[S. 1]


Münchς dς 16
Decembς:
1774
Nun hat die Na
nerl eine Wohnung. und wo glaubst du
wohl? – – Beÿ der
Madame odς vielmehr beÿ der verwittibtς
gnädigς Frau
von Durst,
gewesten Salzmaÿrin zu Reichen=
hall zu welcher dς h
ς: von Mölk so oft hinüber gefahren,
und wir so oft habς ne
nς hörς; zu einer Frau, die erst
26 oder 28 Jahre höchstens alt ist, Braunet, schwarzaugend,
sehr eingezogς, und voller belesenheit und vernunft ist, die übri=
gens keinς Umgang von schmirbern um sich leidet, und sehr
höflich und angenehm ist. Und wer glaubst du hat mir zu
diesem Ort verholfen? – – der h
ς: v Dufraisne. Er fragte
mich warum ich
die Nanerl nicht auch mitgenomς: ich sagte ihm
daß sie zwar Gelegenheit hätte in dς Gesellschaft der
Md:me v
Robini nach Münchς zu ko
mς, da wir aber itzt beÿ h
ς: von
Pernat
wohntς, so wüste ich kein Ort für sie. Er besa
n sich; und sagte
mir endlich, er wüste ein Ort,
beÿ dς Md:
e v Durst. Er wollte
unter der Hand mit ihr sprechς, und hörς was sie sagte, er
mache sich gute Hofnung, indem sie ganz allein und eine Person
seÿ, wo nichts als ihre nächste freunde und herrn
Dufresne
Eltern hinko
mς. Er brachte mir da
n auch Nachricht, daß
es in so weit richtig wäre, nur hätte sie Anstand sie möchte
sich den h
ς: v Belval dadurch ins Hauß ziehς, weil sie weis, daß
er beÿ uns in Salzb
ς: war; Nicht daß er
die Nanerl nicht etwa be=
suchς dörfte, sondς er möchte dadurch Gelegenheit nehmς auch
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


nach der Hand ihr über den Hals zu lauffς. Die Ursache ist
ganz natürlich. Eine junge Wittwe will keine öftern Besuche
von einem Ma
n, dς mit seiner Frau nicht lebt.
Heute war ich selbst beÿ ihr. die Na
nerl bekomt ein
aigenes Zi
mer zum schlaffς. solches ist zwar etwas finster,
allein die übrige Zeit wird sie beÿ der Gnädigς Fr
ς: in ihrem
Zi
mer zubringς, das auf den grossς Markplatz herabgehet,
und wohin auch ein flügl wird gesetzt werdς.
Nun ko
mt der Zufall, wo die Na
nerl sieht, wie Elend es ist
we
n man sich selbst keine Haube aufsetzς, und sich selbst wedς
einschmierς, noch andςe derleÿ Kleinigkeitς thun ka
n.
Man ka
n nicht allzeit die Ehehaltς andςer Leute zu seinς dienstς
haben. Ich vermuthe die Gnädige Frau wird ihrς Kopf
wohl meistens selbst in Ordnung zu bringς gewohnt seÿn.
die Na
nerl muß also eine
negligé haube selbst sauber auf=
zusetzς und sich einzuschmierς gewöhnς und das
Clavier recht
exercierς. absondςlich die
Sonaten vom
Paradies und
Bach p:
und das
Concert v Luchesi p. Noch habς wir keinς Brief
von euch. wir Kissς euch beyde, empfehlς uns aller Ort
u bin
dς alte
Wie geht es de
n wegς dem Ball auf Mzt
mp
dem Rathaus? – was macht
Miss Pimpess? –
Md
e:
v Durst hat auch ein Kleines Leckerl, ich mein es heist
Finettl.
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 3]


Ich habe zahnwehe.
johanes chrisostomus Wolfgangus Amadeus Sigismundus Mozartus Mariæ annæ Mozartæ
matri et sorori, ac amicis omnibus, præsertimque pulchris virginibus,
ac freillibus, gratiosisque freillibus
S: P: D:

dς 17tς morgens.
gestern Blieb der Wolfgς: zu Hauß weil er Zähnwehe hatte, und heute
wird er auch zu Hause bleibς, dan er ist nun geschwollς.
vor allem muß die Nanerl Gelegenheit suchς dem Graf Sauerau
zu sagen, daß sie Lust hat in Compagnie der Md:me v Robini und hς:
gschwendners nach Münchς zu reisen. Man muß ihm vor allen das
vertrauς machen solches zu sagς. addio. heute hoffe einς Brief von
dir zu sehς.
hς: v Pernat und Bellval empfς: sich allezeit.
mit nächster Post werde das mehrere schreibς.
Eben empfange Euren Brief. Ihr hattet keine adresse nötig.
wir wissς die Post; und die Post weis uns.
hς: Fischietti hat gut gethan sich bald etwas zu wählen, damit er
bald anfangς kan. Wen du ihn siehest kanst du ihm
ein Compliment von uns meldς. Wir habς noch nicht daran gedacht
etwas auszusuchς. dazu ist noch zeit genug.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 4]


À Madame
Madame Marie Ane Mozart
à
Franco
Salzbourg
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881