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Salzburg dς 6 Aprill
47
1778.
Wir hattς heute das sehnlichst gewünschte Vergnügen euern schon dς 24 Merz geschriebςς Brief
zu erhaltς. Ich war um so mehr für diese Reise besorgt, weil wir eben zu derselbς Zeit hier
das abscheulichste Wetter hattς, und ich gar wohl weis, was es ist mit Rosslehnerς zu
reisen. Gott lob, daß ihr Gesund angelangt. für euere Zehrungskostς war mir auch
schon bange, da
n in Italiς ist es noch weit besser, man weis den Preis
à pasto zu lebς,
aber in Frankreich muß man vorher
accordierς |: welches sie nicht gern thun wollς :| sonst
wird man ja
merlich geschorς. ich schrieb euch nichts davon, weil ich damals als sicher glaubte
ihr werdet mit dem Postwagς gehς. wo man sich nach andςς Leutς richtς ka
n.
Basta! ihr
seyd |: Gott Lob :| glücklich angelangt. Itzt empfehle ich dir nachdrücklichst dich
durch
ein vollkomenes Kindliches Vertrauς recht die Gnade, Liebe und Freundschaft des h
ς:
Baron von
Grim zu verdienς, odς vielmehr solche zu erhaltς, ihn in allς Stückς zu
Rath zu ziehς, und nicht aus aigenem Kopf odς vorgefasster Einbildung zu thun,
und durchaus auf
dein und dadurch auf
unser gemeinschaftliches Interesse bedacht zu
seÿn. Die Lebensart in Paris ist von der teutschς sehr unterschiedς, und die Art im
französischς sich höflich auszudrückς, sich anzuempfehlς, Protecktion zu suchς, sich anzumeldς
p:
hat ganz etwas aigenes, so, daß h
ς: Baron von
Grim mir ebς auch damals Anweisung
gab, und ich fragte, was ich sagς und wie ich mich ausdrückς sollte. Sage ihm nur, nebst
meiner gehorsa
mstς Empfehlung, daß ich dir dieses eri
nert habe, und er wird mir
recht gebς. Ich hab noch
Vorschriftς in Händς, die er mir machte, um
Billets an Personς
vom Rang zu hinterlassς, we
n ich solche nicht sprechς konnte, und wie oft schrieb ich
mit der
petite Poste an
M: Grim um ihn um Rath zu fragς, odς ihm Nachricht zu
gebς, da wir wegς der weitς entlegenheit der
Rüe St: Antoine, und der
Rüe neuve
Luxembourg einander nicht sprechς konntς. Was diesen Punckt nun betrift bin ich
zum voraus überzeugt, daß du dich i
mer an diesen unserς gewissestς freund
haltς wirst. Du hast meinς Brief, den ich an h
ς: Maÿr
addressiert, erhaltς. ich gab dir
Nachricht, daß ich den h
ς: Gschwendner gebettς: daß er seinem Bruder schreibς möchte,
im falle eines nötigς Geldmangels dir beÿzustehς. ich that es aus vätterlicher
Vorsorge; wünsche aber, und hoffe, daß ihr geld herauszunehmς nicht gezwungς
seÿn möchtet, da
n ihr wisst erstlich, wie wir stehς, und daß itzt schon genug
schuldig bin weiß wie ich es bezahlen werde
ocuedfg bfn, und nicht
wlfo, wfl fcu lo blzmueln wlrde, und zweytens
macht es sehr viel aufsehς hier, und macht dir keine Ehre, mich aber
ich Euch immer Geld
setzet es in verachtung, we
n ma
ns erfährt, daß
fcu lhcu faalr gled
schicken muß.
ocufckln ahoo. ist es aber die höchste Nothwendigkeit, ie nun, in Gottes nahmς:
ihr därft dem h
ς: B:
v Grim dieses alles sagς, ich hab ihm alle unsere Umstände,
Schulden
auch alle unsere
ocuhedln in zween langen Briefς geschriebς, und mich in vielς
Erzbischof
Stücken, die verfolgung und die verachtung die wir vom
lrzbfocusoo ausgestandς
betreffend auf deine mindliche Erzehlung beruffen, ich hab ihm erzehlt, daß er
nur da
n höflich geschmeichelt, we
n er etwas nötig hatte, und er dir für alle
Compositionς nicht einς Kreuzer bezahlt hat; du ka
nst ihm mein Elend vorstellς.
