[S. 1]
Mon très cher Fils!
17.
Salzb
ς dς 13
Novb:
1777
Ich
gaube dir schon geschriebς zu haben, daß mir |: wie ich verlangte :| Missliw
ς: einς
Brief in
forma ostensiva geschriebς, um solchen aufweisς zu kö
nς, wo er mich ersuchte
Nachfrag zu haltς, ob die vor Jahren, und itzt überschikte Musik zu Hochf
ς: Handς geko
mς.
Er beka
m darauf eine Anweisung
pr 25 duccattς. itzt berichtet er mir den Empfang
den 8
tς dises und schreibt daß er auf Anrathς des
Doctors noch in Münchς verbleibς würde,
um seiner sich besserndς Gesundheit besser abzuwartς, und da
n sicherer reisen zu kö
nς:
er setzt beÿ, daß er eine
Cantata |:
Enea negl' Elisi :| dem Churf
ς: überreichς lassς,
und sich Hofnung mache, daß solche nebς des
Monza opera werde aufgeführt werdς,
weil der Churf
ς: befohlen, daß man die
Partes alsogleich ausschreiben soll. ferner
giebt er mir Nachricht, daß er auf mein Verlangen an
Sgr: Raaff geschriebς habe; daß
er seine
Scrittura für die
opera 30
Maggio und für die 4
Novembre erhalten
habe, und nun auch die
Scrittura für dich erwarte, die aber aufs geschwindeste erst
in einem Monate anlangen könnte; und daß er solche, so bald er sie erhalten, mir nach
Salzb
ς: schicken werde. Die Wahrheit zu beke
nς, mache ich wenig Rechnung darauf;
da
n du ke
nst die Ausflüchtς der Welschen und die Menge der
Impegni in Neapel.
Heute vernehme daß der Erzb
ς: gestern dem
Brunetti Comission gegebς dem Missl: zu
schreibς und
Concertoni anzufri
mς, das wird wohl in die 25 Duggattς darein odς oben
darauf gehς – wie der farz odς furz beÿm schusterbuebς. – das
graduale in
Contra=
punto so mir so wohl gefahlς, war vom berühmtς längst verstorbenς
Maestro Lotti.
h
ς: Dr: Barisani ist beÿm Fürstς in Ungenadς. die Erste Ursache war, daß er, da
er wegen einer kleinen Unbässlichkeit der Gräfin Guntacker
Colloredin nach Lauffς beruffς
worden, wiedς, wegς seiner
Patienten, sich nicht lange alda aufhaltς wollte, und i
mer nach
Salzburg zurückgetrachtet
p: die zweÿte – weil er sich um den jungς
Doctor Steinhauser
beÿ dem Fürstς mit grossem Eyfer angenohmς –; das ist es, was bekannt ist: vielleicht
mag noch was anders seÿn –, sonderheitlich beharret der Erzbisch
ς: auf seinem Unwillς,
weil H
ς: HofRath Mölk um den Heyraths
Consens angelangt, der ihm gleich abge=
schlagς wordς; und weil wegς dem Todt der Oberbereiter noch ein solches Me
morial
zu erwartς ist; dem aber vorzubeugen, der Erzb
ς: dem Oberbereuter hat sagς lassς:
wen er zu heyrathς gedenke, so soll er, wegς der nachkomendς Kindς auf eine Frau mit
Geld oder auf keine Junge, sondern auf eine, die die Kinderzucht und Hauswirth=
schaft gut verstehet, seinς antrag machen. das ist verständlich genug! unterdessς
muß man dem altς
Barisani fünstere Gesichter machen; damit er das Herz nicht hat
etwas vorzubringς odς eine Gnade zu suchen. Wegen deiner Dienstniederlegung war
h
ς: Duscheck im gröstς Verdacht, dich und uns alle aufgeredt zu habς, und die Vermuthung
gieng auch zu gleich auf grafen
Hardik und
Lizow: er sagte es mir selbst.
ja, we
n du von hier nach Prag gegangen wärest, so hätte es dem Erzb
ς: niemand mehr
ausredς kö
nς: so aber fand er sich betrogς. Am
Martini Tag habe ich im Priesterhaus gespeiset;
es wurde euer beyder Gesundheit getrunkς. die Na
nerl Lued sich beÿm altς
Hagenauer ein, der ihr sagte: daß sie, so oft ich aus speiste, beÿ ihnen speisen sollte.
