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Mon trés cher Fils!
                                     21.
                                Salzbς: dς 27 Novembς.
                                                                                                                   1777

Dein Schreibς vom 20 diess auf einem blätl Papier, weil keins mehr zu Hause war,
habe dienstags den 25, also schon den 5 Tag erhaltς. Allein ich fand, wie gewöhnlich,
nicht ein Wort darine ob ihr seit dem einς Brief von mir erhalten, indem ihr doch
den vom 13 solltet empfangς haben, da es vom 13 bis 20 Sieben Täge sind. überhaupts
habe schon einmahl euch gesagt, daß bishero alle Post=täge geschrieben habe: und da ihr
wisst, daß hier die Post nur Montags und Donerstags gehen. so könnt ihr sicher wissen
ob ihr alle Briefe erhaltς habt, und es ist ja doch keine Mühe mit zweÿ oder 3
Wortς gleich anfangs zu sagς: dein Schreibς von – – – habe erhalten. Eben so wenig
finde ich nur ein Wort, wohin euere Reise gehen wird, oder was ihr sonst zu
unternehmς gedenket: ich mag von einem Brief zum andern mir Hofnung
machen, wie ich will; imer – Nichts – nicht ein Wort! – die Absicht der Reise,
und zwar die nothwendige Absicht, war, ist, und muß seÿn
einen Dienst                             Geld zu erwerben
lfnln Dflnot zu bekomς oder Gled zh lrwlrbln. Bis itzt hat es weder
zu dem einen, noch zu dem andern einiges ansehen; es wäre den, daß es
nur für mich ein Geheimniß seyn müsste. Von München hast du mir recht
umständlich von allem Nachricht gegeben: da wuste ich nun wie die Sachς standς;
und weis bis itzt noch mich darnach zu richtς, und auch auszudenken, was man,
wen man wollte, für Maasregeln nehmς könnte, um etwas durchzusetzς.
Von Augspς: hast du auch alles berichtet – nur dich aller Ortς zu lange
                                                                                zu deinem Ruhm in    den Zeitungen
aufgehaltς – wenigst laß man doch etwas zh dlflnlm Rhum fn dln zlfthngln.
dort erwartete ich schon, auf meine gemachte Vorschläge, die Reise betreffend, eine
Antwort, wohin ihr reisen werdet, und warum dieses, – und nicht jenes – –
                                                                                                 goldene Uhr         und
allein, – kein Wort! – – und itzt komt in Manheim eine gsedlnl hur, hnd
   kein Geld                                 Dreck
klfn Gled; – da sitzς wir schon im Drlck: und denoch nicht eine Sylbe, wie ihr
eure künftige Reise anstellς wollt. – Ich denke mir schier das Hirn aus dem
Kopf – und schreibe mir die Augen blind; Ich möchte für alles voraus sorgen:
und ihr seht alles als eine Kleinigkeit an, seyd gleichgültig, bindet mir
die Hände euch zu rathς und zu helfen, da ihr mir nicht ein Wort sagt,
wohin ihr nun reisen werdet. Ich will euch den klaren Beweis einer un=
vergeblichen Unbesonenheit machen. Da du mir nicht ein Wort sagst, daß
du in    Mannheim zu   bleiben  lust                                              bei dem Kurfürsten
dh fn amnulfa zh belfbln ehot hättest, odς daß du desswegς blya Cuhriflrotln
   einige Meldung
lfnfgl Mledhng oder sonst einς Schritt gethan: ist auf nichts, als auf eine
fernere Reise zu gedenkς. du wirst also, wie ich schon in meinς vorigen Briefen
Meldung gethan habe, gedenken nach Paris zu gehen. – du magst
nun einς Weeg einschlagen, was du für einς willst, so kannst du wedς wissen
noch gewis hoffen, so viel Geld unter weegs zu verdienς, als zu dieser
kostbaren Reise nötig ist. Ist euch beÿden den also der Gedanke niemals
eingekomen, daß man auf einem Platz dieses weiten Weeges für einς
                                                               Ihr seid izt erst in Mannheim
Credit auf allen fall sorgen muß? fur slfd fzt lrot fn amnulfa,
und ihr seyd schon in dem fahl. Wen ihr über Maynz hinaus seyd, so könnt ihr
aus Frankfort nichts mehr beziehς: nehmet ihr nun itzt Geld in Manheim, so
werdet ihr ja, mit Gottes Hilfe, in Frankfort, wo ohnehin nichts zu thun ist,
nichts nehmen därffen. folglich kan man hoffς, daß ihr in Maynz,

