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                                              N. 11.
                              München den 21 Junij 1763.

Wir sitzen in München. am Sonntage den 12:tn Abends sind
wir angelanget; am Montage war galla wegen dem Antoni
Fest, wir fuhren nach Nÿmphenburg. der Prinz von
Zweÿbrücken
, der uns von Wien kannte, sahe uns vom
Schlose aus im Garten spazieren, er erkannte uns, und
gab uns ein zeichen vom Fenster, wir näherten uns, und
nachdem er vieles mit uns sprach, fragte er, ob der
Churfürst wuste, daß wir hier wären. Wir sagten
Nein; Er schickte gleich einen neben ihm stehenden Cavaglier
zum Churfürsten um ihm zu sagen, ob er die Kinder nicht
hören wollte? – – wir sollten entzwischen im Garten spa=
zieren gehen, und die Antwort erwarten. – – In
der That kam gleich darauf ein Laufer, der uns meldete,
daß wir um 8 Uhr beÿ der Musick erscheinen sollten.
Es war 4. Uhr; wir giengen demnach im Garten fort;
besahen Badenburg, wurden aber durch einen gähen
Regen und Donnerwetter gezwungen uns unter
das Dach zu begeben. kurz! der Woferl machte sein
Sach gut. wir kamen erst um 14tl nach 11 Uhr nach
Hause. assen erst, und kamen folglich spät schlaffen.
am Erchtage und Mittwoch-Abends waren wir beÿm
Herzoge Clemens, am DonnersTag blieben wir, wegen
starken Regen, Abends zu Hause. Nun hat es Hitze
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wie wir hier weiter komen: da der schöne Gebrauch hier
ist, die Leute lange auf die Regalien warten zu lassen;
so, daß man frohe seÿn mus, das zu bekomen, was
man verzehret. hς. Tomasini ist schon 3. Wochen hier.
Nun endlich ist er expedirt. sagen sie dem hς. Wenzl,
er soll sich vorstellen: was für eine Freude wir beÿde
hatten, uns ohnvermuthet hier zusehen. Er kannte
mich eher, als ich ihn; weil er nun Groß, stark, und
schön gewachsen ist. Er zeigte eine gewisse Erkänntlich=
keit gegen meine alte Freundschaft, die ich ihm in
Salzburg erwiesen, die mich rührte, und mir zeigte,
daß er ein gutes Herz hat. Er gehet auch nach
Stuggard, und Manheim; dann aber wieder
nach Wien zurük. Der Bischof von Passau ist
also Tod? – – requiescat in pace! Judicia Dei p. p.
Gott kann ein Strich durch manche Rechnung machen.
[... (Eine Zeile durch Georg Nikolaus Nissen unleserlich gemacht.)]
Den 18:tn speiste der Churfürst in der Stadt. wir
giengen zur Tafel; Er, seine Schwester und
der Prinz von zweÿbrücken unterhielten sich mit
uns die ganze Tafel durch; ich ließ den Buben sagen,
daß wir Morgen weggehen wollten. Der Chur=
fürst
sagte zweÿmal, daß es ihm Leid wäre,
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daß er das Mädl nicht gehört hätte: denn als wir zu Nÿmphen=
burg waren, war die zeit zu kurz. weil der Bub allein mit
praeambuliren, dann mit dem Concert auf dem Violin und Clavier
die meiste zeit wegnahm; zweÿ Damen sangen, dann war
es vorbeÿ. Da er also das zweÿte mal sagte: ich hätte sie doch
hören mögen
; so konnte ich nicht anders sagen, als daß es
darauf nicht ankome ein paar Tage noch zu verbleiben
.
Es ist also nicht anders möglich, als aufs geschwindeste am
Mittwoch nach AugsPurg hinüber zufahren. denn gestern
ware jagd. heut ist franzς: Comedie, und folglich kann sie erst
morgen schlagen. werde ich nun am Erchtage expediret,
so darf ich Gott danken. beÿm Herzog werde ich nicht
aufgehalten: allein er erwart erst, was der Churfürst
giebt. hς. Tomasini hat Ursach mit dem Churfürsten
übl zufrieden zu seÿn. Er hat sich 2 mal produciret; hat
lange warten müssen, und endlich 8 Maxter bekomen.
der Herzog hat ihm doch eine schöne goldene Uhr gegeben.
Basta! ich bin froh, wenn ich bekome, was ich hier
zahlen mus, und etwa bis nach AugsPurg nöthig habe.
ich kann die Stunde kaum erwarten, wenn ich hier
leedig werde. Ueber den Churfürsten habe ich mich
nicht zu beklagen. Er ist gnädigst, und sagte mir erst
gestern: wir sind schon alte Bekannte; Es wird schon
19 Jahr seÿn, daß wir einander kennen. allein
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die Apostl. die denken ieder auf sich, und ihren Beutl.
leztlich haben wir beÿ dem Hamburgς: Kaufmann Ms. König
gespeiset, der in Salzburg beÿ uns war; er wohnte auch beÿm
Störzer vornhinaus: wir aber sind in Neugebau über 2.
Stiegen. Da wurde ich mit einem gewissen hς: Johann
Georg Wahler
von Frankfurt bekannt, der auch mit uns
speisete, und der mir seine addresse gab, er wohnt auf dem
Römerberg, und will mir in Frankfurt ein privat quartier
verschaffen. beÿ der näml: Gelegenheit bekamen
wir Bekanntschaft mit zweÿ sächsς: Räthen, Mr de Bose,
und Hopfgarten; beÿde sind die artigsten Leute, und
alle diese Herren werden wir oder in Stuggard,
oder Monheim, wenn gott will, wieder antreffen,
denn sie machen die näml: Reise wie wir.
Da ich alle Tag an diesen Brief etwas geschrieben;
so wird er endlich fertig. Morgen den 22 gehς wir ab.
Leben Sie wohl ich bin p:

P: S: Izt sind wir expedirt. von Churfürstς haben wir
100. f. vom Herzog aber 75. f. bekomen. wie aber
unser Conto im Wirthshaus lauten wird, das werden
wir morgen zuvernehmen die Ehre haben, hς.
Störzer hat den Ruhm, daß er gut bedient; aber
auch braf schreibt und rechnet, Gedult! die nerl
hat mit den grösten Applausen sowohl beÿm
Churfürstς als beÿm Herzog gespielt. Beÿde
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haben uns beÿ der Beurlaubung eingeladen bald wieder
zukomen. der Prinz v zweÿbrücken wird uns in
Monheim ansagen, er geht bald dahin. Der Herzog v
Clemens
hingegen hat uns mit einem Recomendations
Schreiben an den Churfürstς von der Pfalz versehen.
geben Sie unsern freundς Nachricht von unserem Wohlergehς.
                        Hierauf folgt der Artikel: Augsburg 9. Jul.,
                            in der Salzburger Zeitung vom 19. Jul. 1763.

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