Mein lieber Wolfgang, in deinem letztς brief vom 4
Novbς: an
Caroli Tag unterschriebς,
ist so viel Verwirrung, daß ich nie wissς ka
n, we
n dieses oder jenes geschehς. Es heisst i
mer
Heut hab ich meine 6 Sonatς beym Canabich gespielt: – hς: Holzbauer hat mich heute zum
Gr: Savioli geführt. Heute
aber als Sontag habe die Messe vom Holzbauer gehört. –
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Die Ma
ma kan nicht schreibς
p: wir sind gar späth von der operaprob nach Hause ge=
ko
mς. – – Morgen muß nach dem hocha
mt zur Churfürstin
pp: – --
und alles dieses ist am Ende,
durch die Unterschrift dς 4tς Novbς:, an
Caroli=tag
geschehς? – – an diesem Tage wird ja doch die
opera und nicht die Probe gewesς
seÿn? – – du hast also, dem gesundς vermuthς nach, so wie ich öfters thue,
den Brief nicht am nämlichen tage geschriebς, sondς nur geschlossς. mache es demnach
wie ich. wenn ich aussetze; so setze, so oft ich an einem andς tage etwas hinschreibe,
Sontag, Montag p: so weis man doch in der ordnung, wie es geschehς; es ka
n manchmal
daran liegen es zu wissς. – Unterdessς hatte ich den 27
octobς: an h
ς: Otto und
h
ς: Pfeil nach Frankfurt geschriebς, um zu erfahren, wie es mit dem Winter
Concert
alda stehet, und ob du nicht dabeÿ, wie ehemals
Meissner, und
Reiner, einς wohl
bezahltς Platz haben könntest: ich erhielt auch gleich eine auch
am 4tς Novb:
geschriebne antwort, die auch zugleich mit deinem Brief eintraf, wo mir h
ς: Pfeil
auch im Nahmς des altς Otto mit den aufrichtigsten freundschaftlichstς Wortς zu seinem
Missvergnügen Nachricht gab, daß nichts zu thun seÿe. Er erzehlte mir umständlich,
daß nach dem Todt des h
ς: Sarasin, und nach dem Verfahl des
hς: Bernat,
der Wirth, wo sonst die
Concertς warς, solches unternohmς
habe fortzuführς: da er
aber sein
Interesse nicht dabeÿ gefundς, habe alles ein Ende. Ma
n könnte zwar
ein Privat
Concert für sich geben: allein, die Liebhabereÿ wäre so schlecht und dern
so wenig, daß man gefahr lauffe die Unköstς heraus zu bringς; es wäre also
in absicht auf einigς Nutzς dir nicht zu rathς, so gerne er dich hätte, aigends nach
Frankfort zu reisς. brächte dich aber deine
Tour ohnedem dahin, so wäre
es für ihn eines der gröstς Vergnügen und du würdest beÿ ihm eine Sa
mlung von
Instrumentς findς, wo dir die Wahl wehe thun würde. Er hätte nebst seinem grossen
Fridericischς Flügl |: wie unserer :| mit 2 Manual, ein ganz neues grosses
Fortepiano
von
Mahoni=Holz,
NB dieses beschreibt er mir nach dς Länge mit den gröstς Lobsprüchς.
da
n ein
Clavicord auch von
Mahoni=holz, das er nicht für 200 f weggebς möchte.
