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Mein liebes Weib und lieber Sohn!                               
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Salzbς: dς 29 Junÿ 1778.
Daß ihr gesund seÿd hoffen wir –, Beÿde sind wir gesund! Meinς Brief vom 11 Junÿ werdet ihr er=
halten haben am hl: Dreÿfaltigkeit Sontag speiste ich, wie gewöhnlich, im Priesterhaus. Nach=
mittag spielte Haÿdn beÿ der Lytaneÿ und Te Deum Laudamus |: wo der Erzbischof zugegς war :| die
Orgel, aber so erschröcklich, daß wir alle erschrackς, und glaubtς es werde ihm wie dem seel:
Adlgasser ergehς. Es war aber nur ein kleiner Rausch, der Kopf, – und die beyden Hände
könntς sich gar nicht mit einandς vergleichς, so etwas habe ich seit Adlgassers zufahl nicht ge=
hört. Nach der Litaneÿ sagte mir Graf Starnberg, ob ich nicht morgς zu ihm komς könnte, er
hätte etwas mit mir zu sprechen. Ich kam – niemand war da, als sein Bruder der kaÿsς:
Major, der beÿ ihm wohnt, und sich hier von der Furcht will Curierς lassς, die er vor dem
Preusischς Pulver und Bleÿ hat. Er sagte mir es wäre ihm ein organist recomandiert wordς,
er wollte sich aber der Sache nichts anehmς ohne zu wissς, ob er gut wäre –, er wollte sich
demnach beÿ mir erkundigς, ob ich ihn nicht kannte, – er sagte mir, er hieß Mandl
oder wie – er wüste es selbst nicht recht. o du ungeschickter Teufel! dachte ich: man
wird den Auftrag odς ein Ansuchς aus Wien erhaltς um iemand zu reccomandierς und
den Namen p: des Clienten nicht schreibς. Ich hätte es nicht merkς sollς, daß dieses der
Eingang wäre um mich zu bewegen von meinem Sohn zu redς: aber ich? – – nicht
eine Sylbe! Ich sagte – daß ich die Ehre nicht hätte diesen Menschς zu könnς; und daß ich
niemals es wagen würde dem Fürstς iemand anzuempfehlς, indem es imer schwer wäre
iemand zu findς, der ihm nach der Hand recht anständig wäre. Ja! sagte er, – ich werde
ihm auch niemand recomandierς, es ist viel zu hart! – – Ihr hς: Sohn sollte halt itzt
hier seÿn! |: bravo! aufgesessς :| dachte ich: schade daß dieser Man nicht ein grosser Staats=
Minister und abgesandter ist!
– Dan sagte ich ihm: wir wollς recht aufrichtig sprechς;
und fragte ihn ob man nicht alles mögliche gethan ihn mit Gewalt aus Salzbς zu ver=
dreibς? – ich fieng vom Anfange an, und vergaß nichts herauszusagς, was alles vorbeÿ
gegangen, so daß sein Bruder ganz erstaunte und er selbst aber nichts anders sagς
konnte, als daß alles die gründliche Wahrheit wäre. Wir kahmς auf alles von dς ganzς
Musik – ich erklärte ihm alles von dς Brust heraus – und er erkannte, daß alles die
vollkomne wahrheit wäre, und sagte endlich seinem Bruder, daß alle fremde, die an den
Salzbς: Hof gekomς nichts andς als den jungς Mozart bewundert hättς. Er wollte mich
imer bereden, daß ich an meinς Sohn desswegς schreibς sollte: ich sagte ihm aber, daß ich dieses
nicht thun könnte, – daß es eine vergebliche Arbeit wäre, – daß mein Sohn über einς solchς
Antrag lachen würde; Es wäre denn die Sache, daß ich ihm zu gleich den Gehalt, den er
habς sollte, überschreibς könnte, den auf den Gehalt eines Adlgassers würde nicht
einmal eine Antwort zu hoffen seÿn. ja, wen Se: hochfς: Gdς ihm auch monatl: 50 f
zu gebς sich entschlüssς könntς, so stünde noch gar sehr zu zweifeln, ob er es anehmς
würde. Wir giengen alle 3 miteinandς aus seinem Hause, den sie gingς auf die Reitt=
schule, ich begleitete sie und wir sprachς imer von dieser Sache, ich blieb dabeÿ, was
ich obς gesagt hatte,
– er blieb dabeÿ, daß er für meinς Sohn alleine eingenohmς wäre,
wir sprachς, daß auch die Haydin bald hin seÿn werde, – Meissner ist schon hin, –

