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Salzb
ς. dς 6
tς octb
ς 1777
Euer Schreiben vom 3
tς diess erhielt ich heute richtig um 3 Viertl auf 10 uhr noch im
Bette, weil wir gestern bis halbe 1 uhr auf dem Ball warς. Daß du allein in
München leben köntest, hat seine Richtigkeit: allein was würde dir dieses für eine
Ehre machς, wie würde der Erzb
ς: darüber spottς.
das kanst du aller ort, nicht
nur in München.
Man muß sich nicht so klein machς und nicht so hinwerffς.
dazu ist ganz gewiß noch keine Noth. die Ma
ma soll getröst seÿn, ich befinde
mich viel besser, und heute nachmittag fange den
Sago zu nehmς an, der schon gemacht
ist. Ich bin auf den Ball gegangς um mich zu zerstreuς, und hatte viel, recht viel spaß,
da mich niemand kannte, und ich die Leute schrecklich
seccierte. Ihr werdet nun mit der
Hilfe Gottes, euere Reise fortsetzς und in Augsp
ς: beÿm Lamb in der heil. Kreuzergasse
einkehrς, welches mir alle augsp
ς: Kaufleute lobς. das übrige habe ich dir schon geschriebς.
fällt dir noch was ein, das ich dir schicken sollte, so ka
n bis Augsp
ς: solches noch geschehς, da
es nicht zu weit ist. Wegς dem Bischof in Chiemse muß ich dir sagς, daß er wie ich höre, morgς
abends hier seÿn wird, folglich wird er heut Montag abends von Münchς abreisς, er soll in
Werffen fürmen, und wer weis, ob er so bald wieder hinauf geht, de
n dς Erzb
ς: sieht ihn nicht
gern in Münchς. Am Samstage war ich in der
Comoedie, da nun auch ein franz
ς: Nachspiel war;
so muste der
Brunetti dazwischς, wegς der Umkleidung, ein
Concert spielς, und das war das
deinige mit dem Strassburger; er spielte es recht gut, nur in den beÿdς
Allegro gieng es
zu weilς falsch, und ein mahl hätte er sich bald in einer
Cadenze verstiegς. die ZwischςMusikς
vom Haydn sind wirkl: schön, unter einem Ackt war ein
Arioso, mit
Variationς, für Violonzell,
Flautς, Oboe
p: und ohngefehr, da ebς eine
piano Variation vorausgieng, tratt ein
Variation
mit
der Türkς: Musik ein welches so gähe und unvermuthet kam, daß alle frauenzi
mer
erschrackς, und ein gelächter entstand. zwischen dem 4
tς zum 5
tς Ackt war ein
Cantabile, wo im
er das Engl: Horn dazwischen ein
Recitativ hatte, und da
n das
arioso wieder eintratt, welches sehr mit der vorhergehendς traurigς
Scene der
Zayre
und dem folgendς Akt über eins kam. Noch muß ich dir sagς, daß das
Orchester
dein
Concert unverbesserlich
produciert hat. Es soll nun noch ein Oboist als
Secundarius von Italiς ko
mς. vom
Castraten ist aber alles still. dem Meissner hat
der Obersthofmeister müssς sagς, da er wegς eines Catharrs ein paar mahl nicht gesungς,
daß er singς und auch die Kirchendienste fleisig verrichtς möchte, sonst wollte er ihn
wegjagen. Das ist die Belohnung der grossς
Favoriten! Ich Küsse euch beÿde
Millionmahl, ich bin mit ganzς Herzς i
mer beÿ Euch und euer alter
Ma
n und Vatter
Mozart
mp
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1881
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vom
Missliwetcek gedenkest du kein Wort: als wäre er nicht in Münchς.
Was werde ich ihm da
n auf seinς Brief antwortς? er wird vermuthlich er=
fahrς habς, daß du in Münchς bist.
An Mr Albert bitte meine von
Herzen ergebenst aufrichtige Empfehlung, ich danke ihm für alles was er
euch gutes erwiesen, für seinς gütigen Beÿstand, Vorsorge und Bemühung,
ich empfehle ihm fernerhin auf das angelegentlichste sich für dein bestes
freundschaftlichst anzunehmς. basta! er ist der ehrlichste Man, und der
Menschenfreund, für den ich ihn allzeit gehalten, und Hochgeschätzet habe.