Es habe solches als Clavicord schlechterdings seines gleichς nicht: der
discant wäre, als
hörte man eine violin sanft dazu spielς; und die
Bässe wie Posaunς. ferner hätte er
eine Menge
Fortbien im Vorrath, weil er damit handle. alles von
Friderici.
Er bedauert, daß er unter so einer grossς Sa
mlung seiner
Claviermusik nichts
von dir hat; und, so viel bemerke, hat er das meiste vom
Lang aus
Coblenz,
dahin er dir auch Briefe zu gebς sich erbiethet. Er schlüsst. Was macht da
n
die Fr: Liebste und
Mdsl:e Tochter? – –
p: – schreibς
sie ihrem h
ς: Sohn, daß we
n er
über Frankfort reiset, er mich nicht vergessς soll: Ich werde ihm zeigς wie sehr ich
ihn als ein Kind geliebt habe, und wie sehr ich ihn noch liebe
pp: Also ist von
dieser Seite wieder wenig – ja aigentl: nichts zu machς. Hier lege doch für allς
Fall ein Zettlchς beÿ, das ein Frankf
ς: Kaufman vormals in unserm
zi
mer selbst aufgeschriebς, um ihn in Fr
ς: findς zu kö
nς. Es wird heissς. –
J: Martin d'Orville in Frankfς am Maÿn in der Buchgasse.
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J. Martin d´Orville
in Frankfurt a/m
in der buchgaß –
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Ich bin wirklich sehr verlegς euch zu rathς, da itzt, we
n in Manheim kein Aussehς zum
verbleibς ist, ihr nun auf
Maynz gehς werdet; nach Frankfort, wäre nur ein Neben=
sprung, wenn was zu thun wäre, um da
n wiedς zurück und
nach
Coblenz zum Churf
ς: von
Trier zu gehen der der
Prinz
Clemens von Sachsen ist, zwischem welchem und dem Churf
ς: du in Münchς beÿ der
Tafl mit dem Bleystiftς
componiert hast, als wir von Engelland nach Hause gereiset.
aber wohin alsda
n? – – wolltest du da
n nach
Bon zum Churf
ς: von Cölln;
wo noch
Luchesi Capellmstr seÿn wird, so wird es die Reiseköstς nicht einmahl betragς,
und überdas ko
mt ihr weit rechter Hand auf den geradς weg durch die Niederlandς nach
Holland. – – und nach Paris? welcher erstaunliche Weeg! woher ni
mt ihr
die Reiseköstς. kurz den Entschluß gleich nach Manheim zu gehς habe nicht vermuthet, weil du
mir niemals einige Meldung davon gemacht, welches du um so eher von Augsp
ς: aus hättest
thun sollς, da ich dir ausdrüklich schrieb, daß ich wegen dem Betragς in Manheim dir besonders
meine Meinung sagς werde: ich weiß wohl, daß ich dir etwas umständliches geschriebς;
allein ich war willens dir gar einς schriftlichen Aufsatz zu überschickς = eine Schrift die du
dem Churf
ς: hättest überreichς sollς. du schreibst, daß du zur Churfürstin nach dem Amt
beruffen wärest: da würde nun Gelegenheit gewesen seÿn sich einzuschmeicheln, und
nach
den Umständς den Eingang zum vorhabendς Plan zu machς. Doch was will ich viel schreibς!