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
MOZARTEUM
1881
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könntest
zu, wie
Hanauer, wie dς seel:
Schobert p: von einem Prinzς in Paris einς
monatl: Gehalt beko
mς, – da
n nebςbeÿ fürs
Theater, fürs
Concert Spirituel
und fürs
Concert des amateurs zu zeitς etwas arbeitς, – und da
n
einige mahl
par subscription etwas
gravierς lassς – ich aber und deine
Schwester
Lection gebς, und deine Schwester in
Concertς und
Accademiς spielς, so würdς
wir gewiß recht gut zu lebς habς. du wünschest
daß ich in meinς Briefς einς gutς
humor zeigen möchte. mein lieber Wolfgang! du weist,
daß die Ehre mir mehr
als mein lebς gilt. – überlege den ganzen hergang der Sache – denke, daß ich
Schulden
bis itzt tiefer in
Ocuhedln gerathen; da ich
durch dich mich herauszureissς gedachte. –
du weist ich stehe hier beÿ iederman in
Credit –, so bald ich diesen verliere, ist auch
meine Ehre hin: – die freundschaft und das Wohlwollς der Kaufleute dauert aber
nur so lange, als man mit der Bezahlung richtig zuhält – bleibt diese zu lange
Erzbischof
aus, so ist die freundschaft dς Welt verlohrς! – und der
lrzbfocusoo? – – sollte
wohl dieser das vergnügς haben zu hörς, daß unsere Sachς schlecht stündς, und
darüber lachς – darüber spottς könnς? – –
Ich würde in solchem falle des
gähen Todes hinfallen. da ich euer schreibς erhaltς, wurde ich augenblicklich
beÿ durchlesung desselbς in
die beste Laune versetzt. Wir brachtς also gleich allς
Leutς, die uns sorgfältigst i
mer fragtς, die gute Nachricht, daß ihr gesund und
glücklich in Paris angelangt. Ich im
Arcoischς Hause und die Na
nerl im Hagenau=
erischς und beÿ den Mölckischς
p: die sich alle empfehlς. – du weist das ich an das
Nachdenkς und
Überlegς gewohnt bin, sonst würde ich meine Sachς niemals so weit ge=
bracht habς, da ich niemand hatte, der mir rathς konnte, und ich von jugend auf
niemand völlig mich anvertrauete, bis ich nicht sichere Probς hatte. Sehe nur
meine Brüder und mich an, und du wirst die folgς meines überlegens und Nach=
denkens mit Händς greiffς, we
n du den Unterschied zwischς uns bedenkest;
da ich also von jugend an zur Überlegung gewohnt bin, wie ka
nst du mirs ver=
denkς, we
n mir eine so wichtige das wohl aller der meinigς betreffende höchst
wichtige Sache tag und Nacht am Herzς liegt? – Eine Sache die mich selbst, und
die jene Personς angehet die mir das liebste von dς ganzς Welt sind. – Ich sollte,
we
n ein Krieg zu nahe ko
mς sollte, gleich zu euch reisen. ja, nicht nur
we
n ein Krieg ausbricht, sondern auch ohne Kriegsgefahr. – allein ich muß
Schulden bezahlen zu wenig Geld
vorher die
ocuhedln blzmueln könς, sonst bleibt uns
zh wlnfg Gled zum reisς.
Mein guter Humor hängt von deinς Umständς an, mein lieber Sohn, diese machς
mich gesund, so viels für mein alter möglich ist, und ich empfinde, daß mich
deine Werkthätige Bemühung und Sorge, mich aus unserm Ja
merthale zu reisς
gesund macht. Hast du einmahl ernstlich auf das Wohl deines Vatters
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STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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gedacht, so wird dieser auch fortfahrς auf dein Wohl und Vergnügς zu denkς und
dir als dein wahrer freund beystehς. das Hoffe ich auch von dir und diese Hofnung
macht mich auflebς, macht mich vergnügt, macht mich fröhlich. Was du mir
Cannabich
von der wenigς Dankbarkeit des
Mr.