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Coblenz und Bon beÿ diesen 3 Churfürstς so viel machen werdet um nach Brüssl zu
komς. Wir sind damals von Bon nach Cöln, von Cölln über Jüllich nach Achen,
von Achen nach Lüttich gegangς: dan von Lüttich über Tirlemont nach Brüssl.
Achen und Lüttich sind theure Platze, wo im Winter in Achen gar niemand ist.
den geradestς Weeg finde in der LandCarthe, wo die weege alle angemerkt sind
von Cölln gerade zu nach Mastrich so höchstens 14 deutsche Meile betragen wird.
von Mastrich gehet dς weeg über Tongers (odς Tongern auf deutsch) – St. Trou – Tirlemont --
und Löwen schnurgerad nach Brüssl. – Es sind von Mastrich
nach Brüssl nicht mehr als 14 deutsche Meile. folglich von Cölln bis Brüssl
28 deutsche Meile. Es ist also um 3 Meile weiter von Cölln nach Brüssl, als von
Salzburg nach Augspurg, wo 25 Meilς sind. das will also nicht viel sagen. --
Nun, da ihr mit der Post gehet, und euch also nach beliebς aufhaltς könt; so wärς
Mastrich und Löwen 2 Ort, sonderlich das letzte, wo viel Volk und eine grosse
universitet ist, wo etwa ein Concert aufzuführen wäre. das ist so zu thun:
man fragt den Wirth um den Capellmeister, Musikdirecktor des Orts; odς da
kein solcher da ist, um den berühmtesten Tonkünstler. Man lässt sich zu ihm
führen, oder nach den Umständς seines Ranges, ihn zu sich bittς, und spricht
mit ihm; so weis man gleich ob die kösten des Concerts gross sind, ob man einς
gutς flügl bekomς kan – ob man ein Orchester bekomς kan, ob Liebhaber da
sind – – man wird vielleicht also gleich zu iemand geführt, der aus Lieb=
habereÿ die Sache betreibt und sich animt p: kurz, man findet geschwind die
Wahrheit, ob was zu thun ist oder nicht – und dieß in Reisekleiderς, ohne etwas
abzupackς: nur ein paar schöne Ringe angesteckt p: das ist alles, wen
man etwa beÿm Besuche einς flügl antreffς sollte und spielς wollte. und
da an solchen Orten seltς grosse Violinspieler sind, könntest du ein für das
accompagement leichtes Concert spielς: allein die Violin hängt am Nagl: das
bilde mir schon ein. – – auf Löven hätte ich einiges vertrauς: wo wir NB beÿm
Wilden man abstiegς und sehr gut gehaltς wurdς: indem wir 5 Personς über
Mittag nur 2 f 30 xr bezahltς. auf Mastrich habe kein vertrauς.
Nun auf das vorige wegς einem Credit zu komς; so solltet ihr ja darauf
gedacht haben mir von der fortsetzung euerer Reise zu schreiben, da ihr klar
sehet, daß ihr in Brüssl einς Credit habς müsst, weil man alle Fälle ohnmöglich
vorsehς kan, und da der Weeg so erstaunlich weit ist, so könnte man ja die
Sache nicht so geschwind machς, und ihr wäret dan in Gefahr 2 odς 3 wochς herzu=
sitzς und das Geld ohne Nutzen zu verzehren. den andς Weeg über Trier
und Luxenburg, wovon ich euch letzlich geschrieben getraue euch nicht zu rathς,
er möchte übl ausschlagς, und ich wüsste nicht ob an einem einzigς dieser Orte
etwas zu thun wäre. da hinunter am Rhein sind doch 3 Churfürstς und Brüssl:
und vielleicht auch Löven. Die überlegung und der gesunde Vernunft wird dich über=
zeugen, daß Nachdenken, und mühesam=standhafte vorsorg nothwendig ist; daß ich nicht
aus unnötiger Besorgniß, aus furchtsam melankolischer Einbildung alles dieses schreibe,
sondern aus der Erfahrung rede. Nun erwarte wo ihr seyd, wo ihr hingehet – um die
fernere veranstaltung machς zu könς. Mein Liebes Weib schreibt imer sehr wenig

