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5)
                                        Mon trés chér Pére.

Den 6:ten oct: 
77

Die mama kan nicht anfangen; erstlich verdrüst es sie, zweitens thut ihr
der Kopf wehe! mithin mus halt ich herhalten. Nun werde ich den augen=
blick mit herrn
Professor die mademoiselle Keiserin besuchen. gestern war
bey uns im hause eine geistliche Hochzeit oder
altum tempus Eclesias=
Lticum; Es wurde getanzet, ich tanzte aber nur 4 Menuets, und um 11
uhr war ich schon wieder in meinem zimer; dan es ware, unter 50
viell Frauenzimer, eine einzige Welche auf dem tact Tanzte, und
diese war
mademoiselle Käser, eine schwester von Hr: Secretaire
des grafen Perusa,
info
                             der zu Salzburg gewesen. herr Lotter
hat uns heunt deinς brief gebracht, und uns versichtert das
du dich wohl befindest welches uns ungemein erfreut. deine
briefe habς wir alle samt den paquetς richtig empfangen.
ich habe es in den lestς brief schon geschribς, ob wür diese
wochς noch hier bleibς weis ich nicht es würd sich in 3 oder 4 dägς
zeigς, herr Albert bemiehet sich sehr, und hofet das er etwas
zusamς bringet, wann es einmahl beÿsamς ist, 8 persohnς hat
er schon, es würde alle wochen ein Consert beÿ herrn albert
in seinς Sahl nemlich alle Samstag. herr von Dühren ist auch darbeÿ
und andre brave leuth, Sie winschς alle das wür hier sollς bleibς,
auf das wenigste diesen wintter, der fürst Zeill sehete es auch gern
über morgς würd er nach Salzburg abgehς aber sich nicht lenger als
einen tag auf haltς, er nimbt sich auch um den wolfgang an, hat
auch schon mit den graf Sensheim, und mit graf bergheim gesprochς.
welche ihm das worth gegeben, wan es beÿ ihnς steht ihr möglichstes beÿ=
zu tragen. er ist hier sehr beliebt, und kan vill thuen.

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

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STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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man mues halt ein wenig gedult habς, des=wegς meint herr
albert wan wür nur disen winter aus haltς könς, das wür
von unsern gelt nicht zöhrς derffen, dan Künfftiges monat
als den erstς November fanget das Consert schon an und daueret
bis auf den Maÿ, noch bis dato ist ihm gar nicht bang
darbeÿ, dann es seind noch nicht alle seine freinde hier.
die nanel las ich griessς, ich werde ihr mit nächsten die seÿden
schicken, mein Compliment an die Sallerl und Monsieur
bullinger, frau hagenauerin, wie auch herrn göttς und
andere guette freünd Mamsell Catherl, thresel pimperl p:
verbleibe deine armsellige strowittib Maria anna Mozartin.
info
x
der hς: Professor hat die güte gehabt mich anzusezen. folglich kam
ich nicht zur Mad:selle keiserin, weil ich ihre wohnung nicht weis.
vorgestern als den 4:ten samstag, am Hochfeÿerlichen Namens=tag seiner
königlichen Hoheit des Erzherzogs Albert war eine kleine accademie beÿ
uns: sie fienge um halbe 4 uhr an, und endigte sich um 8 uhr. M: Dubreill
dessen sich der Papa noch errinern wird, war auch da. er ist ein sclorar
von Tartini. vormittag gab er dem jüngsten sohn, Carl, lection auf der
violin, und ich kam just darzu; ich hatte nie viell Credit auf ihn. ich sahe
aber, daß er mit viellen fleiß lection gab, und als wir in Discurs kamen,
von Concert geigen, und orchestre geigen, raisonirte er sehr gut, und war
imer meiner meinung; so, daß ich meine vormalige gedancken zurück
nahm, und persvadirt war, daß ich einen recht guten treffer, und accuraten
orchestre geiger an ihm finden werde. ich bath ihn also, er möchte die güte
haben, und nachmittag zu unsrer kleinen accademie komen.

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wir machten gleich zu erst die 2 quintetti von Haÿden; allein, mir war
sehr leid, ich hörte ihn kaum; er war nicht im stande 4 täcte fort zu
geigen ohne zu fehlen. er fande keine applicatur. mit die sospirs
war er gar nicht gut freünd. das beste war daß er sehr höflich
gewesen, und quintetti gelobt hat, sonst – – so sagt ich aber gar
nichts zu ihm, sondern er selbst sagte allzeit; ich bitte um ver=
zeÿhung ich bin schon wieder weg! das ding ist küzlich aber schön.
ich sagte allzeit. das hat nichts zu sagen, wir sind ja unter uns.
dan spiellte ich das Concert in C in B und Eb., und dan daß trio
von mir. das war gar schön accompagnirt. in Adagio habe
ich 6 tact seine Rolle spiellen müssen. zu guter lezt spiellte ich
die lezte Casation aus den B von mir. da schauete alles gros drein.
ich spiellte als wen ich der gröste geiger in Ganz Europa wäre.
sontag darauf um 3 uhr waren wir beÿ einen gewissen hς: v. hamm;
ich habe ohnmöglich zeit mehr zu schreiben, sonst kan ich hς: von
kleinmaÿr den brief nicht mehr mitgeben. der Bischoff im Chiemsee
ist heüte schon nach Salzbourg gereiset. NB: ich schicke meiner
schwester hier 6 Duetti à Clavicembalo e Violino von schuster. ich
habe sie hier schon oft gespiellet. sie sind nicht übel. wen ich hier
bleibe, so werde ich auch 6 machen, auf diesen gusto, dan sie
gefallen sehr hier. ich schicke sie ihnen hauptselich nur, damit
sie sich in Zweÿen Divertiren können. addio ich kisse ihnen 1000
mahl die hände und dich, meine liebe Nanerl, bitte ich, du möchtest
doch noch ein wenig geduld haben. ich bin dero gehorsamster sohn
    München den 6ten oct: 1777                    wolfgang Amadé Mozart.

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N: Ich Sigl als gecrönter ehe mann empfehle mich gehorsam
    alleseits Papa. & chere File.

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