Mein lieber Mann.
ersehen habς.
die ursachen hat er dir geschriben, und es ist die wahrheit, es wehre
nichts desto wenige schreibe nur gleichwoll am herrn von grim.
so übereillen. was die Neuigkeitς belangt, werden kinfftige woche,
hetten einς vill zu grossς schaden, wan die trauer lenger werthe.
das es zu Salzburg so traurig zue geht glaube ich gerne, auf dise
wird wol das ganze Land ruinirt werden. Ich bedaure
. den herrn von schüden hofen winschen ich 1000 glick und Segen,
zu seiner heurath, er wird sie wohl brauchς. komt die freile
und der herr von Melck sein pepherl.
#
der h
ς: von schidenhofen hätte mir wohl
durch sie längst nachricht geben können, daß er in si
n hat bald hochzeit zu
halten. ich hätte ihm neüe
Menuett darzu
Componirt. ich wünsche ihm vom
herzen glück. das ist halt wiederum eine geld heÿrath, sonst weiter nichts.
so möchte ich nicht heÿrathen; ich will meine frau glücklich machen, und nicht
mein glück durch sie machen. drum will ichs auch bleiben lassen, und meine
goldene freiheit genüssen, bis ich so gut stehe, daß ich weib und kinder ernähren
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
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STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


kan. dem h
ς: von schidenhofen war es nothwendig sich eine reiche frau zu
wählen; das macht sein adl.
Noble leüte müssen nie nach
gusto und
liebe heÿrathen, sondern Nur aus
interesse, und allerhand nebenabsichten;
es stünde auch solchen hohen Perso
nen gar nicht gut we
n sie ihre frau
etwa
noch liebeten, nachde
m sie schon ihre schuldigkeit gethan, und ihnen einen
Plumpen
Majorads=herrn zur welt gebracht hat. aber wir
arme gemeine leüte, wir müssen nicht allein eine frau nehmen, die
wir und die uns liebt, sondern wir därfen, kö
nen, und wollen
so eine nehmen, weil wir nicht noble, nicht hochgebohren und adlich,
und nicht reich sind, wohl aber niedrig, schlecht und arm, folglich
keine reiche frau brauchen, weil unser reichthum nur mit uns aus=stirbt,
de
n wir haben ihn im kopf; – – und diesen ka
n uns kein mensch nehmen,
ausgeno
men ma
n hauete uns den kopf ab, und da
n – – brauchen wir
nichts mehr. wir haben ihren brief vom 2:
ten feb:ro richtig erhalten.
die hauptursach warum ich mit den leüten nicht nach
Paris gehe, habe schon
im vorigen brief geschrieben. die 2:
te ist, weil ich recht nachgedacht habe,
was ich in
Paris zu thun habe. Ich kö
nte mich mit nichts recht fort bringen,
als mit
scolaren, und zu der arbeit bin ich nicht gebohren. ich habe
hier ein lebendiges beÿspiell. ich hätte 2
scolaren haben kö
nen; ich
bin zu jedem 3 mahl gegangen, da
n habe ich einem nicht angetrofen,
mithin bin ich ausgeblieben. aus gefälligkeit will ich gern
lection geben,
besonders we
n ich sehe, daß eins
genie, freüde, und lust zum lernen hat.
aber zu einer gewissen stund in ein haus gehen müssen, oder
zu haus auf einem warten müssen, das ka
n ich nicht, und sollte es mir
noch so viell eintragen. das ist mir unmöglich. das lasse ich leüten
über, die sonst nichts kö
nen, als
Clavier spiellen. ich bin ein
Componist, und bin zu einem kapellmeister gebohren. ich darf
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1881
[S. 3]


und ka
n mein Talent im
Componiren, welches mir der gütige gott
so reichlich gegeben hat, | ich darf ohne hochmuth so sagen, de
n
ich fühle es nun mehr als jemals | nicht so vergraben; und das würde
durch die viellen scolaren, de
n das ist ein sehr unruhiges
metier. ich
wollte lieber,
so zu sagen, das
Clavier als die
Composition negligiren.
de
n das
Clavier ist nur meine Nebensach, aber gott seÿ danck,
eine sehr starcke nebensach. die dritte ursach da
n ist, weil ich nicht
gewis weis, ob unser freünd Gri
m zu
Paris ist. we
n der zu
Paris ist,
so ka
n ich noch allzeit auf den
Post=wagen nachko
men, da
n es geht
ein
charmanter Postwagen von hier über strasburg Nach
Paris. wir wären
allzeit so gereist. sie gehen
auch so. der h
ς: wendling ist untröstlich daß
ich nicht mitgehe; ich glaube aber daß die ursache mehr
interesse als
freundschaft ist. ich habe ihm nebst der ursache, die ich im lezten brief
geschrieben habe, | nemlich daß ich seit meiner abwesenheit 3 brief
beko
men hätte
Ec: | auch diese wegen
den scolarn gesagt, und ihn ge=
beten, er möchte mir etwas
gewisses zuwegen bringen, so würde ich,
we
n ich anders ka
n, mit freüden nachko
men; absonderlich we
n es
eine
opera wäre. das
opera schreiben steckt mir halt starck im
kopf. französisch lieber als teütsch.
italienisch aber lieber als teutsch
und französisch. beÿm
wendling sind sie alle der Meÿnung das meine
Composition ausserordentlich in
Paris gefallen würde. das ist gewis
das mir gar nicht bang wäre, de
n ich ka
n so ziemlich, wie sie wissen,
alle art und stÿl vom
Compositions a
nehmen und nachahmen.
Ich habe der
Mad:selle gustl, | die tochter | gleich nach meiner ankunft ein
französisches lied, wozu sie mir den text gegeben hat, gemacht,
welches sie unvergleichlich singt. hier habe ich die Ehre damit aufzuwarten.
beÿm wendling wirds alle tag gesungen. sie sind völlig Narrn darauf.
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1881
[S. 4]


Nun folgt eine
Satyre die zu München gemacht ist worden. ich weis nicht
ist sie ihnen bekant oder nicht, ich schreibe sie einmahl für allemahl her.
die guten östereicher.
um unser gräntzen zu decken,
ganz redlich und Pflichten getreü,
schickt joseph dem Fridrich zum schrecken
uns seine soldaten herbeÿ
da sind sie die nachbarn von osten
voll freündschaf bezoh schon ein thor
hüpsch ordentlich wachen und Posten
und joseph verlangt nichts davor.
Er giebt uns nur schutz; und wir raumen
ihm alles vom herzen gern ein.
wem sollte was böses wohl traumen
wie könten wir ruhiger seÿn? – –
gesezt nun sie sollten lang bleiben
gesezt auch es wäre betrug;
die frevler von uns abzutreiben
sind wir noch stets muthig genug.
wir haben zwar wenig soldaten
das wär ein zu kostbare waar,
doch haben wir tänzer, kastraten,
und Pfaffen in zahloser schaar
geschweige der Erz=brüderschaften
leviten=schwänz, jäger und hund
ach joseph! wen diese dich straften
sie stürzten dich wahrlich zu grund.
wir haben auch viell generalen
vielleich auch noch mehr als wie du,
du müstest die zeche bezahlen,
drum lass uns ja lieber in ruh.
wir hoffens und bleiben hier still;
die Preussen lass uns nicht herein!
das ist unser baierischer will,
du sollst unser schutz=Engel seyn.
josephs resolution folgt im Copert.