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                                                                                    Wien dς 15 Septς: 1773.

Daß wir täglich erstaunlich viel Zeit zubringς die verwittibte Frau Dr Niderlin
zu trösten, kannst du dir leicht vorstellς, ich erspahre mir die Historien alle
zwischς ihr, ihrer Schwester, ihrem Schwager p: dir mündlich zu erzehlς.
die unglückliche operation wird hς: Günther, dem ich meinς SomerreissRock
mitgegeben, bereits erzehlt haben. Alles wohlüberlegt, war es in der
That eine der traurigsten Begebenheitς. Ich hätte noch einς Brief von dir erhaltς
könnς; allein ich war vest entschlossς am Samstag abzureisς, folglich schrieb ich dir,
daß du mir nicht mehr schreibς solltest. Nun zeigt es sich daß ich nächste woche erst
abreisς kan. wo ich dan, versprochner massς, am Ende der komendς woche ein=
zutreffς hoffe. Du darfst es kecklich glaubς, daß mich dieser Todfall, und
die Umstände desselbς viel niedergeschlagς, und mir das Gemüth
hefftig angegriffς hat. hast du mir etwas nothwendiges zu schreibς, so
kanst du mir nach Lambach schreibς, und darauf setzς: im Kloster
beÿ hς: P: Camerer abzulegς.
Man müste es aber dem Post=
Secretaire erinern, sonst möchte er in Gedankς den Brief ins
Wiener Paquet werffς. du wirst unterdessς von mir allzeit Briefe
haben. ob ich aber vom Grättl, Canevas, drucktς Leinwat etwas mitbringς
werde, das ist: etwas, viel, wenig odς gar nichts, ist eine Sache die noch
nicht entschlossς ist; dan du weist wohl, daß ich mit Mauthς mich in keine
Gefahr gebς will, dan sollte ich viel mauth zahlς müssς, so würde kein
Nutzς herauskomς: und da ich wenig bagage hab, so läßt sich, sondςlich

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von grossen Sachen, nichts verbergς. was ihr noch gewiß bekomt,
sind Handschueh von Badς. Es fängt nun an hier etwas frisch
zu werdς, sondςheitl: morgens und abends. übrigens hat wein,
obst, und feldfrüchtς aller Ortς erstaunlich gut gerathς, und man verkauft
wirkl: Wein die Maaß um 6 xr um leere Vässer zu bekomς. In Hungarn
ist überfluß am Getraide: die Gräsereÿ waraber schlechter.
Hat hς: Leutgeb die 6 Cremς: und 5 thal: bezahlt? – – –
und hς: Kliebnstein hatte 2 Bücher in Folio von mir, nämlich
den Fux lateinisch und dς Riepl deutsch. Ich vermuthe er hat
sie zurück gestellt.
Die hς: P: Jesuiter gehς schon als welt geistl: in langς schwarzς Talarn
und Mänteln, dan welschς krageln.
S:e Maÿstς: der Kaÿsς: sind am verflossnς Montage morgens nach
7 uhr, so zu sagς, unvermuthet aus Poln über Mährn hier
eingetroffς, dan man verhofte ihn nicht vor dem Monat october.
daß die Russς einigemahl von den Türckς rechtschaffς gepeitschet wordς,
hat seine Richtigkeit, so daß sie ihre truppς aus Poln zur Armee
ziehς wollς, und die Preussς sollς unterdessς, den Russischς theil Pollens
besetzς. Wir empfς: uns samt allς freundς hier euch allς in und ausser dem
Hause. Noch bin ich auf dς Rothmühl nicht gewesen, obwohl die Messmerischς

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schon lange alda sind, und die frl: franzl beÿ nahe wiedς alda gestorbς wäre.
wir küssς euch Millionmahl u ich bin dein alter    Mzt mp
info
           wir sind gott lob und Danck gesund, diesmahl haben
wir uns die zeit genommen dir zu schreiben, obwohlen wir geschäften hätten.
wir hoffen du wirst auch gesund seÿn. Der tod des D: niderl hat uns sehr
betrübet, wir versichern dich, wir haben schier geweint, gebleert, gerehrt, und trenzt.
unsere empfehlung an alle gutte geister loben Gott den herrn, und an alle
gute freünd, freündinen. wir bleiben dir hiemit mit gnaden gewogen:
                                                                                 wien aus unserer Residenz.
                                                                       15. sept. 1773               wolfgang.


info
                    an hς: von Hefner.

ich hoff wir werden sie noch in Salzburg antreffen, wohlfeüler freünd.
ich hoff sie werden gesund seÿn, und nicht mir seÿn spinfeünd,
sonst bin ich ihnen fliegenfeünd
oder gar wanzenfreünd
also ich rathe ihnen bessere verse zu machen, sonst kom
ich meiner lebtag zu salzburg nicht mehr in Dom,
dan ich bin gar Capax zu gehen nach Constant=
inopel
die doch allen leüten ist bekandt
hernach sehen sie mich nicht mehr, und ich sie auch nicht, aber
wen die pferd hungrig sind, gieb man ihnen einen haber
                              leben sie wohl.       Ich bin zu aller zeit
                            sonst werd ich toll   Von nun an bist in Ewigkeit

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Viene
À Madame
Madame Marie Anne
Mozart
à
Salzbourg

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