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                                            17. 21.
                      Manheim den 26
                                                                                    November 1777

Mein lieber Mann
du verlangest zu wissen, warum wir in solcher eille hierheer gereiset,
so wisse das der fürst daxis nicht mehr in dischengς war, und
seine ganze Music hat er schon lang vorhero nach Regenspurg
geschickt, wie wir zu hochen altheim waren, so ist der fürst daxis
beÿ ainer andern herschafft auf den güttern gewesen, wo hetten wür
also hin sollen etwan auf würzburg, da ware der bischof dalmals
zu bamberg, und von würzburg wegg hetten wür müssen durch
den spesserter wald, da sind wür also lieber nach manheim gegangς.
info
und überdieß hat mir noch jederman, der Manheim kent, auch Cavaliers, gerathen
hieher zu reisen. die ursache warum wir noch hier sind, ist, weil ich im sin
habe den winter hier zu bleiben, ich warte Nur auf antwort von khurfürsten.
der jntendant graf savioli ist ein recht brafer Cavalier, und dem habe ich
gesagt, er möchte dln Cuhrifrotln omgln, dmo, wlfe sunldla fzt
lfnl ocuelcutl wfttlrhng zha rlfoln fot, os wleete fcu hflr
belfbln hnd dln fhngln Grmiln fnotrhfrn. er versprach mir auch
sein möglichstes zu thun, nur solte ich gedult haben, bis die galla
Täg vorbeÿ wären. dieses geschahe alles mit wissen und auf anstiftung
des Canabich. da ich ihm erzählte daß ich beÿm Savioli war, und was ich
ihm sagte; so sagte er mir, daß er gewisser glauben würde es geschehe
als nicht. Nun hat Canabich noch ehe der Grmi aft dln Cuhrifrotln
glrldlt umt, über dieses gesprochen. Nun mus ich es abwarten. ich
werde Morgen meine 150 f: beÿm hς: schmalz abholen, den der
wirth wird ohne zweifels lieber geld als musick klingen hören. ich
hätte freÿlich nicht geglaubt, daß ich hier eine uhr würde zu verehren

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bekomen, aber izt ist es nun einmahl so. ich wäre schon längst weck,
aber alles sagt mir, wo wollen sie den den winter hin? – – beÿ
dieser jahrszeit ist es ja gar übel zu reisen. bleiben sie hier. der
Canabich wünscht es auch sehr; mit hin hab ich es halt izt Probirt,
und weil man so eine sache nicht übereilen kan, so mus ich es
halt mit gedult erwarten; und ich hoffe ihnen bald eine gute
nachricht geben zu könen. zwey Sclorari habe ich im voraus schon,
ohne den Erz=scolaren, die mir gewisser als nicht Ein jeder 1 louis
das Monath geben. ohne den Erz läst es sich freÿlich nicht thun.
Nun lassen wir das, wie es ist, und wie es seÿn wird; was nuzen
doch die überflüssige speculationen, was geschehen wird, wissen
wir doch nicht, doch – – wir wissen es! – – was gott will.
Nun lustig Allegro, non siate so Pegro. wen wir allenfals
von hier weg=reisen so gehen wir schnurgerade – – wohin? –
nach weilburg, oder wie es heist, zu der Prinzessin, die schwester des
Prinz von oranien, die wir à la Haie so gut gekant haben. dort
bleiben wir, Nota bene, so lang uns die officier Tafl schmeckt, und
bekomen doch gewis aufs wenigste 6 Louisd'or.
Es sind etliche täge daß der hς: starkl hier ist v: würzburg. vor=
gestern als den 24 speiste ich mit Canabich abermal beÿm Oberstjäger
v: Haagen, und auf den abend war ich al solito beÿm Canabich, und da
kam der sterkl hin. er spiellte 5 Duetti aber so geschwind daß es
nicht auszunehmen war, und gar nicht deütlich, und nicht auf den
Tact. es sagten es auch alle. die Mad:selle Canabich spiellte die 6:te
und in wahrheit – – besser als der sterckl.

