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Mon très cher Fils!
14.
Salzb
ς: dς 1 Novembς: 1777.
Diesen Augenblick ko
me aus dem Amt vom Domb, es wurde die
Hautbς: Mess
vom Haydn gemacht, er Tacktierte sie selbst. Es war auch das
offertorium, und an statt
der
Sonaten die Worte des
Graduals, so der Priester bethet, ebenso dazu Componiert.
gestern wurde es nach der Vesper probiert. der Fürst hielt das A
mt nicht, sondς der
Graf Friedrich
Lodron, weil Bischof in Chiemse, Breiner, und
Dietrichstein in Aug=
spurg auf dem allerheiligς
peremptorio, folglich nicht hier sind. Mir gefiehl alles
ausserordentlich wohl, weil 6 Oboistς, 3
Contrabass, 2
Fagötte, und der
Castrat,
welcher auf 6 monat, mit monatlichς 100 f aufgenohmς ist, dabeÿ warς.
Ferlendis und
Sandmaÿr hatten die
Solo=Oboen. der
Oboist beÿm Lodron, ein gewisser
Student, da
n der
Durnermeister und
Obkirchner warς die
Ripien=oboen
Cassl und der Chorherr
Knozenbry warς die
Contrabässe beÿ der Orgl nebς den Posaunς.
Estlinger war mit den
Fagöttς,
Hofer und
Perwein nebς den Oboistς auf dem
ViolinChor. was mir sondςheitl: gefiehl war, daß, da die Oboen und Fagötte der
Menschensti
me sehr nahe ko
mς, die
Tutti eine pure recht stark besetzte Vocal=
musik zu seÿn schiene, indem die
Sopran und Altsti
mς, durch die 6
Oboen und
die AltPosaunς versterkt, der Menge der
Tenor und
Bass=stimmς, das rechte Gleich=
gewicht hieltς, und das
pieno so mayestätisch war, daß ich die
Oboe Solos ganz gerne
hergeschenkt hätte. die ganze Historie dauerte 5 viertl Stunde, und mir war es zu kurz,
da
n es war wirkl: trefflich geschriebς. Es geht alles natürlich fort; die Fugen, sondςheitl das
Et vitam p: im
Credo und das
Dona nobis, da
n das
alleluja im
offertorio sind meister=
lich durchgearbeitet, die
themata natürlich, und keine übertriebene
modulation oder
zu gähe Ausweichung angebracht. das
graduale, anstatt der
Sonatς ist ein förmlicher
Contrapunct durchaus in
pieno. – überhaupts that hier die Sti
me des
Castratς gute dienste.
sollte ich diese Messe, über Kurz odς Lange beko
mς könnς, so schicke ich dir solche gewiß.
noch muß anmerken, daß der
Brunetti beÿm
Ferlendis und der
Wenzl
Sadlo beÿ den
Fagotistς, der Hafeneder aber beÿ den andς Oboistς rückwerts stundς, i
mer
auf den Haydn sahς, und ihnς den tact auf die achsel schlug: sonst würde es manchmal,
sonderheitl in
Fugς und beÿ lauffendς
Bass=obligationς artig unter einandς gegangς seÿn.
Nun möchte doch endlich eine Do
mCapellmeister, odς
viceCapellmstr Stelle herausspringen, daran
so viele Jahre gearbeitet wird. Es wird beÿ dem allem noch seine Anstände habς; da
n
du must zur Neuigkeit wissen, daß
Rust in elendς Gesundheits Umständς ist; so
zwar, daß ihm
Dr: Barisani gesagt er solle abreisς, so bald er ka
n, we
n er nicht
diesen Winter seine Gebeine hier lassς will. Er hat demnach seine Entlassung verlangt,
die ihm der Erzb
ς: aber nicht gebς will, sich über den
Dr. Barisani erzörnt und den
Dr.
Buchman zum
Rust geschickt hat.
Rust hat, da
Barisani nun nicht mehr zu ihm kam,
alle Kräftς zusa
mgeno
mς, und ist zum
Barisani mit des
Buchmans verord=
netς
Recepten hinausgegangς, der beÿ Ansicht derselbς, ihm sagte, we
n er diese Me=
dicamentς nehme, so werde er einige Wochς eher sterbς. Was nun weiter geschehς
INTERNATIONALE
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„MOZARTEUM”
1881
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wird, wollen wir erwartς; freilich würde etwa der Erzb
ς: leichter 15 f. für eine Nachte=
begräbniß, als 20 duggattς Reisegeld verschmerzen: und we
n der arme Ma
n soda
n
beÿ seiner Ankunft in Italien de
noch sterben sollte, so wäre es ja für das Reise=
geld Schade.
