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[... (Schluss der Abschrift des ersten Teils des Briefes vom 30. Oktober 1762)]
                             N. 5
                                            Wien den 6:tn Novembris
                                                                          1762.

Alle dero wertheste Schreiben habe richtig empfangen.
Wie viel bin ich nicht ihrer so vielen Bemühung schuldig!
Doch ich kenne ihre Freundschaft: sie sind dazu gebohren,
ihrem Neben=Menschen gefällige Dienste zu er=
weisen, und zu zeugen zeigen, daß sie ein Freund
ihrer Freunde sind. Aus meinem Lezten werden
sie ersehen haben, in was für Gefahr mein Woferl,
und in was für Angst ich seinetwegen ware. Gott
Lob! es ist wieder alles gut. Gestern haben wir
unsern guten hς: Dr: Bernhard mit einer Musik
bezahlt. Er hat eine Menge guter Freunde eingeladς,
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und uns im Wagen abholen lassen. Den 4:ten aber am Caroli
Fest habe ich den Woferl das erstemal in die St. Karoli Kirchen,
und JosephStadt spatzieren geführet. Es war einer der
schönsten Tägen, deren wir, seit der zeit, als wir hier sind
kaum 3. oder 4 gehabt haben. Sagen sie mir, war dann
in Salzburg auch imer so ein abscheuliches Regen=Wetter?
– – hier hat es auch schon geschnieen, und heut ist ein voll=
komenes April=Wetter. Meine Frau und ich empfehlen
uns dero Frau Gemahlin, und danken für alle so viele
Bemühungen. Sie wird den erhaltenen Brief nächstens
beantworten, der Wolfgangerl erstattet gehorsamsten Dank
für die gütigste Erinerung zu seinem Namens Tag. Es
wurde freÿlich sein Glück gewesen seÿn, wenn er nicht an seinem
Namens Tag zwar schon etwas bessers, doch noch im Bette gewesen
wäre. Es haben zwar einige Herrschaften zu uns geschickt ihme
glück wünschen, und um seinen Wohlstand sich erkundigen zu
lassen; allein dieß war es auch alles. Es schickten nämlich:
der Graf Ferdinand Harrach; Graf Palfi, der französische
Bottschafter
, die Gräfin v: Kintski, der Baron Pechman der
Baron Kurz, die Gräfin v Baar p. – – wäre er nicht schon bald
14 Täge zu Hause gewesen, so würde es ohne Praesenten
nicht abgegangen seÿn, Genug! iezt müssen wir sehen, ob
Die Sache wieder in seinen Gang komt, indem es vorher
rechtschafen gut ware. – – Nun etwas anders, ist etwa
nicht der Schifmeister Leopold in Salzburg? – – ich könnte
hier so einen schönen Schreibkasten kaufen, den ich um
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einen gar leichten Preiß haben könnte, wenn ich ihn nur mit
einer Hochenau nach Salzburg bringen könnte. Es würde ja
nicht viel kosten? – – Sie glauben nicht, was für schöne Kästen
hier gearbeitet werden, und gar nicht theuer: wie auch Tischl,
Sessel p und dergleichen, Tausendmal wünsch ich mir dergleichen
Sachen in Salzburg zu haben. Die Fuchs Pelz sind auch
wohlfeil, um 30 f bekomt man den schönsten langen Pelz
mit Fux=Wamen, in Salzburg wollen sie dermalen 38,
bis 40 f nur für den Pelz allein. Ich wünschte mir nur
das Vergnügen die Frau Hagenauerin einen Tag
hier zu haben um sie auf den Markt oder Dult zu führen,
der iezt 4. Wochen lang ist. Sie wurde ein grosses
Vergnügen haben alle diese schönen Sachen zu sehen, die
das Geld aus den Beutel Locken. Leben sie samentl:
wohl. ich empfehle mich ganz Salzburg, und bin p.

[... (Beginn der Abschrift des Briefes vom 24. November 1762)]
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[... (Schluss der Abschrift des Briefes vom 30. Oktober 1762)]
                    zum Brief von 6 November 1762
 
         zu N. 5

Wenn Sie das sonderbare freundstuck mir erweisen, und
nach laufen sich verfügς wollς; so ist es hoche Zeit: den
hς: graf spauer excel: gehen gemeiniglich den 14 novς:,
nämlich den tag nach dem parisJahr tag wieder von
Salzburg weg: geschieht es nun Jtzt nicht, daß durch
Vorspruch seiner Excellenz, und durch Antrieb des hς:
BeichtVatters
ein Entschluß erfolget; so geschieht es
nimer. Ich bin dann gezwungen meinen Plan
über lang oder kurz zu ändern. Ich habe schon
adressen nach holland und Frankreich. seiner Zeit
das mehrere Mündlich.
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Thun sie mir die Liebe und Freundschafft und machς
sie Sr: Excellenz dem hς: grafς Spauer nachdrückliche
Vorstellungς. Ich habe ihm und auch titς hς: Beichtvatter
geschrieben. nicht weniger Sr: Exς: hς: obristhofmeister,
wegen der Erlaubniß bis auf das Advent in Wienn
zu bleiben. Ich habe es übersehς dem hς: obersthofmeister 
Exς: beÿzufügen, daß Hochderselbe in fall es nötig seÿn
sollte mir eine Fürstliche Rückantwort wissen zu
lassς, sich nur an Sie zu wendς. Wenn Sie ohngefähr
gelegenheit findς, zum Exemple nach der 10 uhr mess in
dom, so dürfen sie Sr: Excellenz keklich anredς. oder
wolltς Sie zu ihm selbst gehen. so würdς Sie noch besser
thun. Sie därfen auch freÿ wegen der vicecapellmeister
Stelle Meldung thun; denn er ist mir gänzlich geneigt.
Was glauben Sie wie vorteilhaft es mir wäre, wenn
ich es noch würde, weil ich hier bin ? – –
Ich bin beÿ meiner Ankunft durchaus als Capellmeister
von Salzburg angesehen wordς: und der Kaiser selbst,
als er mich hinein führen wollte, die infantin auf der
violin zu hörς, kam heraus, und rufte: wo ist der
Capellmeister von Salzburg
?
Ich habe es letzlich mit Fleiß nicht beÿgesetzt: man hätte
es mögen für eine Erdichtung haltς. täglich fast ergebς
sich solche Gelegenheitς, wo ich zu Zeitς nothwendig
solches wiedersprechen muß, denn alle Lügen und
Windmachereÿς seÿen fern von mir. Nun haben
Sie mich verstandς, ich ergebe mich Ihrer Freundschafft.