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und da sie uns doch Nachricht giebt, wo sie zum speisen eingeladen, so wissen wir doch,
daß sie gesund ist – Gott gesegne es! und erhalte euch beyde gesund!
wir sind, Gott seÿ dank, gesagt, auch wohlauf, und leben so gut wir könnς unter uns,
da die Nanerl alles besorgt, und mein Tag so hingehet, theils mit meinς vielς
Kirchendiensten, mit den Scolarn, euch dan zu schreibς, und abends mit
der Nanerl von halbe 6 uhr bis halbe 9 uhr längstens beÿm Clavier zu sitzς.
alles empfehlt sich – hς: Bullinger, hς: Göth, die ebς beÿ mir sind. Jgfς: Sallerl –
Mitzerl; Hagenaurischς, Andretterischς, Gilowsky Cathς: die fr. Mosshamerin
das ist Controlormariandl pp: die nicht ein mahl wuste, daß du weg=gereiset warest.
wir Küssen euch millionmahl und bin ewig der alte Man u Vatter
                                                                                                          Mzt mp
hς: P: Guethrath vice Rector ward abermahl vom Schlag gerührt und starb.
den 3 odς 4 December wird die Copia deines Portraits, das unvergleichlich getroffς wordς,
mit dem hς: Triendl nach Botzen, und von da nach Bologna abreisen. dein Portrait
ist schon in einer schwarzς Rahme mit gut vergolter Leiste aufgemacht.


auf der Scheibe des letztς Schüssς, war der Ritzen Bogς, die Gilowskische
Barbierstube und die Catherl schaute zum fenster heraus, ein langer Mensch
macht ein Compliment hinauf, ein andςer kleiner schlieft ihm unter dem Arm
durch und macht auch seine Verbeugung hinauf, aus dem Munde des einen
gehς die Worte: Dero gehorsamster diener mein Engl! der andςe sagt: unterthänig=
ster diener mein Schatz!
alles sehr gut gemacht. Ich schrieb dazu:
     Das Kätchen schaut zum fenster 'naus, da giebts viel Complimenten
     Von Camerdienern, Truchseß, Räth, und wärns auch Studenten.
     Am Dienstag ist das Nahmens Fest; da wird sich mancher streichen,
     der kleine schlüpft gschwind unten durch, und wird das ziel erreichς.
Man erwartet alle Täge schlechte Comoediantς aus einer Wienerischen Vorstatt, dem
Principal ward schon diesen Somer die Erlaubniß abgeschlagς, indem er zu schlecht
wäre,
da nun aber Wahr und Schopf abgeschriebς, so hat man diese selbst
ansuchς müssς, die man ehemals nicht gewollt, und obwohl man sie für zu schlecht
hielt, itzt mit harter Mühe bekomς.
Gestern Nachts um 8 uhr kam ein Cancellist von der Wienerischς Kriegskanzleÿ zu
uns, um uns vom hς: von Prean ein Compt: abzulegς, er ist heut wiedς
in dς frühe mit dem Postwagς nach Insprugg dem Ort seiner bestimung fort.
Prean hat nun 1500 f gehalt und ist wirkl: Registrator. hς: Grill hat 1000 f
und ist unter Registrator.

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A Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
                        à

im Pfälzischen       Manheim
Hofe
Frcoaugς

N:o 21.

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