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Haydn wird sich in wenigς Jahrς die wassersucht an Hals sauffς, odς wenigst, da er itzt
zu allem zu faul ist, imer fäuler werdς, so wie er älter wird: ich blieb endlich
imer dabeÿ, daß ich nichts schreibς könnte – ohne zu wissς, daß ich von einem
ansehnlichς Gehalt sichere Meldung machς könnte, – und so ließ ich ihn lauffς!
Nun müsst ihr wissen, daß der Fürst keinς gutς Organistς bekomt, der auch ein guter Cla=
vierspieler ist. – daß er itzt sagt |: aber nur zu seinς lieblingς :| das Becke ein
Scharletan und schwenkmacher seÿe, daß der Mozart alle weit übertreffe, also,
möchte er lieber denjenigς habς, den er kent, was er ist, als einς andς fürs
theure Geld, den er noch nicht kenet. Er kan keinem |: wen er ihm weniger
Gehalt gebς wollte :| einς Einahm durch Scolarn versprechς, da dern wenige sind,
und ich solche habe, und zwar mit dem Ruhm, daß kein Mensch besser Lection=
zugeben im Stande ist. – Hier liegt nun der Haas im Pfeffer! ich schreibe
aber alles dieses nicht in der Absicht, dich mein lieber Wolfgς: zu beredς, daß Du nach Salzburg
zurück kehrn solltest – den ich mache ganz und gar keine Rechnung auf die Worte des Erz=
bischofes, ich habe auch mit der gräfin kein Wort gesprochς, sondς vermeide vielmehr die Ge=
legenheit mit ihr zusamzukomς: da sie das mindeste Wort für willfährigkeit und
Ansuchς aufnehmς möchte. Sie müssen Komς – und, um etwas einzugehς, müssten
wohl gar günstige und vortheilhafte Conditiones vorgeschlagς werdς. und das ist
nicht zu vermuthς. – wir wollς es erwartς – man muß nichts verredς, als das
Nasenabbeisen. Der hς: Prelath zu Baumburg hat sich in die verhoffentlich glück=
seelige Ewigkeit hineingedrunckς. – auf ergangenes Ansuchς habe deine beÿdς
Lytaniς de Venerabili zum hl: Kreuz nach Augspς: schreibς lassς,
und die sind den
10 und 11 Tag Maÿ |: wo die grosse Procession alda ist :| mit allem Beyfahl ge=
haltς wordς.
Der ehrliche alte hς: Prelat ließ sich beÿ mir bedankς, und mich im
Nahmς seiner und im Nahmς des ganzς Convents einladς, wen ich mit meiner Tochter
etwa nach Augspς: komς sollte geradezu im Kloster abzusteigen, – allein bald
darauf erkrankte er und Starb. – und wer wurde Prelat? – – mein Brudς
hat es errathς! den 22 Junÿ ist der Schussbartl Ludwig Zeschinger Decanus
erwehlt worden, und heute den 28 da dieses Schreibe, ist er benediciert wordς: mein Brudς hat
mir am Wahltag selbst noch diese Nachricht überschriebς und ich habe der Eberlin Waberl
diese vergnügte Zeitung überbracht. Ein guter Prelat für die Musik! – vor 4 Tägς
ist die schöne etwas dicke Stockhamer Freule mit ihrem Starmbς: Laqué Louis Handl
in aller frühe – beÿ geschlossener Kirchenthüre, zu St: Nicola im Kaÿ hintς, ehlich ver=
bundς wordς, man musste es geschehς lassς, dan sie warς versprochς und ein 7 Monatς:
Kind |: ob es generis masculini odς Fæminini muß man erst erwartς :| ist als zeug
des versprechens mit Fractur dicken Buchstabς unterschriebς. Er hat das Hochgräfl:
Decretum als Leib=Friseur! – das spritzt! keine Seele von ihrer Freundschaft war
wedς beÿ der Copulation noch weniger beÿ der Hochzeit vor 7 Monat. das Sailer=
wirtshaus ist nun richtig an den Wirth im Milchgassl verkauft, weil Kraibich

