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Minichen den 29
tς
September 1777
Wür sind gottlob gesund und noch hier, heunt ist der wolfgang beÿ den bischof
in
Ciemsee gewesen, morgen aber würd er den Churfürsten aufwarthς,
es hat enter nicht sein könnς, herr Woschicka hat gestern abends, und heunt
Mitag beÿ uns über disch gespeiset und wahr sehr höflich, wie es mit uns
gehn wird müssen wir erwarthς, wir haben recht ville gutte freünde
hier die gern seheten das wir hier bliben;
daß ist wahr! sehr viel gute
freünde: aber leider die meisten die nichts oder wenig vermögen. ich war gestern um halbe
11 uhr beÿm graf Seau und habe ihn aber viel ernsthafter und nicht so natürlich wie
das erste mahl befunden. doch war es nur schein. da
n heüte war ich beÿm
Fürst Zeil und der hat mir folgendes mit aller höflichkeit gesagt. „Ich glaube
hier werden wir nicht viell ausrichten. ich habe beÿ der tafel zu
Nümphenburg
heimlich mit den Churfürsten gesprochen. er sagte mir. iezt ist es noch zu früh.
er soll gehen, nach italien reisen, sich berühmt machen. ich versage ihm
nichts. aber
iezt ist es noch zu früh.” da haben wirs. die meisten grossen herrn
haben einen so entsezlichen Welschlands=
Paroxismus. doch rieth er mir zum
Churfürsten zu gehen, und meine sache vorzutragen wie sonst. ich habe
heüt mit h
ς: wotschicka über tisch heimlich gesprochen; und dieser bestellte
mich morgen um 9 uhr, da will er mir eine
audienz gewis zuwegen bringen.
wir sind nun gute freünde. er hat
absolument die Person wissen wollen,
ich sagte ihm aber; seÿen sie versichert daß ich ihr freünd bin und bleiben
werde, ich bin ihrer freündschaft auch völlig überzeigt; und das seÿe ihnen
genung. Nun wieder auf meine schistori zu ko
men. der bischof in Chiemsee
sprach auch ganz allein mit der Churfürstin; die schupfte die achseln, und
sagte: sie wird ihr möglichstes thun. allein sie zweifelt sehr. Nun ko
mts wegen
graf Seau; graf Seau fragte den fürst Zeil, |: nach dem dieser ihm alles
erzehlt hatte :| wissen sie nicht, hat den der Mozart nicht so viell von haus,
daß er mit ein wenig beÿhülfe hier bleiben könte. ich hätte lust ihn zu
behalten. der bischof gab ihn zur antwort. ich weis nicht. aber ich zweifle
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
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sehr; doch därfen sie ihn ja nur darüber sprechen; das war also die ursache
warum er folgenden tag so gedankenvoll war. hier bin ich gern; und
ich bin der Meÿnung wie vielle meiner guten freünde, daß we
n ich nur
ein jahr oder zweÿ hier bliebe, ich mich durch meine arbeit verdienst
und
meriten machen kö
nte, und folglich ehender von hof gesucht würde,
als suchen sollte. Herr Albert hat seit meiner ankunft ein
Project im
kopf, dessen ausführung mir nicht unmöglich scheinet. nämlich er wollte
10 gute freünde zusa
men bringen, wo ein jeder Monatlich nur 1
Ducaten spendiren dürfte, daß sind das Monath 10
Ducaten, 50 gulden,
jährlich 600 fl:, wen ich nun hernach von graf Seau nur jährlich 200 fl:
hätte, wären es 800 fl: – – wie gefällten den Papa dieser ge=
dancke? – – ist er nicht freündschaftlich? – – ist es nicht
anzunehmen, wen es allenfals ernst würde? – – ich bin
vollko
men darmit zufrieden; ich wär nahe beÿ Salzburg. und
wen ihnen, Mein allerliebster Papa, ein
gusto kö
mete |: wie ich es
doch von ganzen herzen wünschte :| Salzburg zu verlassen, und in
München ihr leben zu zubringen, so wär daß ding sehr lustig und leicht.
Den we
n wir in Salzburg mit 504 fl: leben musten, so kö
nten wir wohl
in München mit 600 oder 800 fl: leben? – – –
Ich habe 100000
Complimenten von der gräfin
larosè auszurichten. daß
ist wohl eine liebenswürdige dame! und unser sehr gute freündin. h
ς:
von
Dufresne sagte mir neülich, das sie zweÿ oft mit der
Præsidentin
unserer wegen zankten. der Papa steht in grossen gnaden beÿ der gräfin
larosé. sie sagt sie hat nicht bald einen so vernünftigen Ma
n gesehen! –
und er hats auch schon im gesicht! – ich gehe alle tag zu ihr. ihr
bruder ist nicht hier.
x
freytag mitdag haben wür beÿ hern bellvall
gespeist, hernach sind wür zur frau von durst gegangς, und mit
ihr in der
Comedi gewesen, sie last sich dir und der nanerl empfehlς;
herr becke ist heunt mit der gräfin Seeau auf das land gereiset.
