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Mein lieber Sohn
58
Salzb
ς: dς
31 augς: 1778
Seit den 2 Briefe die ich zugleich erhaltς und der letzte vom 31
Julii war, auch dir unterdessς
2 mahl geschriebς, habe ich keinς Buchstabς von dir erhaltς. du bist nicht gern in Paris, und
ich finde, daß du ebς nicht gar ohnrecht hast. bis itzt war mein Herz und Gemüth für dich
beängstiget, und ich musste troz einem Minister eine sehr kützliche Rolle spielς, da
ich beÿ aller meiner Herzensangst, mich lustig anstellς musste um iedςmann glaubς zu
machς, als wärest du in den besten Umständς, und hättest Geld im Überflusse, ob ich
gleich das Gegentheil weis. Ich verzweifelte fast, so, wie ich wollte, durchzudringς,
weil, wie du weist, nach dem Schritt den wir getha
n von dem Hochmuth des Fürstς wenig
zu hoffen und ihm deine schnelle abdankung zu sehr aufs Herz gefallς war. Allein
durch mein tapferes aushaltς, habe ich nicht nur allein durchgedrungς, der Erzb
ς:
hat nicht nur alles
accordiert, für mich und für dich, du hast 500 f; sondς er hat
sich noch entschuldigt, daß er dich itzt ohnmöglich zum Capellmeister machς könnte,
du solltest aber, we
n es mir zu mühesam wäre odς we
n ich ausserstande wäre, in
meine Stelle unterdessς einrücken; er hätte i
mer dir eine Bessere Besoldung zu=
gedacht
p: mit einem Wort, zu meinem Erstaunς, die höflichstς Entschuldigungς.
noch mehr! dem
Paris hat er 5 f
addition gebς, damit er die mehrstς dienste ver=
richtς muß und du wirst als
Concertmeister wie
vorhero
decretiert werdς. wir ko
mς itzt also vom
zahlt amt, wie ich dir schon geschriebς, jahrlich auf
1000 f. Nun ko
mt es darauf an, ob du glaubst
daß ich noch einς Kopf habe, und ob du glaubst, daß
ich dein bestes besorge. – und ob du mich tod odς beÿm
Leben erhaltς willst. Ich habe alles ausgedacht. der Erzb
ς:
hat sich erkleret, daß er, we
n du eine
opera schreibς willst, er dich, wo es i
mer ist hinreisς
lasse; er sagte zur Entschuldigung der vorm Jahre uns versagtς Reise, daß er es nicht
leiden kö
ne, we
n man so ins betteln herumreise. Nun bist du in Salzb
ς im Mittelpunkt,
zwischς Münchς, Wie
n und Italiς. du kannst leichter in Münchς eine
opera zu schreibς
beko
mς, als in dienst zu ko
mς, da
n deutsche
opera Componistς, wo sind sie? und wie
viele? – Nach des Churf
ς: Todt ist alles dienstlos, und da entstehet ein neuer krieg.
der Herzog von Zweybrückς ist kein grosser Liebhaber dς Musik. Nun will ich aber
nicht, daß du eher von Paris abreisest, bis ich nicht das
Decret unterschriebener in handς
habe, weil der Fürst heut frühe auf Lauffς ist. die
Mssle: Weber sticht den Fürstς
und alle ganz erstaunlich, sie werdς sie
absolute hörς wollς, da sollς sie beÿ uns wohnς.
mir scheint ihr vatter hat keinς Kopf, ich werde die Sache besser für sie einleitς, we
n
sie mir folgen wollς. du must hier recht das Wort redς, de
n zum
Castraten will er
auch eine andςe Sängerin um eine
opera aufzuführς. unterdessς packe der Ma
ma
seel: ihre Sachen gut zusa
mς und thue darzu was du nicht brauchest und rede mit
dem h
ς: Gschwendner daß du es gleich mit der wohlfeilstς Gelegenheit fortschickς ka
nst,
de
n ich will, daß nichts verkauft wird, man beko
mt nicht einmahl das halbe Geld dafür,
ich will lieber bezahlen. abgeschriebene
Synfoniς p: wo wir die
Spart habς, ka
nst du
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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wir können es hier wiedς auf HofKostς schreibς lassς
p: – Man hat mirs i
mer hier zu
ohrς geredet, warum wir 2 einzige Personς in einem so grossς
quartier bleibς,
wo wir so viel zahlς müssς. allein ich hab i
mer gedacht, odς
ich gehe weg, odς
du komst, und da
n muß besser gehen, wir habς einς Stall im Hause, da
ka
n ich ein Pferd haltς. will ich ein Kleins
chaisl odς Würstl kauffς, so gieb ich
den großen wagς dafür weg. Mein nächster Brief wird dir sagς, daß du abreisς
sollst. ich und deine Schwester Küssς und Umarmς dich schon in Gedankς. trage
sorg für deine Gesundheit, wir kö
nς die Stund und Augenblick dich zu sehς
kaum erwartς, ich
leben von neuem beÿ deiner Gegenwarth
u ersterbe
dein redlicher Vatter Mzt
mp
Halte dich an hς: B. von Grim, er wird für die
Reise sorgς. ich schreibe in Eyl, dan erst heut
vormittag ist alles geschς.
À Monsieur
Monsieur Wolfgang
Amadé Mozart.
Nro: 56.
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881