Ferlendis hat sich beÿm Fürstς gemeldet, ob er nicht nach Wie
n reisen
därffte, um sich etwas zu verdienς; indem er beÿ seiner Besoldung nicht lebς
könnte. da wird nichts daraus: überdas lief er letzlich auf dem Mü
nichberg,
wohin er vöglfangen gehet, einem vogl nach, der ihm entwischen wollte, fiel über
eine Wurze mit der Brust so heftig auf einς Stock, daß er lang muste liegen
bleibς, bis er recht athmen und aufstehς konnte, er muste Aderlassς, und Öhl
trincken, und konnte lange nicht blasen. Gestern beÿ der Probe blies er wiedς das
erste mahl.
NB Ich muß etwas widerruffς!
Sontag dς 2ten Novς: das
graduale war nicht vom
Haÿdn, sondern von einem Italiener, Haydn hatte es einsmals vom Reitter seel: beko
mς.
Heute war ich beÿ der Gräfin von
Lodron von 3 viertl auf 11 uhr bis nach 12 uhr. Sie war
ganz natürlich höflich, sagte daß sie es in zeitungς gelesen, daß du in Augsp
ς warst, und
sie zweifle nicht du werdest
nach Manheim gehen nicht nur wegen der grossen opera, sondern weil i
mer
deutsche opern alda gespielt werdς, und der Churf
ς: die Leute von Talent hoch=
schätze.
NB das kam mit ihrem gestrigς Discurs über die Mittagtafl übereins, den
mir der
Abbé Henry erzehlte, da sie sagte,
der Mozart wird nach Manheim gehς,
und, es seÿ, wie es wolle, ich kan es mir nicht aus dem Kopf bringς, der Churfürst
wird ihn behaltς. Sie sagte mir eine Menge und fragte mich eine Menge wegen der
Piano=
Forte vom Stein, und ich erzehlte
ihr was du mir davon geschriebς, sie gab dir aus dem
Beÿfahl der Gräfin Schönborn recht, die ihr erzehlt hätte, daß sie wegen den Steinischς
Instrumentς über Augsp
ς: gegangς, solche unendlich besser als die Spätischς gefundς, und für
sich eines zu 700 fl angefrü
mt hatte. mich wundert das h
ς: Stein dir nichts davon gesagt
hat. da wir von der Messe des Haydens zur Rede kamς, sagte ich ihr meine Meinung wie ich
dirs geschrieben hatte, und sie fiel mir gleich in die Rede:
ja, das war eben die Meinung
des Erzbischofs, der Haydn hat ihn nicht recht verstandς, er sagte mirs gleich dort, wie
das erste mahl das Kyrie und Gloria probiert wurde, er setzte aber beÿ; ich hab nichts
mehr zu ihm sagen wollς, damit ich ihn nicht verwirrt und verdriesslich mache, weil ers schon
einmahl so angefangς hat. – – die Gräfin ersuchte mich auch zu erlaubς, daß die Na
nerl
zu ihr ko
mς und die
Clavier Rondò die Missliw
ς: der Na
nerl geschickt, ihr spielς möchte:
da
n ich war Hauptsächlich wegen dem Brief vom Missl: beÿ ihr, und sie versicherte mich
das den letztς Post=tag der Erzbischof ihm 25 odς 30 duccattς in Münchς angewiesen hätte.
Sie lued mich öfters ein sie recht oft zu besuchς
p: und am Ende ersuchte sie mich dir
ein Compliment von ihr zu meldς, da
n schrie der Graf Baucherl und der qualificierte
majorath
ς: Sigerl auch hintς drein: von mir auch! von mir auch! – – Sie fragte mich so gar:
wie der graf
Leopoldl Arco sich anlasse: welches sie noch niemals gethan. und ich gab ihm
das gebührende Lob.
NB. der
M: Henry war an deinem Namenstag beÿ uns dir Glückzuwünschς,
du hast ihm versprochς einmal zu schreibς, das magst du beÿ einer ruhigen Zeit einmal thun.
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1881
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Montag, den 3tς Novς: den Augenblick ko
me aus dem
Requiem wo der
Sgr:
Ceccarelli mit gesungς, weil
Festum Præpositς war. er wohnt beÿm Peruckkenmacher |: der gestorbς ist :| wo
Ferrari anfangs war.
er trift und singt mit recht guter
Methode. er fragte um dich, und bedauerte, daß er einς
Virtuosen
nicht mehr angetroffς, von dem er in Italiς, und auch hier so viel ausserordentliches gehört.