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Nun muß ich schliessen weil ich keinen Plaz mehr habe zum schreiben,
dan im bette kan ich nicht schreiben, und auf mag ich nicht bleiben,
weil es mich so schläffert. Nächstens werde ich schon mehr schreiben, aber
heüt kan ich nicht mehr, wegen den Raum des Papiers verstehts sich,
ich werde zum künftigen brief schon mehrer Papier herichten. addieu.
Pozblitz izt muß ich noch schreiben. ich küsse dem Papa die hände,
                                                   und mein schwester umarme ich vom
                                                   herzen, und bin beständig
Manheim den 26:t Nov:b:
                          1777.                                    dero getreüer sohn
                                                                    wolfgang Amadé Mozart

wen ich noch einen Plaz findete, so schreibte ich 100000 Complimente von uns 2,
sage von uns zweÿ, an alle gute freünd und freündinen; besonders
an die A adlgasserische, andretterische, und Arco (graf) hς: B bullinger,
barisanische, und berantzky, C Czernin, (graf) Cussetti, und den dreÿ hς:
Calcanten, D hς: daser, deibl, und dommesner, E Madselle Eberlin waberl,
hς: Estlinger, und alle Esln zu Salzburg, F Firmian, (graf und gräfin,
und dalckerl) den kleinen franzl, und an Petrischen freÿhof, G Madelle
Mad: et deux Mons. gylofsky, und auch an Conseiller, dan hς: gretri, und
gablerbreÿ, H den haÿdnischen, hagenauerischen, und der höllbreÿ
Thresel, J joli (die Sallerl) an hς: janitsch den geiger, und an jacob beÿm
hagenauer, K hς: und fr. v. kürsinger, graf und gräfin kühnburg, und hς:
kassel, L Baron lehrbach, graf und gräfin litzauw, graf und gräf: Lodron, M
hς: Meissner, Medlhamer und Moserbreÿ, N der Nanerl, den hofnarren Pater
florian
, und allen Nachtwächtern, O den graf oxenstirn, den hς: oberbreiter,
und allen ochsen in Salzburg, P den Prexischen, graf Pranck kuchelmeister,
und graf Perusa, Q den hς: Ouilibet, quodlibet, und allen quackern,

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R: den Pater florian reichsigel, Robinische, und Maestro Rust, S den hς:
Suscipe, hς: Seiffert, und alle Säü in Salzburg, T hς: Tanz=
berger unsern Mezger, der thresel, und an alle trompeter, U
an die stadt ulm, und uttrecht, und an alle uhren in Salzburg
wen man anfangs ein h hinzusezt, W,, an die weiserische, wurst=
macher hans, und an woferl, x an die xantipe, an xerxes, und
an alle die dessen Name mit einen x anfängt, Y an hς: ypsilon, an
die hς: ybrig, und alle die dessen Name mit einem y anfängt,
leztens aber Z an hς: Zabuesnig, hς: Zonca, und hς: Zezi
im schloss. addlieu. wen ich Plaz hätte, so schreibete ich schon noch
etwas, aufs wenigst doch Complimenten an meine gute freünd, so
kan es aber nicht seÿn ich wüste nicht wo ich hinschreiben sollte.
                                                                            Ø
Ich kan gescheüt nichts heüts schreiben, den ich heis völlig aus den
binl. der hapa üble es mir nicht Müssen Paben, ich so halt ein=
mahl heüt bin, ich helf mir nicht können. wohlen sie leb.
ich gute eine wünsche nacht. sunden sie geschlaf. werdens nächste
ich schon schreiber gescheiden;

         Die Chifren auf der ersten Seite:
                den Kurfürsten sagen, daß, weil ohnedem izt eine schlechte
                Witterung zum Reisen ist, so wollte ich hier bleiben und
                den jungen Grafen instruiren.

         (ehe der) Graf mit den Kurfürsten geredet hat

Ø ich bin völlig aus dem Geleise

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