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von freising geschriebς, daß er sich seines Rechts Einzustehς gänzlich begiebt. Ich glaube euch
schon geschriebς zu habς, daß zum Nahmenstag des versazamts verwalter Bauernfeind im
Steigerhause über 4 Stiegς 2 Comoediς gespielt wordς. Nun habς sie auf des Steigers Nah=
menstag abermahl den Splin, und dan nach derselbς eine zweyte kleine pieçe recht
sehr gut aufgeführt. das erste mahl warς die acteurs. Beranscky, SchweigerAltman
der junge Steiger. andretter Caietan als ein alter grober wundςlicher ins Geld verliebter
Kaufman. Der Steiger Mathiesel und ein Student als bediente. dan die 2 Baurn=
feind mädl und Strasser Nanerl. bey dς 2 pieçe so die Werbung hieß, warς
auch noch als Werbsoldatς, der Andretter Sigerl und ein gewisser hς: von Lirzer
dabeÿ. das 2te mahl. warς Beransky, Schweiger, Altman, dς junge Steiger,
der Brudς der Braunhoferin, und die nämlichς weibsPersonς, beÿ beÿdς pieçen.
Nun sind sie ebς im Begriffe, u werdς den Triumph dς freundschaft, dan darauf oder Inchle
und Iarico aufführς. die 2 Bauernfeindischς Mädl habς es das erste mahl erträglich, das
2te mahl aber gut gemacht. die Strasserische Nanerl, die jüngste der 3 Schwestern macht
gewisse Rollς, zum Exempl, eine Mutter, einen sanftς Caracter p: unvergleichlich, hat auch
eine treffliche Stellung und weis besser auf dem Theater zu gehς, als die andern.
Cornet Andretter ist noch hier: mir schwindelt etwas. Er hat nur halbe gagé. Er sagt
zwar andςe hättς es auch so. er macht keine solche Winde mehr, sondς schont seinς Uniform,
und geht und reittet imer in einem schmutzigς hechtengrauς überrock herum.
Er erwartete imer seine Wäsche von Ötting durch den Bothς und brachte nur ein paar
hemder und eines auf dem Leibe, mit, dan er kam gerittς. Nun sind sie versetzt,
und müssς abermahl schuldς bezahlt werdς: und ich höre von Reduction einer Baÿrς:
Officiers redς. – – mir ist Leid! mir gefählt es nicht! der Kropf wächst auch ganz
erstaunlich. – – Ich hab euch von einer Czerninischς Nachtmusik den 11 Junÿ geschriebς.
diese hat ein traurig-lächerlich, Eselhaftes End genomς. Czernin wollte es den näml:
Abend der gräfin Londron, und auch seiner Schwester machς. Nun war schon die erste Narrheit,
daß er solche zu erst seiner Schwester machte und hinach erst zur Lodronin gieng, da nicht nur
eine Landmarschallin dς Schlossoberstin weit vorgehet, sondς auch die grafin Lizow als
Schwester nach ihrer angebohrnς Bescheidenheit einer fremdς Dame diese Ehre willigst gelassς
hätte. die zwote Narrheit war aber noch unbegreiflicher. die Musik nahm beÿ dς Lodroninς
ihrς Anfang, – Czernin schaute auf die Fenster hinauf, dan schrie er Durchaus. dan kam
Menuet und Trio: nur einmahl, dan ein Adagio, das spielte er mit allem fleiß abscheulich
schlecht – sprach imer mit dem hinter ihm stehendς Brunetti, schrie laut durchaus:
und dann allons! marche! und gieng mit der Musik im augenblick davon, so, wie
ieder machen würde und könnte, wen er einer Person durch eine Nachtmusik eine
öffentliche Unehre erweisen wollte, da die halbe Statt zugegς ware. und warumb? –
weil er sich einbildete die Gräfin wäre nicht am fenster
, in welcher vorgefasstς Meinung

