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Mein liebes Weib und
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mein lieber Sohn!                                                            Salzburg dς 5 Merz
                                                                                                             1778.
da ihr mein Schreibς vom 2 Merz erst dς 7 odς 8 werdet erhaltς habς, so
überlege, daß ihr vor dem 15 nicht werdς abreisς könς, dan ich vermuthe, daß dς
Postwagς alle 8 Täge gehet. den 15 aber müsst ihr fort. desswegς schrieb ich
noch einmahl, weil ihr diesen Brief den 11 erhaltς könnt. In meinem
letztς gab ich euch Nachricht, daß mir hς: Baron von Grim geschriebς, und was er
mir geschriebς hat: ferner daß ich an hς: Herzog p: hab schreibς lassς, daß ihr
in Manheim noch 4 odς 5 Louis d'or nehmς könnt. die chaise werdet ihr nun
wohl, so gut es möglich, verkauft habς: habt ihr aber wieder alles auf den
letztς Augenblick gespahrt, so ist es euere Schuld, dan ich alles beÿ Zeiten
erineret habe, so wohl wegς der Bagage, Coffre, Postwagς und allς andς
Unkostς. es ist einmahl auf nichts, als auf seine aigene Sache zu denkς,
alles gleich zu thun, und sich von niemand abhaltς lassς. Eine Hauptsache
ist nicht zu vergessς: nämlich mit keinem andς Geld sich zu versehς als
mit Louis d'or und Laubthaler,
dan von Strassburg aus werdet ihr
kein anderes Geld brauchς könς. die Dilligence von Manheim werdet ihr
noch in Manheim bezahlς und bis Strasburg wird noch solches Geld
gehen. darauf ist recht wohl obacht zu gebς; und mit Kaufleutς,
sonderhtl: mit dem hς: Schmalz zu sprechς. Ich weis nicht ob dir hς: Herzog
schreibς wird, da dich hς: Schmalz itzt schon kennt, wird er dir das
Geld wohl gebς. laß dir aber Louis d'or gebς, sonst kannst du nichts
nehmς, dan das silber geld ist auf dς Reise zu unbequem, sondς=
heitlich, da ihr es beÿ euch tragς müsst.
um Gottes willς versäumt
nur keine Minute euch alles in ordnung zu richtς, den komt ihr
späth nach Pariß, so kan wenig gemacht werdς, es braucht seine Zeit
in Bekantschaft zu komς, der Ort ist zu groß, und gehς die Leute
hin und her aufs Land: itzt muß man noch die Bekanntschaftς
machς, weil alles beysamς ist; sonst verderbt ihr wiedς alles, und es geht

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„MOZARTEUM”
1881
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wie es bisher gegangς, was ich aufgebauet habe, habt ihr wiedς niedergerissς:
und was ich, nach euerm Vorschlage eingegangς, war am Ende auch wiedς nichts.
Nun ist nichts anders zu thun als weiter zu trachtς, ihr habt beÿ allem
dem, daß ihr wedς zimer noch kost zu bezahlς hattet, doch Geld genug ausgegebς;
weil man nun täglich wiedς Geld ausgiebt, so muß man weiter trachtς, den
ihr nehmt in Manheim keins mehr ein. das musikς: Paquet wird
wohl schon in euerς Händς seÿn. – ihr wisst unsere Umstände. ihr habt
Ursache genug auf ieden Kreuzer zu sehen – in solchς Umständς war ich noch
niemals! Ich bitte Gott, daß er dem Wolfgς: in Paris ein besseres Glück
schicket. Ich versichere, daß alles auf die Lebhaftigkeit ankomt nach dem
Unterschied der Umstände seine Sachς zu betreibς – mit Eyfer zu betreibς,
und sein Glück ist, daß hς: B: v Grim in Paris ist. dem muß er sich
ganz anvertrauς und alles thun, was der ihm sagt, und wie er ihms
sagt. desswegς muß man die zeit brauchς, wen man sie hat.
hς: B: v grim könnte neuerdings einς Befehl erhaltς, und abermahl
im frühejahr eine Reise machς müssς; dan wäret ihr wiedς angesetzt.
den wens so fortgieng, so wäre all unser Sach verschuldet, und wir auf
einmahl arme Leute, und am Ende könnte keins dem andς mehr helfς.
ich habe mich bemühet in allς meinς Briefς die Wahrheit, wie sie
ist, euch zu schreibς: allein mir komt vor, als wen alle diese Briefe
nur geschwind so obenhin mit halbem Auge wärς durchge=
lesen und sodan hingeworffς wordς. Ich bitte um Gotteswillς nur
solche öfter mit bedacht und Nachdenkς zu lesen: und ins künftig
für sich alleine, und nicht imer mehr für andςe besorgt, und
aller Welt diener zu seÿn.
sonst komt ihr, beÿ meiner Ehre,
auf einmahl in den fall eure Sachς versetzς und verkauffς zu müssς.
Ich hab dem hς: B: v Grim schon geantwortet, und ihm alles geschriebς, warum
der Wolfgς: nicht mit hς: Wendling nach Paris gekomς: und daß er andςe Ursachς
ihm vorgewendet – vielleicht habt ihr vom Wendling unterdessς auch einς
Brief. Ich schreibe dieß, damit ihr dem hς: B: Grim die wahrheit sagt,
wie sie ist. Nun ist es mit diesem alleine nicht gethan, daß ich in

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Manheim noch 5 Louis d'or angeschaft habe; ich muß doch auch Anstalt machς,
daß ihr in Paris einige Louis d'or allenfals nehmς könnt, da beÿm Eintritte
man dir nicht gleich Geld zuwerffς wird. da müsste ich euch nun einς pre=
sentations
Brief verschaffς, ihr müst mir also, so bald ihr ein Zimer
beziehet die addresse schreibς. unterdessς muß gleichwohl eine andςe An=
stalt ausdenken; damit ihr nicht steckς bleibt. Es wird aber das
aller nothwendigste seÿn mir gleich von euerer Wohnung Nachricht zu gebς,
so bald ihr eine habt. hς: Baron v Grim wird euch nicht Logierς könnς.
das ist nicht zu vermuthς. ihr könnt euch also bey Mr: Mayer anfragς.
Lebt gesund, das ist dς Letzte Brief, den 15 reiset ihr gewiß. Gott erhalte
euch, gebe euch eine glückl: Reise, die Nanerl und ich kissς euch million=
mahl und bin samt ihr euer bis in Todt getreuer Mzt mp


setze abermahl zur fürsorge die Adresse des hς: Baron v grim her.
Rüe de la Chausse d'Antin, prés le Boulevard.

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À Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
à

Frcoaugς
Manheim

Nro: 43.