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Manheim den 3
tς Jener
26.
1778.
Mein lieber Mann
8
göstern als den 2
tς habe deinς einschlus an herrn Wendling erhaltς,
und zu gleich ersehς das ihr euch beÿde gesund befindet, wür
sind gott seÿ danck auch gesund. hier ist es aber wegen den
todesfahl des Churfürsten in bairen, alles in dieffester thrauer,
keine
opera |: welches mir sehr leid ist :|
comedi, ball,
academie,
schlittenfahrς,
Music, alles ist eingestelt worden. den 31 abends
um 7
ben uhr ist der
Curier von Münichen angeko
mς, und hat
die thrauerige nachricht gebracht, das der Churfürst tags vorhero
nachmitag um 1 uhr gestorbς. unser Churfürst aber ist noch
am Neuen Jahrs abend nachts um 10 uhr nacher Münichen ab=
gereiset, und ist iezt schon lange dorth angeko
mς, gott gebe
das alles einς guethς ausgang nimbt, und keine verdriesslich=
keitς daraus entstehen, ich winsche es von herzen, dan er ist
ein gar gutter herr. hier ist es iezt so still und von herzen
langweillig, und in Münichen wird es noch mehr sein. das kan
ich mir vorstellen. disen wintter würd es zu Salzburg lustiger
sein, dan der fasching wehret lang. wie geht es dan der frau
adlgasserin,
riche ihr meine Empfehlung aus, ich lasse ihr von
herzen
contolieren, die armς kinder sind zu bedauren,
die Victorl würd wohl nicht beÿ ihr bleibς, und da hat sie recht.
heunt Sontags den 4
tς göstern abends habe deinς brief von
29
tς december erhaltς, und darinnς mit Vergniegς gelesen,
Graf Arco G Starhemberg
das der alt
grmi mrcs, den
otmrlnblrg so braf gebuzt
hat er meint es doch recht gueth mit uns, mir hat es in
der Sellen wohl gethann, das sie es einmahl erkennς
was sie in den Wolfgang verlohren habς. das der herr
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haÿden ist organist beÿ der heilligς dreÿfaltigkeit geworden,
niederträchtig
ist von ihme sehr
nfdlrtrm"cutfg gehandlet, ist er denn nicht
nach Italien gereisset, um Capellmeister zu werden,
auf die weis ist wider nichts daraus worden. was
macht dan der Capellmeister
Rust ist er noch in Salzburg
und gesund worden, oder nicht. wird der herr von Schüden=
hofen disen fasching nicht hochzeit haltς, mit der freile nanerl
und der herr von Melck mit der freile peberl. ist der franz
barisani noch zu Salzburg, richte unsere Empfehlung an ihme
aus. heunt erwarthet man mit Verlangen einen
Curier von
bairen, um zu erfahren ob der Curfürst glücklich angeko
mς
ist, und was alles dorth passiert, gott gebe es das alles
ein guettes end nihmet, ich winsche es von herzen.
der
gilovskÿ katel bitt meinς Neuς Jahrs wunsch und
Compliment
entgegς abzulegen, wie auch an alle andere gutte freinde
und freindinς. es wehre wohl sehr gutt wan du ein empfehlun=
gs schreibς von wienn, an die Königin köntest zu wegen bringς
von andern Neuigkeitς weis ich gar nichts zu schreiben, dan hier
bin ich nicht vill bekand, und du kennest auch nicht vill, das
es dich
intresieren solte, aber von Salzburg ist mir alles bekant
da kanst du mir schan schreibς was pa
siert, und es gibt auch
vill mehrer als hier. adio lebts beÿde gesund ich kisse euch
vill 100000 mahl und verbleibe wie alzeit dein altes getreues
weib
Marianna Mozartin
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[S. 3]
der Wolfgang ist noch nicht zu Haus, ob er so bald kombt
das er noch etwas weniges schreiben kann weis ich nicht.
er hat vill zu thuen mit
Componieren, dan die Zeit gehet
geschwind vor beÿ, und mues sie so gleichsam stehlen.
dan wan man an einς orth zum essς geht, an einς
andern schreibt und le
ction gibt, und in einς
tridς orth schlafft, so kan es nicht anderß sein.
Ich hoffe daß sie sich beÿderseits recht wohl befinden; ich bin
gott lob und danck recht gesund und wohlauf. sie könen sich ganz
natürlich vorstellen daß es mich sehr verdrüsset das der Chfürst
von baÿern gestorben ist. mein wunsch ist nun dieser; daß der
hiesige Chfürst ganz baÿern bekömt, und sich nach München
zieht – – ich glaube sie würden auch damit zufrieden
seÿn. heüt mitags um 12 uhr ist Carl theodor beÿ hof
als herzog vom baÿern declarirt worden. zu München aber
hat der graf daun obristallmeister gleich nach den tod
des Chfürsten sich für den hiesigen huldigen lassen, und
die dragoner in der ganzen statt mit trompetten und Paucken
herum reiten lassen, mit ausrufung. Es lebe unser Chfürst
Carl theodor. wen es alles, wie ich wünsche gut abläuft, so wird der
hς: graf Daun ein ziemlich schöns præsent bekomen. sein adjutant, welchen
er mit der todten=nachricht hieher geschickt hat | er heist lilienau | hat
von Chfürst: 3000 fl: bekomen. Nun leben sie recht wohl. ich küsse ihnen
1000 mahl die hände, und meine schwester umarme ich von herzen und bin
wolf: Mozart mp. à tous mes amis des Compliments.
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[S. 4]
À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maitre de la Chapelle de S: A: R:
L'archeveque de salzbourg
à
fro augspurg
Salzbourg.
N. 26
N. 26
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