Was mich zu zeitς betrübt macht, ist, daß ich dich nicht mehr Clavier, noch
Violinspielς höre, und so oft ich nach Hause gehe, wandelt mir eine kleine
Melankolÿ zu, da
n, wa
n ich mich unserm Hause nähere, glaube ich i
mer
ich müsse dich Violin spielς hörn.
der Magd der Tresel thut es verflucht spa
nisch vorko
mς, daß die Na
nerl
in der Küche i
mer nachsieht, und sie über die unsauberkeit alle tage
ganz erschröcklich herunterbutzt. Sie lasst ihr nicht das mindeste
hingehen. und we
n sie eine Lüge sagt, so sagt ihr die Na
nerl den Augen=
blick, daß sie eine Unwahrheit gesagt habe. kurz! die tresel
macht erstaunlich grosse Augen, de
n es wird ihr rund alles in bart
hinein gesagt; und doch ist sie gleich darauf wiedς ganz gelassς.
addio, Lebts gesund! nur sorget für euere Gesundheit, das wäre
sonst das schli
mste, was euch begegnς könnte, und sparet, so gut ihr
könnet, da
n reisς kostet geld.
h
ς: Lotter wird den Brief überbracht habς? – –
Brunetti empfehlt sich dir.
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6.
Salzbς. den 5tς oct:
1777.
heunt 5
tς war
pelzlschüssen beÿ uns
papa war bestgeber ich hab für die
mama geschossen und die mama hat 9 x verlohren, für die hat die katerl
geschossen und das beste gewohnen. da sie aber 2 looß schüß hätte.
und unser nur 11 schützen in allem sind so hat du nur 2
x gewohnen.
die scheiben die neulich der Zahlmeister gegeben hat, war ein guter gedankς
es war darauf die Katerl in ihrem
Jaquetl und ein mändl mit stiffel
und eine Reittpeische in der hand, ober seinen kopf steht geschrieben
Habs=katern. und auf der scheiben steht dieser
vers.
Mein schatz darf ich dich nochmahl = küssen?
werd ich die leiter brauchen müssen.
nun fortgefahren, heunt also war Redout, um 2 uhr nachmittag
erst haben wir
billet bekomen, folglich war es zu spät eine gute
maske zu machen. ich hatte auch zu thun, das
pelzlschüssen, und
für den
papa habe ich den
sago gesotten. nach dem
pelzlschüssen hat
bullinger und katerl bis nach 4 uhr mit uns gebrantlt. hernach bin
ich mit dem
pimpes spatziern gegangen. nachdem nachessen
haben wir wollen zum Hagenauer gehen. da der
papa ohnedeme nicht
länger als 12 uhr auf der Redut geblieben wäre. da ich also keine gute,
und saubere maske hätte um mich zu
demaskirn. so haben wir
nur
resolvirt der
papa in seinen schwarz duchenen kleid und eine
alte
maske, und ich mit der alten
negligeè hauben, eine
weiß leinenen
capuschon, und schwarz tafenen
salup von der
mad:selle eberlin. und dieselbe larven die du gehabt hat. wir
sind bis halb ein uhr geblieben. mich hat lange nieman geka
nt.
deine
favorite mademoiselle f: b: hat meine
savoiarten
maske gehabt. itzt ist jutz
mad:selle waberl Eberlin beÿ mir.
welche sich empfiehlt um mich zu ihr ins gartl abzuhollen. leben
sie also wohl auf. ich küß der mama die hände und bin dein alte
dir wäre es keine Ehre wenn du in Münchς frau grossmutter.
Marie Anne
bliebest, ohne dienst. es ist dir mehr Ehr Mozart.
wenn
du einen dienst, da du da keinς
beko
men hast beÿ einem andern grosse Herrn suchest. du wirst schon einς finden
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1881
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Mein allerbester Wolfgang, es freuet mich recht, daß ich imerdar
etwas von Ihnen höre beÿ ihrem liebsten Papa. Reisen Sie
nun glücklich weiter; denken Sie alle Woche einmal an ihren
besten Freund, ich will schon öfters an Sie denken. Empfehlen
Sie mich ihrer besten Mama, und leben Sie recht wohl.
Jos. Bull.
Mühde noch von dem gestrigen Masquen Ball, der für
Gott, und das Vaterland umsonst |: Tach, und Fach ver=
steht sich :| gehalten wurde, schreibe ich ihnen | und versichre
Sie meiner meiner wärmsten Freundschaft. ihre Schwester
die kleine Hexe hatte mich fürstlich zum besten: Sie machte
ein altes Mütterchen. Sie machte sie so Treflich, das Teufel
unter einer so häßlichen Masquen das schönste gesichtgς
vermuthet hatte, ehrlicher Verbannter, möchten sie bald
ihr glück finden, und dadurch ihren freunden den
Verluest ihrer Personn ersezen, worunter sich gewiß
mit wahrem Herzen zählete ihr
Freunde Berhandtzkÿ
(Barhandtzky)
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