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Mayland dς 31
augς: 1771
Dieß ist mein
vierte brief den du empfangst. In diesem muß dir auch
meine
Sedia anrühmς, die glückl: diese Reise ausgehaltς hat, und obwohl wir
auf den
Venetianerweegς von
Verona, ja schon von
Peri aus, über die gröstς steiner
ganz rasend hingerasselt, so hab doch nicht die geringste ungelegenheit gehabt;
nur habe an einem der zweÿ vordern rädern 2 bänder anlegς lassς, indem die
erstaunliche Hitze das Holz gänzlich ausgetrocknet hatte und das widςhollte
benetzς mit wasser wenig odς nichts half. bis Botzς hattς wir gelindes wetter;
ja bis Insprugg war es mehr kalt als Warm, und die zu Zeitς hervorblickende
So
ne zohe sichtbarlich da und dort Nebl auf, die sich anhiengς, und herab=
regnetς, so daß ich im erstς Nachtlager zu St: Joha
ns das fla
nellene
Leibl aus dem Nachtsack nahm und anzohe, solches aber soda
n die
erste Post ausser Botzς nachmittag unter dem Pferdwechseln
wiedς ablegte. seit demselbς Augenblick habς wir Warm: und ich förchte
sehr, daß es da
n zur Zeit des Beylagers dapfer regnς wird, so beÿ
Gelegenheit solcher feÿerlichkeitς gewiß sehr ungelegς ist. Die Poesie
ist endlich angelangt, der Wolfg
ς: hat aber noch nichts als die
overtura
gemacht, nämlich ein etwas Langres
Allegro, da
n ein
Andante,
welches gleich muß gedanzt werdς aber nur mit Wenigς Personς, da
n
anstatt dem letztς
allegro hat er eine Art von
Contradance und
Chor gemacht, so zu gleich gesungς und gedanzt wird. Nun wird es
dieses Monat durch zi
mlich Arbeit gebς. Gestern ist
Sgr: Hasse
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]


abends angelangt.
wird werdς ihn itzt besuchς. Wir warς beÿ S: K. hoheit
der Prinzessin Braut; sie war so gnädig, daß sie nicht nur lange Zeit
mit uns sprach und uns das allerfreundlichste begegnete, sondς es war
merkwürdig, daß, als sie uns sahe, sie geschwind auf uns zu eilte,
den handschue abzohe, uns die hand reichte, und von ferne schon zu sprechς
anfieng, bevor wir Zeit hattς unsere Anrede zu
machς. S:
e Ex: graf
v Firmian wird später nach Salzb
ς: ko
mς, als man
geglaubt hat, und es muß viel seÿn, we
n selber itzt in Salzburg ist.
bittet h
ς: Secretair Troger daß er euch Gelegenheit macht S:
r Exς:
aufzuwartς, wir habς Ursache S:
r Exς: zu dankς, und habς auch dem
h
ς: Troger viele verbindlichkeit. der HausMeister S:
r Exς: h
ς:
Ferdinando Germani ist
Controlor von S:
r K: hoheit des Erzherzogs
gewordς, und wird beÿ Ankunft des Erzherzogs seinς Dienst antrettς.
Nun muß ich eri
nern, daß
100 Stück dς Violinschule an h
ς:
Breitkopf nach Leipzig geschickt werdς, davon er 50 St
ς: mit
1
f 30
x das St
ς: paar bezahlς muß, die übrigς 50 St
ς aber
à 1
f 45
x
in
Comission hat. Nun werdς diese 100 St
ς an h
ς: schwarzkopf nach
Nürnberg gesandt, und weis nicht, ob es besser ist durch meinς Brudς
Franz Aloysi solche nach Nürnberg gehς zu lassς: odς vielmehr dem h
ς:
Schwarzkopf ko
mendς Michaeli mark zu behändigς. letzteres scheint
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1881
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mir das beste zu seÿn. Nun hast du Zeit 100
Exς: zusamzurichten, so,
daß nichts abgehet. diese da
n übergebe den h
ς: Schwarzkopf im Michaeli
Markt mit der Aufschrift an h
ς: Breitkopf und Sohn in Leipzig, wohl
eingepackt, mit vermeldς, daß solches auf verlangς h
ς: Breitkopfs
geschehe. Da
n ersuche h
ς: Hagenauer, daß er Dir eine
assignation
mache. die 50
Eς: betragς 75
f, und an dς letztς bezahlung ist mir
h
ς: breitkopf noch 2 odς 3
f schuldig gebliebς, so du im Büchl und auf
dem grossς Bogς Papier aufgezeichnet findς wirst, da es der
rest der
durch h
ς: Steinhauser gemachtς bezahlung ist. Es wird also beÿ 78
f
betragς.
Nun bittς wir an alle gute freunde
u freundinς unser
Compt: zu machς,
da
n wir habς nicht zeit ganze
Lytaniς herzusetzς.
Lebt wohl! wir kissς euch viel 1000000Mahl
u bin dς a[lte]
Allerliebste schwester!
Mozart
mp
wir sind gott lob und danck gesund. Ich hab schon anstat deiner viel gute biern
und pferschig und melaunen geessen. meine einzige lustbarckeit ist, mit dem
stumen zu deuten, dan daß kan ich aus der perfection. hς: hasse ist gestern
hier angelangt, heunt werden wir ihn besuchen. daß buch von der serenata
ist auch erst vergangenen donerstag angelangt. Ich weis nicht viel zu schrei=
ben. Ich bitte dich noch wegen dem gar andern, wo nichts anders mehr seÿn
kan, du verstehest mich schon. Complimenten von hς: germani sonderlich aber
von seiner frau welche eüch zu kenen so begierig ist. von der Madame
d'asti und von ihm und hernach auch von mir. mein Compliment an alle
gutte freund und freündinen. meinen handkus an die mama. addio.
wolfgang.
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[S. 4]


A Madame
Madame Marie Anne
Mozart
à
par Mantova Salzbourg
N:o 4 aus Meÿland
DOM=
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1881