgehest
wird eins seÿn, da du noch dazu mit der
dilligence die ganze Nacht fahrς
must. wir werdς, da
Comœdiς sind, und da
n die
Ball ko
mς, uns so viel möglich
gut unterhaltς: und ich wünsche und hoffe in einem Jahre nach Italiς zu gehς,
da
Ceccarelli sich auch
impegniert. Nun muß ich schlüssς, sonst ist die Post weg!
We
n du deinς Vatter und deine Schwester Liebst, so must du auch glaubς,
daß sie dir alles vergnügς zu machς sich mühe gebς werdς. Wir wünschς dir
glücksel: neues Jahr von Herzς – ò wärest du nur schon da, wie ruhig
würde ich schlaffς: Gott gebe dir eine glückl: Reise, wir küssς dich Million=
mahl in dς Hofnung dir bald zu sagς daß ich bin dein dich von Herzς
liebendς Vatter Mzt
mp
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À Monsieur
Monsieur Wolfgς: Amadé
Mozart maitre de Musique
à
Munic
Nro 64.
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