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mir gefählt es hier schon guet allein ich möchte mich abtheillen könnς
damit ich beÿ euch zu Salzburg auch sein könnte, ich bitte dich nihm
deine gesundheit in obacht, und gehe so bald nicht aus bis dir nicht
recht gutt ist, und laß dir kein graues haar wachsen, es wird mit
gottes hilf alles recht werden. wie es sein mus. an alle meine freinde
Empfehlung, nehmlich frau von Moll, frau von gerlisch,
Mamsell Catherl
absonderlich meiner allerliebstς
Sallerl, und herr bullinger, frau hagen=
auerin Jungfer Mizerl mit einς worth an alle die von uns was hören
mögς, den bimperl küsse ich auf sein zingerl, er würd mich schon
vergessς habς. die nanerl würd wohl schön gebuzt sein weill sie
zweÿ Ka
mer Jungfern hat, schreib uns fein was in Salzburg Neues
pasiert. morgen wird eine deutsche
operette auf gefürth, wier werdς
hinein gehς solche zu sehen, weill ein solcher lerm ist. das sie so schön
sein soll. die thresel lasse ich auch schön griessen, sie soll ihr die
Zeit nicht lang werden lassen bis ich wider ko
me, und den bimpes
fleisig brunzen führς. die Vögerl las ich auch griessς, ich kan
unmöglich vill schreibς, dan die feder ist
Miserabel und mit der
goldern kan ich gar nicht schreiben. ich küsse euch also alle
beÿde vill
Million 1000 mahl lebts recht vergniegt und gesund
beÿsa
men, ich bette däglich für euch.
adio Maria Anna Mozartin
x
heüte als den 30:
tς gieng ich nach abrede mit
M:
r wotschicka um 9 uhr nach hof. da
war alles in jagd
uniform.
Baron kern war dienender ka
merherr. ich wäre gestern
abends schon hinein gegangen, allein ich ko
nte H
ς: wotschicka nicht vor den kopf
stossen, welcher sich selbst antrug mich mit den Churfürsten sprechen zu machen.
um 10 uhr führte er mich in ein enges zi
merl so, wo S: Ch: Durchleicht durch=
gehen müssen, um vor der jagd Mess zu hören. graf Seau gieng vorbeÿ, und
grüste mich sehr freündlich. befehl nach liebster Mozart. als der Churfürst an
mich ka
m, so sagte ich. Euer Churf: Durchleicht erlauben das
ich mich unterthänigst
zu füssen legen, und meine dienste antragen darf: ja, völlig weg von Salzburg?
völlig weg. ja Euer chur: Durchleicht. ja warum de
n, häbts eng z'kriegt? – – Eÿ
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beleÿbe, Euer Durchl:, ich habe nur um eine Reise gebeten, er hat sie mir
abgeschlagen, mithin war ich gezwungen diesen schritt zu machen; obwohlen
ich schon lange im si
n hatte weg zu gehen. da
n Salzboug ist kein ort für
mich. ja ganz sicher. Mein gott ein junger Mensch! aber der vatter ist
ja noch in
Salzboug? – ja Euer chur: Durchlch, Er legt sich unterthänigst
Ect:
ich bin schon dreÿmal in
italien gewesen, habe 3
opern geschrieben,
mit
Mittglied der
accademie in
Bologna, habe müssen eine Probe austehen, wo
vielle
maestri 4 bis 5 stund gearbeitet und geschwizet haben, ich habe es
in einer stunde verfertiget: daß mag zur zeügniss dienen, das ich
im stande bin in einen jedem hofe zu dienen. Mein einziger wunsch ist
aber Euer Churf: Durchl: zu dienen, der selbst ein grosser = = ja mein
liebes kind, es ist keine
vacatur da. mir ist leid. wen nur eine
va=
catur da wäre. Ich versichere Eur Durchl: ich würde München gewis Ehre Machen.
ja das nuzt alles nicht. es ist keine
vacatur da. dieß sagte er gehend. nun
empfahle ich mich zu höchsten gnaden. h
ς: wotschicka rieth mir; ich sollte mich
öfters beÿm Churfürst: sehen lassen. heut Nachmittag gieng ich zum graf
Salern.
seine gräfin tochter ist nun ka
merfreülle. sie ist mit auf die jagd. ich
und
Ravani waren auf der gasse wie der ganze Zug kam. der Churf:
und Churfürstin grüsten mich sehr freündlich. die gräfin
Salern kante mich
gleich. sie machte mir sehr vielle
Complimente mit der hand.
Baron Rum=
ling den ich in der
Ante Camera vorher sahe, war niemahlen so
höflich mit
mir wie diesesmahl. wie es mit den
Salern gegangen schreib ich aufs
nächste. recht gut. sehr höflich.
und aufrichtig. iezt bitte ich recht obacht zu
geben auf die gesundheit, ich küsse dem Papa 100000 mahl die hände.
und bin und bleibe
P:S: Ma trés chere soeur,
ich schreibe dir aufs nächsten eigenst
einen brief ganz für dich.
meine Empfehlung an.
A: B: C: M: R: und mehr
der gleichen buchstaben.
Addio. gehorsamster sohn
wolfgang Amadé Mozart
mp
einer bauete hier ein haus und schrieb darauf:
das bauen ist eine grosse lust,
das so viell kost, hab ich nicht g'wust. über nacht schrieb ihm einer darunter:
und das es so viell kosten thut,
hättst wissen solln, du fozenhut:
DOM=
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