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1.
23. Sept. 1777.
Mon trés cher Pére. 1777?
Vor 26 Sept.
wir sind gott lob und danck glücklich zu wagin, stain, ferbenthain,
und wasserburg anko
men; Nun eine kleine reis=beschreibung:
Gleich, als wir zum thor ka
men, musten wir fast eine viertl stunde
warten, bis uns das thor ganz aufgemacht wurde; da
n man
war in arbeiten. Vor Schi
n begegneten wir eine anzahl kühe,
worunter eine Merkwürdig war – – da
n sie war
einseitig.
welches wir noch niemahl gesehen haben. Zu schi
n endlich sahen
wir einen wagen, welcher still stunde, und
Ecce – – unser
Postilion rief also gleich – – da müssen wir wechseln – – meint=
wegen, sprach ich. Meine Mama und ich
Parlirten, als ein dicker
Herr an wagen ka
m, dessen
Sinfonie mir sogleich bekant
war – – es war ein kaufma
n von Memingen. er betrachtete mich
eine gute weile, endlich sagt er: sie sind ja der h
ς: Mozart?
zu dienen. ich ke
ne sie auch, aber ihren Na
men nicht. ich habe sie
vor einen jahr in Mirabell beÿ der
Musique gesehen. darauf ent=
deckte er mir seinen Na
men, den ich aber gott lob und danck ver=
gessen habe. doch behielte ich aber einen vielleicht wichtigeren. Er
hatte damals, als ich ihn in Salzburg gesehen, einen jungen Menschen
beÿ sich, und nun einen bruder dieses jungen Menschen, welcher von
Memingen ist, und sich h
ς: von Unhold schreibt; dieser junge herr
bat mich recht, ich möchte doch wens Möglich ist, nach Memingen ko
men.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
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1881
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wir gaben diesen herrn 100000
Complimenten an Papa und meine
schwester die
Canaglie auf; sie versprachen uns auch, daß sie
selbe gewiß ausrichten werden. dieß Postwechseln war mir sehr un=
gelegen, de
n ich hätte den
Postilion gern von wagin aus einen
brief mitgegeben. nun hatten wir die ehre |: nachdem wir
zu wagin ein wenig geessen hatten :| von den nämlichen Pferden
bist stain fortgezogen zu werden, mit welchen wir schon andert halb stund
gefahren sind. zu wagin war ich allein auf einen augen=
blick beÿ dem h
ς: Pfarer. er machte grosse augen. er
wuste von unsrer ganzen Histori nichts. von stain fuhren
wir mit einem
Postiglion, der ein ganz erschröcklicher
phlegmaticus
war.
NB:
im fahren. wir glaubten nicht mehr auf die
Post zu
ko
men. endlich ka
men wir doch an. |: meine Mama schläft
schon halb :|
NB: weil ich dieses schreibe. von ferbertshaim bis
wasserburg gieng alles ganz gut.
Viviamo Come i Principi.
uns gehet nichts ab als der Papa, je nu, gott wills so
haben. es wird noch alles gut gehen. ich hoffe der Papa wird
wohl auf seÿn, und so vergnügt wie ich, ich gebe mich ganz
gut drein. ich bin der anderte Papa. ich gieb auf alles acht.
ich habe mir auch gleich ausgebeten die
Postilionen auszuzahlen,
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de
n ich kan doch mit die kerls besser sprechen als die
Mama. zu wasserburg beÿm stern ist man unvergleichlich
bedienet. ich size da wie ein Prinz. vor einer halben
stund, |: Meine Mama war just auf dem h = l :| klopfte
der hausknecht an, und fragte sich um allerleÿ sachen an.
und ich antwortete ihm mit aller meiner Ernsthaftigkeit,
wie ich im
Portrait bin; ich muß schliessen, Meine mama
ist schon völlig ausgezogen. wir bitten alle zweÿ, der Papa
möchte achtung geben auf seine gesundheit; nicht zu fr[üh]
ausgehen; sich nicht selbst verdruß machen. braf lac[hen]
und lustig seÿn, und allzeit mit freuden, wie wir, ge
[=]dencken, das der Mufti
H: C: ein schwanz, gott aber
mittleidig, barmherzig und liebreich seÿe. ich kisse den Papa
zu 1000 mahl die hände, und umarme meine schwester
Canaglie
so oft, als ich heut schon – – – toback geno
men
habe.
P: S: die feder ist grob und ich bin
nicht höflich.
Wasserburg den 23
sept:ber
gehorsamster sohn
1777.
undecima hora nocte tempore. wolfgang Amadé Mozart
mp
Ich glaube ich habe zu haus
meine Decreter vergessen? – –
ich bitte mir selbe in bälde zu
schicken. in der früh um halbe 7.
den 24ten sep:tbr
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À Monsieur
Monsieur Leopold Mozart
maitre de la chapelle de S: A: R:
l'archeveque de
à
Salzbourg.
N 1
N 1
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
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