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                                                               Manheim den 31
                                                                                       octobris 1777

Mein aller liebster Mann, göstern als den 30 sind wür gott seÿ danck
beÿde gesund und glicklich, hier abends umb 6 uhr, angelanget, wür
sind an vergangenς Sontag den 26 von augspurg abgereiset über
mittag zu donau werth geblibς, nachmittag nach Nördlingen, von
dorthς noch bis 7 uhr auf hochen Altheim, wo sich der fürst von
Wallerstein aufhelt gefahrς, in einς Miserablen Würthshaus ein=
gekehret, wür wehrς den andern tag wider abgereiset, wan ich
nicht einς starckς Cartar bekomς hette, also habς wür uns
2 nächte und einς tag aufgehaltς, der herr berwein ist beÿ
uns die meiste Zeit gewesen, der fürst von wallerstein ist sehr
zu bedauren, in dem er sich in der gröstς Melancolÿe befindet
er kan Niemand ansehen so fängt er an zu weinen, der wolfgang
hat mit ihme gesprochς, er ist so zerstreuet, das er ihme über eine
sach 4 bis 5 mahl gefragt, er hört keine Music an und ist ihmer
beÿ seinς Kind, also sind wür dienstag den 28 an Simon und
Judi tag im der fruche umb halbe 7 uhr nach Nördlüngς, weill
uns der haubtman becke die March Ruthe gegebς, nach
Ellwangς einς abscheulichς weg, und nach gehens über
schwäbisch hall und heillbrung, heidelberg, Manheim zu gehς
der Postmeister zu Ellwangen hat es üns höchsten Misrathen
und gesagt das niemand farender solchen macht sondern
Reittend, wür sind also von Ellwangen, nach, aller, schwäbisch=
gmünd, schorndorff, Constatt, Endzweiungς, Knüdlingς, bruchsahl,
wagheusel, schwezingς, Manheim, und ist nur umb 1 12 bost
weither, ietzt ist der Wolfang zu den Jungς herrn danner gegangς
er ist schon verheÿrathet und umb ein Jahr Jünger als mein Sohn

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der alte Herr danner ist nicht hier, komt aber auf den Montag
von seinς landguth zuruck, indessς fürth sein Sohn den Wolfang
zu den Monsieur Räff und Kanewich. wie wür Göstern von
bruchsahl kaum etliche bichsen schus gefahrς, ist uns auf
der strassς der herr von schmid begenget welcher von speür
nach bruchsall gereiset er hat uns, und der wolfgang ihme
erkant, ist gleich ausgestigς und halt geschrieς, zu unsern
wagς gekomς, mit uns gesprochς, und sich ungemein erfreÿet
uns zu sehς, auch zu gleich bedauret das er nicht mehr in
Manheim ist, er hat uns auch gerathς, das wür sollς in den
würthshaus ein logieren, genanth, in Pfälzischς hof, wo er
auch alzeit ist, wür sind also hier, und nicht beÿm Prinz=
fridrich, dorth ist es vill theürer, wan wür sehς das wür uns
müssen lenger aufhaltς so gehen wir in eine Privat wohnung
dan in den würdsheusern ist es zu kostpaar leben. übrigens
hoffe das du dich und die nanerl gesund befindest, was macht
dan mein bimperl, ich habe schon lange nichts von ihme gehert,
das die frau oberpreitherin so schnell gestorben, bedaure von
herzς, iezt wird woll der freile tonerl das Maul wassern.
der wolfgang schreibt heunt an den herr schwager auf augspurg
damit er uns die briefe so er hat über schickς kan, dan wür
habς im gesagt er solle sie so lang behaltς, bis wir ihme
die Adres schickς, er wird dir also heunt schwerlich schreibς könnς
dan iezt ist er in der opern prob, und die Post gehet umb 6 uhr
und iezt ist es halbe 5 uhr, bitte also mit meiner wenigkeit
allein verlieb zu nehmς.

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bitte auch mit meiner mittelmässikeit verlieb zu nehmen.
ich bin heüte mit hς: Daner beÿm Mr: Canabich gewesen. er war
ungemein höflich. ich habe ihm etwas auf seinen piano forte ge=
spiellt, |: welches sehr gut ist :| wir sind miteinander in die Probe ge=
gangen. ich habe geglaubt ich kan das lachen nicht enthalten, wen
man mich den leüten vorgestellet hat. einige, die mich per Renomé
gekant haben, waren sehr höflich, und voll achtung. einige aber, die
weiter nichts von mir wissen, haben mich gros angesehen, aber auch
so gewis lächerlich. sie dencken sich halt, weil ich klein und jung
bin, so kann nichts grosses und altes hinter mir stecken; sie
werden es aber bald erfahren. Morgen wird mich hς: Canabich selbst
zum Graf Savioli, intendant der Musique, führen. das beste ist daß
iezt just des Churfürsten Namens=tag komt. das oratorium, welches man
Probirt, ist vom händl. ich bin aber nicht blieben. dan man hat vorher
einen Psalm, Magnificat, Probirt, vom hiesigen vice=kapellmeister,
Vogler; und der hat schier eine stund gedaueret. iezt muß ich
schliessen, dan ich mus noch meinem baasle schreiben. ich küsse dem
Papa die hände, und meine schwesterliche liebste umarme ich
kurz und gut, wie es komt.

                                                                  ø Joanes Chrisostomus Y sigismundus
                                                                 # wolfgang gottlieb Mozart.

# heüt ist mein Namens=tag! Y so heiss ich mit dem        ø den 27 jener ist mein ge=
                                                    fürm=Name!                      burts=tag!


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an alle bekante unsere empfehlung; absonderlich an graf leopold
Arco, hς: bullinger, Mad:selle Chatherl und sämtliche scheis=Compagnie.
info
                                à Madselle Rosalie joli.

                         Ich sag dir tausend danck mein liebste Sallerl,
                      und trincke dir zur ehr ein ganzes schallerl,
                    Coffé und dan auch thée und limonadi,
                  und tuncke ein, ein stangerl vom Pomadi
                und auch – – auweh, auweh, es schlägt iust Sex,
              und wers nit glaubt der ist – – der ist – – ein fex.

                                         die fortsezung folgt nächstens.


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