Ich Lued ihn ein dich im Portrait zu sehς. Nun hat
Rust die Erlaubniß zu reisen erhaltς,
Barisani
geht wieder zu ihm: allein man muß itzt erst sehς, ob er durch die
Kraft Millch die nötige
Kräften beko
mt reisen zu könnς. – H
ς: B: Schafman ist schon heut 8 täge weg, folglich
wirst du ihn wo antreffς. des trompeter Schwarz Sohn ist auch angesetzt. der Erzb
ς: befahl
dem Oberststallmeister, wie du weist, daß er aller Ort um Trompeter
pro Concurso
ausschreibς soll. Nun kam niemand, als dieser. nachdem er probiert und recht gut gefundς
wordς, laugnet der Fürst ins Angesicht weg, daß er iemals befohlς habe, um trompeter
zu schreibς; er wolle sie vielmehr bis auf 6 absterbς lassς. Nun kan Schwarz die 40 Meil
weg die er zu Fusse hergelauffς, widς zurück gehς. Gestern begegnete mir h
ς: v:
Peterman
fragte um dich mit allem Eyfer, und bath mich recht angelegentlich ihm zu zeitς von dir
Nachricht zu gebς mit voller versicherung, daß er den gröstς Antheil an deinς glücklichen
Umstände, die er dir von Herzς wünscht, nehme. Nun ko
mt eine Sache, die euch gewiß, so
wie mich sehr verdrüssς wird.
wisst ihr wohl, daß unser bester Freund
Mr Grim den tage, als du dein
Concert gabst,
neben dem
ConcertSaale beÿ den 3 Mohrς angelangt? – Ich laß es im Augsp
ς: Jntelligenz
blat.
den 22 h
ς: v Grim, Sachsen Gothaischer Gesandter ko
mt mit der Post aus Sachsen,
logiert beÿ dς 3 Mohrς. Ist das nicht zum fraiskriegς. vermuthlich ist er sehr späth
angeko
mς, und den Tage darauf gleich wiedς frühe abgereiset: sonst hätte er das
aviso
gelesς, oder von euch redς hörς. wo mag er nun hin seÿn? – Gott weis es; vielleicht trifst du
ihn noch irgendswo an: genug, daß ihr nun wisst, daß er auf der Reise ist. Was würde
dieser Ma
n für eine Freude gehabt habς, und ihr, we
n er
à tempo eingetroffς, und ins
Concert
geko
mς wäre. Gestern war das gewöhnliche
schlüssς. das beste gab
Prex, die Na
nerl schoß
für ihn und für sich,
u gewa
n das
beste und das zweÿte. ko
mendς Sontag wird der traurige
abschied in den zweÿ in thrä
nς zerfliessendς Personς des
Wolfgς: und des
Bäsle auf der
Scheibe erscheinς. wo werdet ihr dieses lesen? vermuthlich in Manheim, da
n heut ist der
zweÿte Post=tag, daß wir ohne Briefe sind. Ich wünsche, daß du in Manheim etwas zu thun
beko
mst. Sie spielς i
mer deutsche
opern. vielleicht beko
mst du eine zu machς? – Sollte es
geschehς, so weist du ohne dem, daß ich dir das natürliche, für iederman leicht fassliche
Populare nicht erst
recomandierς darf; das Grosse, erhabene gehört zu grossen Sachς.
alles hat seinς Platz. Ihr lebt ja doch, hoffe, gesund, das ist das Hauptsächlichste, das
wir wünschen, und für das ihr besorgt seÿn müsst. Ich bekü
mere mich i
mer ein wenig
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um die Ma
ma: und du mein lieber Wolfg
ς: bleib beÿ deiner gewöhnlichς
Diäte, das
ist eine Hauptsache zur Gesundheit, um dieses darf ich mich beÿ der Ma
ma nicht sorgς,
we
n sie sich nur warm hält; Lebt also Gesund, Gott erhalte euch, Gott segne euch, ich
und die Na
nerl küssς euch millionmahl und bin sa
mt ihr dς alte
Trazom.
Complimentς von den Andretterischς, Hagenauerischς, Mölkischς, Mizerl: h
ς: Göth,
Ferrari,
Ferlendi p:
Fr:
v Gerlichs,
Salerl,
Bullinger, gr.
Leopoldl Arco, beÿde
Khünburg gr: Franzl,
Carl, und
Marchal, ò ich müste eine
Lytaney hersetzς, wer könnte sich alles merkς! die ganze
Statt ist für uns gut und geneigt!
Auf des Prex Scheibς ließ ich einς unfruchtbarς Stein=berg an der Seite malen, aus welchem eine
Hand hervorragte, die einς Kranz mit einem Stück Geld haltet. unten am fuß des Bergs und
durch den ganzen untern theil der Scheibe sind grüner wasen, und Bäume gemahlt. obς schrieb
ich: – – St: Gilgen ist ein Ort, wo viele Berge sind;
darin man aber nichts vom Gold und Silber find.
Das Beste, so ich schick, komt aus der Bauern Beutl,
vom Steffl, Lippel, Hanß; vom hiesl, Thoma, Veitl.
A Monsieur
Monsieur le chevalier Wolfgang Amadé
Mozart Maître de Musique
à
N: 13 14.
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