wer weis ob euch dieser Brief noch in Manhei
m antrift. – – Seyd ihr noch da; so weis
ich nicht wie die Sachen stehen. – Manhei
m hat schlechte Organistς – Ist keine Hofnung
hier völlig anzuko
mς; so würde dich der Churfürst auf
ein Jahr, oder wenigst auf diesen Winter durch behaltς,
um so mehr,
als du beÿ der Churfürstin das Alter
deiner Mutter und die für eine bejahrte frau so beschwerliche
Reise im Winter vorwendς könntest. Hast du nun
dazubleibς, so fehlt es nicht an Gelegenheit sich in
allem zu zeigen – und beliebt zu machς. – –
solltest du da
n nun auch im frühejahre odς im So
mer
von Manhei
m entlassς werdς, so darfst du nur nach
Spaa gehς; da wi
melt
es von Engelländer. Kurz! we
n du nicht
für beständig verlangst aufgenohmς
zu werden, so wird ein Churfürst, wie dieser, der die Talente liebt und Hochschätzet,
dir wenigst auf einige Zeit gelegenheit verschaffς an seinem Hofe dein
genie
zeigen zu könnς, von dessς berühmtς Hofe die Strahlen, wie von dς So
ne, durch ganz
Teutschland, ja durch ganz Europa
sich verbreittς. H
ς: Ca
nabich würde nichts dabeÿ
verlierς indem du seiner
Mdsl:e Tochter, mit verschiedenem an die Hande gehen
würdest,
ohne ihrem Lehrmeister dadurch einigς Eintrag zu thun. Es würde alles auf
eine
audienz beym Churfürstς und der Churfürstin und auf einen geschicktς Vortrag
anko
mς: Die Frauenzi
mer habς doch Mittleidς mit einandς – S:
e Durchl: wissen – was das
Alter
ist h
ς: gr:
Savioli müste nicht auf die Seite gesetzt und durch ehrenbiethiges Be=
tragen zum freunde gemacht werdς; das ist Schuldigkeit und Politick. Alles dieses
ist nicht wedς
Intrigue noch Betrug, sondern
nur der Weeg so viel zeit zu gewi
nς um sich in allem
zeigς zu kö
nς; da
n deine Jahre und deine Person lassen niemand die grösse der Göttlichς
Gnade, die du
durch deine Talente erhaltς, vermuthς: von manchem Orte bis du abgereiset,
wo sie nicht die Helfte deines Talents eingesehen. – – Ich weis dir nun nichts anderes zu sagς,
weil heute keinς Brief erhaltς; folglich euere Umstände nicht weis: vielleicht be=
ko
men ihn morgen mit der Seitenpost, wie es öfter geschehς; da
n aber ka
n nichts antworten
bis auf den Montag. – – ich wiederhohle es: ich zweifle nicht, daß der Churfürst dich
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[S. 5]
den Winter durch und vielleicht länger, we
n die Ma
ma selbst allenfals der Churfürstin
wegen Beschwerlichkeit der Reise vorstellungen machen wollte.
#
bfot dh lfnln wfntlr dm, os
wfrot dh aft lfnla ghtln Glumet iür blotlndfg auiglnsaaln ich stehe dafür.
Ihr werdet hoffentl: Gesund seÿn, wir sind es Gott Lob, die Na
nerl und ich küssς euch
von Herzς million mahl. ich werde, so wie itzt allzeit getha
n alle Post=tage
schreibς, und bin der alte Mann
u vatter
Mozart mp
# Bist du einen Winter da, so wirst du mit einem guten
Gehalt für beständig aufgenommen.
Ich wiederholle es, daß ihr bey der Abreise an iedem Ort auf dem Postamt einς
zettl hinterlässt, wo die Briefe hinzuschickς sind. hς: Bullinger und ganz
Salzbς. empfehlt sich. Mir ist völlig bange, ob euch dieser Brief noch
in Manheim antrifft. Wir sind nun schon weit von einandς, der
Brief muß 6 täge lauffς, und wen ihr nicht alle Posttäge schreibt,
so wissen wir lange nicht wo ihr seyd, und was ihr macht. Ihr darft
ja nur schreibς, wir sind gesund, sonst nichts = und daß kan ja doch mein liebes
Weib, die manchmal allein zu hause seÿn wird.
Frcoaugς
À Monsieur
Monsieur Wolfgang Amadè
Mozart Maître de Musique
à
im Pfälzischen
Hofe Manheim
N: 16. 17.
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