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Salzbg: d
Münchς den 30
tς Decembς:
1774
Da du dieses liesest wird die
Nanerl schon fast alles eingepackt habς. und
de
noch muß ich euch Nachricht gebς, daß sie noch etwas mitbringς soll. Es ist eine
Kleinigkeit, und ko
mt nur darauf an, daß es glatt liegt. nä
mlich von unsern
Pariser=Portrait=Kupfern etwa 5 oder 6 Stück. der
hς: von Pernat will
absolute
eins habς, und dann noch ein und anderer guter freund. du wirst sie in der
Schublade, wo alle Kupferstiche sind,
NB rechter Hand, wie glaube zi
mlich oben
gleich an der Seite finden. Es ko
mt nur darauf an, daß sie glat liegς und nicht
verbogen werden. Ich vergas auch zu schreibς, daß die
Nanerl ein Masquera=
kleid mit nehmς könnte: und sollte es auch
eine Salzburgerin seÿn. mir ist leid,
daß ich nicht eher daran gedacht. da
n hier wird sie nichts als eine
Domino beko
mς.
doch vielleicht habt ihr es nicht vergessen. Heute warς wir beÿ S.
r Exς: dem
Kaÿslς: Gesandtς, der recht freundlich und gnädig mit uns war. Ihr werdet
wohl einige Neujahrwünsch=
Billets ausgesendet habς. Ihr solltet S
rE: Graf Sauerau
und
Gräfin von Lodron nicht vergessς habς. An S:
r Hochfς: Gnadς habe ich geschriebς,
und das neue Jahr gewunschς. die
Nanerl ko
mt eben recht zur
opera, de
n
am Mittwoche nachmittag wird sie anko
mς, und am Do
nerstage wird sie aufge=
führt. ko
mt
hς: von Mölk auch mit, so sieht er sie auch;
ko
mt er aber später, so sieht er nichts mehr davon bis
Ostern: de
n alsda
n werdς die
operetten nicht mehr im
theater, sondς auf dem Reduttensaal, und zwar nur
Intermezzi gegeben; darunter nebenbeÿ viele 100
Masquern spazieren gehς, redς, scherzς, und an vielς spiltischς
spielen. folglich wird nichts gescheides mehr aufgeführt.
Nun must Du wissen, daß der
Maestro Tozi der heuer die
opera Seria
schreibt vorm Jahr eben um diese zeit eine
opera Buffa geschriebς, und sich
so bemühet solche gut zu schreibς um die
opera Seria, die vorm Jahr der
Maestro Sales schrieb niederzuschlagς, daß des
Sales opera wirklich nicht mehr
recht gefallς wollς. Nun eraignet sich der zufall, daß des
Wolfgangs
opera eben vor der
opera des
Tozi gemacht wird. und da sie die erste
Probe hörten, sagte alles, nun wäre Tozi mit gleicher Münz bezahlt, in=
dem die
opera des Wolfg
ς: die
opera des
Tozi niederschlage. dergleichς sachς
sind mir nicht lieb, ich suche dergleichς redς zu stillς, so viel möglich,
protestiere
ohne End: allein das ganze
orchester und alle
die die Probe gehört sagς daß sie
noch keine schönere Musik gehört, wo alle Ariς schön sind. Aller Orten, wo wir
hinko
mς, weis man es schon.
Basta! Gott wird alles gut machς. Lebts wohl, ich
wünsch der
Nanerl glückl: Reise. wir Kissς euch Beÿde, empf
ς: uns allen
u
bin dein alter
Mozart mp.

ich bitte meine Empfehlung an die
Roxelana, und sie wird heünte abends mit den
sultan
den thèe nehmen. an die jungfrau
Mizerl bitte alles erdenkliches, sie soll
an meiner liebe
nicht zweiflen, sie ist mir beständig in ihrer reizenden
Negligèe vor augen; ich hab
vielle hübsche mädl hier gesehen, aber eine solche schönheit habe ich nicht gefunden.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


Meine
schwester soll nicht vergessen die
variationes über den
Menueto d'ecaudè von
Ecart, und
meine
variationes über den
Menuet von
fischer mitzunehmen. gestern ware ich in der
Comoedie,
nähmlich in der Mode nach der haushaltung; sie haben es recht gut gemacht. meine Empfeh=
lung an alle gute freünd und freündinen. ich hofe du wirst – – – lebe wohl – – ich
sehe
dich bald in München zu hoffen. von der
frau von Durst habe ich ein
Compliment auszurichten.
ist es wahr, daß der
hagenauer zu wien
Professor der bildhauereÿ worden? der
hς: v: Mölk
hat es den
P: wasenau geschrieben, dan der brief hat mir seinen
Pater wasenau gelesen.
adieu. der
Mama küsse ich die hände, und damit hat es heünt sein Ende. halte dich recht
warm auf der Reiß, ich bitte dich, sonst
kanst du deine 14 täge zu haus sizen, und hinter den
ofen schwizen, wer wird dich beschüzen? ich will mich nicht erhizen, iezt fängsts an
zu blitzen. ich bin allzeit dein München.
bruder den 1774
sten 30.
Anno Decembre.
À Madame
Madame Marie Anne Mozart
Franco Salzbourg
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881