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Maÿland dς 2
tς Je
ner
Glükseeligs Neues Jahr! 1773
Letzthin habe ich euch das Neue Jahr zu wünschς vergessς, weil
ich nicht nur in Eÿl, sondς in Verwirrung, in Gedanckς,
zerstreut, und in dem Augeblick geschriebς habe, wo wir gleich
ins Theater gehς mustς. die
Opera ist glückl: abgelauffς,
obwohl den erstς abend verschiedene sehr vertriessliche Umstän=
de sich eräugnet. der erste Umstand war, daß die
opera
gemeiniglich
eine Stund nach Gebettleutς anfangς soll, dieses
mahl solche 3 Stund nach Gebettleutς, folgl: erst gegς
8 uhr deutscher uhr angefangς, und bis 2 uhr nach
Mitternacht erst geendiget war. der Erzherzog ward
kurz vor bettleutς erst vom Mittag essς aufgestandς,
und hatte da
n noch 5 Briefe odς Neujahrswünsche mit
eigener Hand an S
e: Mayst
ς: den Kayser, Kaÿserin,
zu schreibς, und
NB er schreibt sehr langsa
m.
p:
Stelle dir nun vor, das ganze theater war um halbe 6
uhr so voll, daß niemand mehr hinein konnte. die Sänger
und Sängeri
nς sind den erstς abend in einer grossς
Angst sich das erste mahl einem so ansehnlichς
Publicozu
zeigς. Die beängstigtς Singendς Personς mustς in
ihrer Angst, das
Orchester und ganze
Publicς
in ungedult und auch Hitze viele stehenden fusses
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


3 stunde auf den Anfang dς
opera wartς.
zweÿtens. ist zu wissς, daß der
Tenor, den wir aus
Noth nehmς müssς ein KirchenSänger aus
Lodi ist dς niemals
auf einem so ansehnlichς theater
agiert hat, der nur etwa
zweÿ mahl in
Lodi einς
primo Tenore vorgestellt, endlich
erst 8 täg vor dς
opera ist verschriebς wordς. dieser, da
die
prima Dona in ihrer erstς
Aria von ihm eine
action
des zorns erwartς muß, machte diese zornige
action
so übertriebς, daß es schiene als wolte er ihr Ohrfeigς
gebς, und ihr die Nase mit dς faust wegstossς, bewog
das
Publicς zum lachς. die
Sig:a de amicis beobachtete
nicht so gleich im Eyfer ihres Singens, warum das
Publicς lachte, und sie war betroffς,
und wuste anfangs nicht wer ausgelacht wurde und
sang den ganzς erstς Abend nicht gut, weil noch
die Eyfersucht dazu kam, daß dem
Primo Uomo, so
bald er auf das theater tratt die Hände von dς Erz=
herzogin geklatschet wurde. dieß war ein
Castraten=
streich, da
n er machte, daß der Erzherzogin gesagt
wurde, daß er für forcht nicht werde singς könnς, um da=
durch zu erhaltς, daß ihm der Hof gleich
Courage und
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applauso machς sollte. Um nun die
de amicis wiedς zu
tröstς, wurde sie gleich den tag darauf gegς Mittag nach Hofe
beruffς, und hatte eine ganze Stunde beÿ beÿdς Königl Hoheitς
audienz, da
n fieng die
opera erst an gut zu gehς, und
da sonst beÿ dς erstς
opera das theater sehr lehr ist, so
warς nun die erstς 6 abend |: heut wird dς Siebende :| so voll
daß man kaum hineinschliefς ka
n, und hat noch meistens
die
prima Dona die Oberhand derς
Arien wiedςhollt wordς.
Mad:me D'aste, wo ich schreibe, empf
ς: sich und wünschet glückl:
Neues jahr. wir empfehl: uns allς gutς freundς und freundinς
in und ausser Hause, Küssen euch viel 1000000 mahl und bin
dς alte Mzt
mp:
Der Wolfg
ς: empf
ς: sich absondςlich, wir sind, Gott Lob,
gesund.
DOM=
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[S. 4]


À Madame
Madame Marie Anne
Mozart
à
par Mantova. Salzbourg
Insprugg.
N:o 10 aus Meÿland.
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