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                          Manheim dς 20 december
Mein lieber Mann                                                                     1777

den augenblick habe dein schreibς von 15 erhalten, und mit Vergnügς
ersehen das ihr beÿde gesund seÿd, gott seÿe gedanckt, wür sind es in
gleichς. der Wolfgang ist nicht zu haus, und würd deinς brief erst
abends um 11 uhr wan er nach haus komt lesen, das es uns guth
gehet, habe dir lestens als den 18 geschribς, und diese 2 täg bin ich
nicht aus den haus gekomς, denn es ist Nasses wetter und kald darbeÿ.
Morgen als Sontag speisen wür ich und der Wolfgang bey unsern
hausherrn hofkamerRath Serarius, dessentwegen schreibe ich heunte.
dan morgen mechtς wür zu späth weck komς, dan die post gethet
abends um 6 uhr. was du wegen den beichtς schreibest ist schon zu
Maria Empfängnus geschechς, under der wochς hören wür zwahr
seltς Mösse, denn es würd späth tage, so könnς wür nicht ender förthig
werdς, dann die leste möss ist um 11 uhr und sehr weith von uns.
Son= und feÿrtäg aber ist sie nächer beÿ uns in der Pfahr Kirchen.
der Wolfgang gehet aber alzeit Sontags in die hofKirch in das
hochampt, um die Music zu hören. Neues weis ich gar nichts zu
schreiben, dann es ist seyd 2 tägς nichts pasiert, ich werde hinfiro
alle 8 täge schreibς, so ist es besser der miehe werth, dan der brief
kost alzeit 12 X er mag gros oder klein sein, unsere schreibtäge
komς so nache zu samen, nehmlich, donerstag, und Samstag, das
man es leichter auf einmahl schreibt. noch ist der barth nicht
barbiertet wordς, sondern nur mit den scherl geschnittς, es wird
sich aber nicht mehr thuen lassς, mit nechsten wird der barbierer
herrhaltς miessen. der Sallel lassς wür alles erdenckliches hin=

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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gegen winschς, wie auch unsern besten freind Herrn bullinger.
info
Ich wünsche ihnen, allerliebster Papa, ein recht glückseeliges Neües jahr, und daß
dero mir so werthe gesundheit täglich mehr zunimt, und das zum Nuzen und zur
freüde ihrer frau, und ihrer kinder; zum vergnügen ihrer wahren freünde,
und zum troz und verdrus ihrer feinde! – – ich bitte sie mich das komende jahr
auch so vätterlich zu lieben, wie sie bishero gethan haben! ich meinerseits werde
mich bemühen und befleissen die liebe eines so fürtreflichen Vatters imermehr zu
verdienen; ich war mit ihren lezten schreiben, nemlich von 15:t: dec:bre recht herzlich zu=
frieden, weil ich daraus vernomen habe, daß sie sich gott lob und danck recht
gut befinden. wir sind beÿde auch mit der hülf gottes ganz wohlauf. mir kan
es ja gar nicht fehlen; denn ich mach gewis Comotion genug. ich schreibe izt dieses
um 11 uhr nachts, weil ich sonst keine zeit habe. vor 8 uhr könen wir nicht auf=
stehen, den in unsern zimer |: weil es zu ebner=erd ist :| wird es erst um 12 9 uhr
Tag. dan ziehe ich mich geschwind an. um 10 seze ich mich zum Componiren, bis 12 uhr
oder 12 1 uhr, dan gehe ich zum wendling, dort schreibe ich noch ein wenig bis 12 2 uhr,
dan gehen wir zu tisch, unterdessen wird es 3 uhr; da muß ich in Mainzischen
hof | wirthshaus | zu einen Holändischen officier, um ihm in gallanterie und general
bass lection zu geben, wofür ich wen ich nicht irre, 4 ducaten für 12 lectionen
habe; um 4 uhr muß ich nach haus, um die tochter zu instruiren; da fangen
wir vor 12 5 uhr niemahl an, weil man auf die lichter wartet. um 6 uhr gehe ich
zum Canabich und lehre die Mad:selle Rose; dort bleibe ich beÿm nacht essen, dan wird
discurirt – – oder bisweilen gespiellt, da ziehe ich aber allzeit ein buch aus
meiner tasche, und lese – – wie ich es zu salzburg zu machen pflegte.
Ich habe geschrieben, daß mir ihr lezter brief viell freüde gemacht hat; das ist wahr!
nur eines hat mich ein wenig verdrossen – – die frage, ob ich nicht das beichten
etwa vergessen habe? – – ich habe aber nichts dawider einzuwenden. Nur
eine bitte erlauben sie mir: und diese ist, nicht gar so schlecht von mir zu dencken!
ich bin gern lustig, aber seÿen sie versichert, daß ich troz einem jedem Ernsthaft
seÿn kan. ich habe seit ich von salzburg weg bin |: und auch in salzburg, selbst :|

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leüte angetroffen, wo ich mich geschämt hätte, so zu reden und zu handln, ob=
wohlen sie 10, 20 und 30 jahr älter waren, als ich! – – ich bitte sie also
nochmahl, und recht unterthänig, eine bessere Meinung von mir zu haben.
an hς: bullinger, meinen allerbesten freünd, bitte meine Empfehlung, und
einen recht freündschaftlichen Neu=jahrswunsch abzulegen. an alle gute freünd
und freündinen meine Empfehlung. NB: an P. Dominicus.

     Meine liebste Sallerl mein schazerl!
     Meine liebste Nanerl mein schwesterl!

Ich thue mich halt bedancken, für deinen glückwunsch, Engel,
und hier hast ein von Mozart, von den grobeinzign bengel,
ich wünsch dir glück und freüde, wens doch die sachen giebt,
und hof du wirst mich lieben, wie dich der woferl liebt;
ich kan dir wahrlich sagen, daß er dich thut verehren,
                            X
er luf dir ja ins foia, wens dus thatst a begehren,
ich meÿn ich mus so schreiben, wie er zu reden pflegt!
mir ist so frisch vor augen, die liebe die er hegt
für seine joli sallerl, und seine schwester Nanzerl!
ach komt gschwind her ihr lieben, wir machen gschwind ein tanzerl,
es sollen leben alle, der Papa und d'mama,
die schwester und der bruder, huisassa, hupsasa!
und auch d'metress vom woferl, und auch der woferl selbst,
und das so lange lange – so lang als er noch krelbst,
so lang als er noch Prunzen, und wacker scheissen kan,
so lang bleibt er und d'Sallerl, und 's schwesterle voran,
ein saubers g'sindel – auweh! ich mus gschwind nach schlaraffen,
und das izt gleich um 12 uhr; dan dort thut man schon schlaffen.
                                        Wolfgang Amadè Mozart mp
                                        Marie ana Mozart mp
        X ( ich lief dir ja ins Feuer)

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frcoAugsς
À
Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maitre de la Chapelle de S: A: R:
L'archeveque de et à
Salzbourg

N. 24
N. 24.