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Manheim den 24
tς
29
Januarÿ 1778
Mein lieber Mann
deinς brief von 19
tς habe heunt mit vergniegen empfangen,
und die darinen enthaltene Neuigkeitς erfreÿen mich sehr,
dan hier höret man gar nichts, es ist alles so still,
als wan man nicht in der welt wehre, die leuthe seuffzen
Kurfürsten
nur, und winschen den
Chrifrotς wider hier zu haben,
dan es ist der statt ein grosser schaden, dan es komen
keine fremde hieher weill nichts zu sehen ist, in den fasching
haben sonst die burger ihre beste einnahme gehabt, und die
leuth praf schehren könnς, für heur ist es aber mit disen
gewinn vorbeÿ. der wolfgang ist göstern in der frueh
mit den herrn weber und seiner
Mamsell dochter, nach Kirch=
heim bolland, zu der Prinzessin weillburg abgereiset,
vor 8 tägen glaube ich schwehrlich das sie sie wird fortlassς
dan sie ist eine ungemeine liebhaberin der
Music, spilt
Clavier
und singt, der Wolfgang hat sich mit
arien und
sinfonien
versehen, um ihr solche zu presen
diern, der orth ist nur 10
stund von hier und also nur eine kleine dag Reise, die
Prinzessin ist bestendig in disen orth, und Reiset nur etwan
auf 2 Monath des Jahrs nach holland, ihren herrn brueder
zu besuchς. was des wolfgang seine Kleider betrifft habe ich
ihm seÿt der zeit schan anderst beredet, er nimbt sie schon
mit, auch will ich ihm über reden das er den grossen Küffer
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
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nimt, dan wan er alle Kleider, und seine ganze
Music,
|: die vorhero in 3 grossς backς gewesς :| in den Kuffer backet
so wird er gewiss foll genug, und wie ich höre so gehen
sie mit den postwagς |: welcher von hieraus geht, und
nicht beÿ der nacht fahrt :| so ist es noch besser wenn er
seine ganze pa
gage beÿ sa
mς in ein Kuffer hat. von den
herrn von grim hast du noch keine andworth erhaltς, ich
glaube es wehre guth gewesen, wan du die
Adres noch
an seine alte wohnung gemacht hettest, dan wan er nicht
mehr dorth ist, so wissen sie villeicht wo er hingezogen ist.
wegen den briefς so du nach wienn geschribς hast ist es gar
guth, aber ich mus dich erinern, und ich glaube es wurde
auch nicht übel sein, wan du auch an den grafen thun
Kaiser
schriebest, der beÿ den
Klfolr so vill gilt, und den wolfgang
so gehrn gehabt hat. es ist hier ein Sänger der beÿ
der opera singt mit Namς
Monsieur hartig, der hat eine
solche liebe und freindschafft zu uns, das er mich nur seine
liebe Mama heisset, diser last dir unbekanter weis
auf das beste Empfehlς, er hat mich heunt besuchet, um
zu sehς, wie ich mich in der abwessenheit meines Sohns befinde,
dan hörte er das ich nacher haus schreibς werde, so gabe er
mir gleich seine Ergebeneste
Complimenten auf.
Unsere frau von haus die frau hofka
mer Räthin, last sich
dir auch Empfehlen, sie ist gar eine gutte frau ich mus
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den ganzen nachmitag bis nachts um halbe 11 beÿ ihnς
sein, so bald ich von essen nach haus kome, so komt die
Mamsell gleich zu mir und holt mich zu ihnen hinauf,
da arbeithς wir bis es nacht wird, und nach den nacht=
Essς spillen wir brandlen |: das ich ihnς gelehrnet habe :|
20 March um einς
Xr, da kannst du dir denckς was wir
verliehren kö
nς. adio lebts beÿde gesund
ich Küsse euch viell 1000 mahl und verbleibe
wie alzeit dein getreues weib.
Maria Anna Mozart
an alle unsere gutte freinde und freindinς
bitte meine gehorsamste Empfehlung
abzulegen, absonderlich an
Monsieur bullinger
und
Mamsell Sallerl.
dem bimperl ain busserl.
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A Monsieur
frcoaugspurg
Monsieur leobolt Mozart
Maitter de chapel
ches l'archevéque
a Salisburg
N:o 29
N:o 29.
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