Cmnmbfcu schreibst habe ich dir ja schon in meinς
vorigς Briefς vorgesagt. arme Leute, die Ehre im Leib habς, sind allzeit erkäntlicher
als auf ihrς Rang und Ansehς Stolze, die ihre wahre Ehre dem Stolz einer ein=
gebildetς Ehre aufopfern und alles als eine Schuldigkeit ansehς, was man
ihnς zu gefahlς thut, und dich vielleicht durch etliche Mahlzeitς belohnt zu habς glaubς.
Cannabichs
weist du was mir h
ς: v Grim, da er
dir Cmnmbfcuo Synfoniς schickte geschriebς hat? –
c'est moi qui lui |: er sprach von dir :|
fais présent des Symphonies de Canabich.
Imaginez
que celui ci envoie chez moi un Exemplaire pour moi, un pour vous, et se fait payer
tous les deux par le Baron Bagge pour mon Compte, et prend même six francs de
plus et décampe. NB du hattest ihm vorher deine
Pariser –
Londoner, und
Holländς Sonaten
gratis gebς müssς, und er versprach dir dafür seine
Sinfoniς zu gebς; Nahm aber das geld
und reisete davon. Und glaubst du wohl, daß ein so elendς
Synfonischmierer dich
im Ernste nebς seiner in dienstς habς möchte? –
da du noch obς drein jung und er schon
alt ist? Ich glaubs nicht!
Die Manheimer Compositionς habς mir, die Wahrheit zu gestehς, niemals gefahlς, das
orchester ist gut, – stark – aber ihr
gusto ist nicht der feine wahre rührende
geschmack.
etwas vom Krieg! der Herzog
von Zweÿbrückς hat durch eine öfentl im
druck erschienene Schrift beÿm Reichstag widς den Vergleich zwischς dem Haus östereich und
Churf
ς: von dς Pfalz
protestiert, hat das Röm
ς: Reich um Beystand angeruffς und ist selbst
zum König in Preussς gereiset, welcher auch da
n in einer öffentl schrift sich erkläret
hat, daß er niemals zugebς werde, daß Churbayrς vertheilt werde. Nun wird es beÿm
Reichstag untersucht, wie weit die östereicherischς Ansprüche gegründet sind. unterdessς
ziehς sich die Oster
ς: und Preussς
Armeen schon zusa
mς, um sich gegς einandς zu stellς.
von uns gehς aus dem Gebürg etliche 100 Pferd zur öst
ς: armé die gekauft wordς.
heut sind wiedς 40 Stück durchgeführt wordς. Morgς und folgende täge ko
mς die Maul=
thier aus Italiς hier durch über 2000 St
ς: – Schreibet mir, ob
frankreich
den Krieg den Engelländerς wirkl: erkläret hat? – – nun wirst du den
ameri=
caner Minister h
ς: Dr: Francklin sehς. Frankreich erke
nt die 13
Amerikanischς
Provinzς für ohnabhängig und hat mit ihnς tracktatς geschlossς. die Na
nerl
empfehlt sich dς Ma
ma und ihrem Brudς ins Herz wir küssς euch beÿde million=
mahl und bin dς alte Mzt
mp
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„MOZARTEUM”
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Mein liebes weib hat also abermahl Paris zu sehς beko
mς,
u das
auch das roth attlassner Kleid
u das Waderl dς
Mad:me d'Epinay
ist wiedς nach Paris geko
mς. o wärς wir beÿ euch!
das
A, B, C: Ko
mt nächstens
gestern wars versprechς mit dem Oberbereuter u Barisani antonia
auf ostern die Hochzeit. der Castrat, dς täglich zu uns komt, empfehlt
sich, er singt, die Nanerl accompagniert wie ein iedς Capellmeister.
Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
à
chez Mr: Mayer
Marchand Fripier
Ruë Bourg l'Abbé Paris
ALEMAGNE
Nro 45.
INTERNATIONALE
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„MOZARTEUM”
1881