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Mein Liebes Weib u Lieber Sohn!
                                46
              Salzbς: dς 16 Merz
                                                                                                                              1778.
Ihr werdet mit dς hilfe Gottes gesund in Paris angelangt seÿn. Ich bin seit gestern dς 15
sehr beängstiget, da wir so viel schnee und sehr kaltes Wetter hattς. Ich dachte imer an
die Mama wegς der so kaltς und beschwerlichς Reise: und da ich überlegte, und berechnete,
daß ihr, sonderheitl: wen ihr die chaise nicht verkauft habt, nicht viel Geld mit euch nach
Paris bringen werdet, auch noch keine Anstalt wegς Erhebung eines Geldes machς konnte,
da im Hagenauerischς Hause wegς dem fastenmarkt alles die Hände voll zu thun hatte; so
habe heute mit hς: Franz Gschwendner, dessen hς: Bruder in Paris beÿ die Herrn Körman
Banquiers
sich befindet, gesprochen, welcher seinem hς: Bruder mit der donerstagsPost
den 19 schreibς wird, daß er euch einige Louisd'or für meine Rechnung gebς möchte.
da nun aber dieser Brief vor dem 27 odς 28 nicht nach Paris komς wird; so bin ich sehr
beängstiget, daß euch etwas bis dahin fehlς möchte, und entschloß mich ge=
genwärtiges heute voraus zu schreibς, und euch die Wohnung, nach der vorschrift
seines hς: Bruders zu übermachen: er ist chez Messieurs Körman Banquieurs
Rüe St. Martin
.
also nicht weit von euch. Ich weis nun nicht ob hς: Gschwendtner
euch vor der Ansicht des Briefes seines hς: Bruders etwas gebς wird. In dem
höchst benötigten falle will ich doch hoffen, daß er es thun wird, er kennt uns ja:
daß wir ehrliche Leute sind. Ich lasse mich ihm gehorsς: empfehlς. Titς: hς: Baron
von Grim kan vor dem 19 nicht schreibς, odς vielmehr, das schon angefangene Schreibς
zu Ende bringen, es ist nichts geringeres als meine ganze Lebensbeschreibung.
Ich empfehle mich ihm unterthänigst, und bin versichert, daß, wen er alle Bedrückung,
Verfolgung, und Tyraneÿ, der wir in Salzbς: seit 6 Jahrς ausgesetzt warς, genau und
Umständlich wissen wird, solches sein Mittleidς erweckς und uns zu helfen sein Herz
in Bewegung bringς wird. – Er kan doch sein zärtliches Herz in Russland nicht mit
eines Moskowitischς Herze verdauscht habς. der Oberstküchemeister Baron Pranck ist
statt seines Bruders Oberster gewordς, und Major ein Baron Dückher dermal in
Östς: dienstς. Niemals sind so erstaunliche Kriegsanstaltς gemacht wordς als dermal
in östereich; alles geht nach Königsgräz und Olmütz. der Kayser wird unter einer
Bedeckung von 6000 M ins Feld gehς. nämlich: 3000 adeliche Hungarn, unter den
übrigς 3000 werdς ein Theil Tyroller scharfschützς seÿn. Laudon ist Feldmarschall.
Ich könnte alle die beträchtlichstς Anstaltς nicht hersetzς, die hς: Gscheider, der es von seiner
Herrschaft umständlich weis, von Wien geschriebς. der König von Preussς hat ein sehr
spöttich und empfindliches Schreibς an den Kayser ergehς lassς in betreff der östς: forderungς
an die Churbayrς Lande. Heute sind Erinerungς beÿ den Kaufleutς hier angelangt,
wegς falschς unhaltbarς Preusischς Thalern, die in diesem Jahr geschlagς sind, und mit denς
itzt erst die Pferde, die Preussen theils in türkischς gränzς und Ortschaftς, theils im Polnischς
hat kauffen lassς, bezahlt wordς. Ich hofe bald etwas gutes von euch zu hörn. leset dem
hς: Gschwendner diese Neuigkeitς. ich und die
Nanerl küssς euch millionmahl u bin
dς alte Mzt mp

Mr: de Voltaire ist in Paris; ob aber Mr: Noverre |: der nun auch, wie in Zeitungς stand,
den orden vom Pabst hat :| in Paris ist, weis ich nicht gewiß. Solltest du einς Contrapunct,
oder so was fürs Concert Spirituelle machen könς: so arbeite es mit dem grösstς fleise aus, und
höre vorher, was sie da machen, was ihnς am bestς gefällt. die Bassisten wirst du sehr stark und
vortrefflich finden. Es muß recht gründlich geschriebς seÿn, da es zu weilς in der Spart gestochς wird. addio

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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Checco Barisani wird dς 18 nach
Hause reisen, er empfiehlt sich.
der Architect Hagenauer ist
mit dem Bischof von Gurk abge=
reiset, die Residenz in Gurk
auszubauς, – wird aber nicht
mehr komen,
dς Erzbς: hat ihn
abscheulich, wie einς Buebς
tracktiert, und ihm itzt
10 thaler geschenkt. folglich hat
er, für alles, so lang er hier
ist. 14 thaler und 4 duggattς
bekomς. Nach Ostern wird
dς hς: Oberbereuter die freule
Antonia Barisani Haÿrathς,
ohne Gnadςgeld.
die schwester des hς: Gschwendner,
Jungfς: Nanerl wird den hς: Nicolo=
doni
Heyrathς, der beÿ
hς: Spangler in Compagnie
ist, und dessς Tochter hatte.


ALLEMAGNE

A Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique

chez Mr: Mayer           à
Marchand fripier
Ruë bourg l'abbé

                                          Paris

Nro 44.

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881