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ihn Brunetti besterkte: da doch die Gräfin mit dem Domdechant Fürst Breiner am Fenster
waren und von allen andς Leutς gesehς wurdς. Ein paar Täge darauf, als die gräfin
in die Gesellschaft kam |: den an ihrς Namenstage war sie zu Seeburg :| hat sie den Bru=
netti
abscheulich heruntergewaschς, und seit der Zeit redet der Erzbischof nichts mehr
mit ihm. Er hat |: nachdem er lange kein Concert gespielt :| itzt damit sich
einschmeicheln wollς; allein niemand gab auf sein Spieln acht; und als Hafeneder
spielte ruffte alles Bravo! – So bekomt alles seine Wendung!
Euer unterm 12tς Junÿ datiertes schreibς habe erst den 26 erhaltς. Hoffe es werde mein letztes
vom 11 dieß euch eingegangς seÿn. Euer ganzes Schreibς handelt vom Mr. Raff, der ohnehin so
wohl als ein guter Professore und ehrlicher Christlicher Mann mir unbekannter weise herzlich
Lieb ist, ihn von Person zu kenς wünschte, und unendlich vergnügt bin, daß mein lieber Sohn
in der Achtung und Bekanntschaft eines solchen verdienstvollς Manes ist, dem ich mich gehorsς:
empfehle.
Ich habe aus allen euren Schreibς abgenohmς, daß ihr nur imer dasjenige hin=
schreibt, was euch ebς in demselbς Augenblick einfällt – und die letzte Begebenheit,
oft desselbigς Tages nur ist der Held der Geschichte und Stoff eueres Briefes. Es
würde mit meinς Briefς nicht viel besser gehen, wen ich ihn den letztς Augenblick, wen
ich ihn wegschickς wollte, ganz hinschreibς wollte. So aber fange ihn eher zu schreibς an,
um ihn sodan, nach Erhaltung eueres Schreibς, zu schlüssς, und auf euer Schreibς zu ant=
worten: wo ich noch ein Stück Papier vor mir liegς habe, auf welches ich von zeit zu zeit
dasjenige mit einen paar Worte aufzeichne, was ich zu schreibς habe, und eurς
Brief genau durchlese. – ich bin frohe daß der Wolfgς: nicht imer in dem Zweifel
seÿn wird obs gestochen odς gehauet ist? Man kan ja nicht beständig beÿ guter Laune
seÿn. – doch geschieht keine Meldung mehr von dς Compositions Scolarin, – nichts mehr vom
Ballet des Noverre, – nichts mehr von dς opera. auch kein Wort ob Wendling noch
in Paris ist? – ob dς Wolfgς: den Baron Bach gesehς? – ob Piccini noch in Paris ist? –
ob er die 2 Staÿmetz kent? – ob er den Gretry gesehς? – ob die Besetzung im
Concert Spirituel und die production gut ist? Eine Erwehnung aller solcher Sachen
mit einem paar Worte |: NB ohne ganze Seitς darüber zu überschreibς :| würden mir viel ver=
gnügen machen. Ich habe in meinem letztς Schreibς schon Meldung gethan, daß ihr meine
übersetzte Violinschule mit Gelegenheit kauffen und dan wen etwas gutes |: schlechtes mag
ich nicht :| fürs Clavier zu habς ist – am liebstς vom Wolfgang – zu gleich durch den
Postwagς überschickς sollt. alles mit Gelegenheit – vielleicht kan es durch den Churfς
Minister hς: B: Sickingen Franco nach Manheim komς. er wird doch manchmahl etwas
dahin schicken. Mein lieber Sohn kan sich leicht vorstellς, daß es ein kleine Marter
für mich ist zu wissς, daß er unterdessς vielles Componiert hat – und ich leider! nichts
davon hörς kan, welches ehemals mein grösstes vergnügς war. Gedult! ist aller
hundsf – – Patron. – Des Rusts Serenata |: um auf euere fragς zu antwortς :| hat nicht
gefahlen, es war imer die alte Leyern, der Erzbischof selbst, und die ganze welt
fand nichts als ausgeschriebne und ausgedroschene Passagen, folglich die Wort hinein
gezwungς um die gestohlne Musik brauchς zu könς. auf die letzte war ein Quintet,

