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Mayland dς 21
tς Novembς:
1772
Wir sind, Gott Lob, frisch und gesund wie die fische im wasser, da
n seit gestern 8 täge
hat es tag und nacht so erstaunlich geregnet, daß es gar kein wundς, wenn alle
Posten, die heut eintreffς solltς, noch erwartet werdς. Nebst dem starkς Regς und
Wind ward in der nacht vom 19
tς bis auf den 20
tς ein starkes do
nerwetter,
welches um 10 uhr Nachts mit blitzς angefangς, und da
n die ganze Nacht bis
4 uhr frühe mit viellem hefftigς do
ner ohne unterlass angehaltς. Ich meines
theils wurde durch einς starkς do
ner um 2 uhr, und da
n nach 5 uhr erwecket,
schlief aber gleich wiedς ein. der Wolfg
ς: hingegς, nachdem er um 12 uhr einge=
schlaffς, hörte vom Rest des Wetters gar nichts mehr. Wir habς eine
weit bessere Wohnung, als wir sonst hattς, schöner, beque
mer, näher noch
am theater und folglich etwa 50 schritte von dς
Md:me d'aste entfernt,
die uns ein paar gute Kopfküssς geliehen, da die italiänischς speck=
schwarden uns zu hart sind. übrigens, da unser vormaliges Bett
9 spa
n breit war, so ist das dermahlige 10 spa
ne. An Euerm
guten wohlseÿn will nicht zweifeln. Heut ist die Jahrzeit unseres
Hochzeit tages. Es wird, wie glaube, 25 Jahre seÿn, daß wir den gutς
Gedanckς hattς uns zu verheÿrathς. – – diesen Gedanckς hattς wir zwar
viele jahre zuvor. gute dinge, wollen ihre Zeit! Der
Primo Uomo
Sgr: Rauzzini ist nun angelangt, es wird nun also i
mer mehr
zu thun gebς und lebhafter werdς. Es wird aber auch an kleinς
Comœdiς
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Thum
wie es beÿm Theater gewöhnlich ist, nicht fehlς. das sind kleinigkeitς!
die feigς, die h
ς: Joseph beÿ dς abreise dem Wolfg
ς: gegebς, warς so
wundersa
m wie das Brod und die fische im
Evangelio, da
n gestern
assen wir noch davon zur abendmalzeit, die täglich in nichts
als traubς und Brod und einem glaß wein bestehet. Wir empf
ς:
uns allς gutς freundς
u freundinς. der tag ist Kurz! Es giebt
viel zu thun, ist es keine Arbeit, so sind es halt de
noch verrichtungς.
wir küssς euch – – so oft ihr wollt – – und bin sa
mt dem Wolfg
ς:
dein alter
Mozart
mp.
Ich sage dir danck, du weist schon für waß. dem hς: von hefner bitte ich um
verzeÿhung daß Ich ihm noch nicht geantwortet habe. allein es war ohn=
möglich und es ist noch ohnmöglich: dan so bald Ich nach haus kome, so giebt
es was zu schreiben, liegt oft schon was auf den Tisch, und ausser den
haus, auf der gasse, kan ich ohnmöglich nicht schreiben. wen du ihn siehest,
zu lasse Ihm dieses folgende lesen, und Ich bitte ihm er soll sich
unterdessen mit diesen begnügen. Ich werde es meinen
wohlfeilen freünden nicht vor übl haben, daß er mir nicht ge=
antwortet hat, so bald er wird mehr zeit haben, wird er mir
gewiß, zweifels ohne, ohne zweifel, sicher, richtiglich antworten.
Mein Compliment an alle gute freünde und freündinen. der
Mama küsse ich die hände. wohle leb, und neue mir bald was
schreibes. die Teütschland vom Post ist noch nicht angekomen.
Oidda. Ich sonst wie bin
Milano à 2771 nowembr: 12 den. Mozart wolfgang