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29 Jun 78

da nahm er gar ein seiniges Septet aus einer opera Buffa her, welches auf lustige und
närrische Wort gemacht war, folglich auch sehr geschwind muste ausgeführt werdς; er zwang
nun ernsthafte Wort darauf – das war wirklich zum todlachς. der Fürst war gar
nicht zufriedς. – den Erzbς: zu ollmütz Colloredo habς wir in ollmütz als domherrς beÿm
Podsdatskÿ alle gesehς. Er ist ein etwas dicker schöner Man. weis und Roth in seinem
fettς angesicht, ein sehr guter Man! er ist nur ein vetter vom Erzbς: – von denς
welschς Colloredo, sein Mutter lebt in Mantua. – die Martinelli Lenerl lebt noch
mit der altς Basen im nämlichς quartier. man weis nicht wie, dan Martinelli hat
nichts als sein schlechtes Hausgeräth hinterlassς. das war beydς ganze Erbschaft. Es gehet
seit einigς Tägς die Rede, sie solle iemand in Cremsmünster heÿrathς. Es wäre nicht
unmöglich – des quardelieutenants Bruder ist ein Pater in Cremsmünster, der möchte so
eine Hayrat wohl stiftς um dort fürs Closter eine Singerin zu bekomς und seinem
Bruder von dieser Kostbarς Unterhaltung zu befreÿen. Ihr habt den schönstς Somer!
gut! beÿ uns war der Junius schlecht – Regς – kalt – schnee im gebürge, einmahl gar auf
dem Gaisberg. seit 5 tägen habς wir besseres Wetter und itzt warm. über donerwetter
habς wir uns noch nichts zu beklagς – bisher habς sie sich alle verzogς. Nun lachet! Ihr wisst,
daß der Obersthofmeister die gilowsky Catterl Kamerjungfer mit seiner altvätterischς liebe
imer verfolgt hat. auf seine Protecktion stoltz, war sie mit dς gräfin sehr grob. dς Hofrath
                          Gilowsky nahm sie weg, gab sie zur Fr: v Enk in die kost, und
                          sie fand imer Gelegenheit mit ihrem altς Coridon zusamzukomς,
                          welcher nun endlich, um seine Stundς in der LeopoldsCron recht ver=
                          gnügt zuzubringen mit dem hς: verwalter Anckner eine
                          Hayrath stiftet. Die Sache ist richtig bis auf die Ankunft des
hς: Hofraths, der in Münchς ist, dan soll gleich die Hochzeit seÿn – vielleicht hat er etwas
einzuwendς; die gräfin wird saure Gesichter machς. Wie gefählt euch der dicke,
bürgerbäurische starke glatweg Anckner und das delicate Kamerkätzchς zusam? Er ist gewiß
stark genug Hirschgeweihe von 16 Enden zu tragς. Euer gasse, wo ihr wohnt habe gefundς, so bald
du mir die Gegend schriebst. ihr seÿd in der That an einer gutς Luft, und ich bin frohe. ich weis
nicht, wen er so lebt, wie du mir schreibst, ob ihr beÿ einer Abänderung gar so viel ge=
winς werdet, sondςheitl: wenn ihr beÿ gutς Leutς wohnt. Ich wünsche daß des Wolfgς: Sinfonie
im Concert Spirituel gefahlς habe. – wen ich nach den Steimetzischς Synfoniς, die in Paris
gestochς sind, urtheilς solle, so müssς die Pariser liebhaber von Lermendς Sinfoniς seÿn.
alles ist Lermς, das übrige Misch=masch, da und dort ein guter Gedankς [am]
unrechtς Ort ungeschickt angebracht. – Voltaire ist nun auch Todt! und ist so gestorbς, wie
er war: das hätte er für seinς Nachruhm besser machς könnς. Etwas vom Krieg? – –
ja, was? – – das man täglich einς Preusischς Angriff erwartet, welches gewiß schon längst
geschehς wäre, wen er ein bequemes Loch auf einς fremdς Grund und Bodς zu komς gefundς
hätte. So aber werden wir wohl |: wen es anders möglich :| die ärnte abwartς, den die Leute
und Pferde wollς ihr futter. Was wollt ihr wetten der König in Preussς rücket am Ende selbst
mit Ansprüchς an die Churbaÿrς Lande heraus? – – Kurz! man weis nichts, und imer trägt
man die zeitung herum, als hättς sich Russland, Schwedς und Dänemark für Preussς

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erklärt. daß der Herzog Ferdinand von braunschweig in Schweden oder Dänemark ist, hat seine Richtigkeit.
diese Herrn werdς sich aber doch wohl bedenckς sich in fremde Händl zu mischen. vom Krieg
auf die gilowsky Catherl. sie war letzlich mit den graf Platzischς zu altenötting.
ich liess sie mit einem wäxernς opfer=mandl auf die Scheibς mahlς, auf
einer Seite war die Plain kirche, auf der andς Seite Altenötting zu sehen, und
schrieb dazue.

              An iedes frome Gnadenort, dahin ich mich begebe,
              Bring ich ex voto etwas mit, für den ich einzig lebe:
              Soll dan der Himel endlich nicht mich arme Seel erhörn? –
              und für mein Opfer und Gebett mir s'mänchen nicht beschern?

Die Complimentς kan ich nicht alle hersetzς. hς: Deibl hält alle Sontage richtige Nachfrage, er
empfehlt sich samt der hausMitzerl, bullinger, Sallerlandrettς: Hagenauerς: Mölkischς,
Ferlendis, Ferrari, Khünburgischς pp: ganzς PeltzelCompanie pp: und da ich und die Nanerl
euch millionmahl samt dem Pimpperl küssς und leckς, aber nicht im A– so bin
nebst meiner und unser aller gratulation ad primas Vesperas dς alte Mzt mp
die Md:me Duscheck hat mir einς recomendationsBrief an einς gewissς ClarinetVirtuos, Mr: Josephe
Bähr eingeschickt, der beym Prince de Lambesc in dienstς, welcher oberststallmeister beym
König ist. schreib mir, soll ich dir ihn schicken? – – suche den Mr. Bähr zu sprechς.


À Monsieur
Monsieur Le Chevalier Wolfgang
Amadé Mozart Maître de Musique
                            à
Rue Gros chenet
vis à vis celle du
croissant à l'Hôtel           Paris
des 4 Fils emont

Nro: 50.

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