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Salzbς: dς 12.
febς.
1756
Monsieur mon tres cher amy!
Ich danke vor dero bemühung die sie beÿ übermach=
ung des Geldes über sich geno
mς. mein Danksagungs=
schreiben an die Musickübende Gesellschaft muß ich auf
eine andςe Zeit verschiebς: obwohl selbes allemal sehr schlecht
gerathς wird; de
n ich kan sie versicherς, daß ich so viel
zu thun habe, daß ich manchmal nicht weis wo mir dς kopf
stehet. nicht zwar wegς vielem Componirς, sondς wegς vielς
Scolaren und den
opern beÿ Hofe. Und das wissς sie auch,
daß wa
n die frau wöchnerin ist, daß i
mer iemand kö
mt
dς einem die Zeit wegstihlt. dergleichς Historiς nehmς geld
und Zeit weg. Sie schreibς mir, daß auch die
Chinesische
Music wird wiedςholt werdς. Ich werde dieselbe Partÿ
mit 2 neuς Stückς bereichern, die ich mit nächster Poste
einschickς will: dieß wird helfen dero gute Meinung so sie
ÖST. NATIONALBIBLIOTHEK
WIEN
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vor mich högen auszuführen. Ich bedaure das
hς: Ziner
nicht
satisfacirt ist. so geht es mit meiner Musik! ich
lasse ihn bittς nur bis ostern in Gedult zu stehς, so
werde ich diese scharte mit einem ganz neuς
Concerte,
so ich ihm eigens machς will, auszuwetzς suchς.
was den Verfasser des so du
mς Schreibens, betrift, scheint
es mir selbst nur all zu wahrscheinlich, daß es h
ς: Hemerlin
seÿn mag. Das war in dς That ein von herzς einfältiger
Gedankς. Aber meine h
ς:! Gedult! nur die Sache nicht
übereilt, sonst möchte euch der Vogl ausfliegς, man muß
gar nicht Hitzig an die Sache gehς. sonst wird man nichts erfahrς.
Man muß sehς eine Schrift von ihm zu handς zu bringς:
das ist die Hauptsache. Und man muß ihn beÿleibe nicht
anpackς, bis man ihn nicht gründlich überführen kan.
Nun auf mein
Violinschule zu ko
mς: so wundςt michs sehr, daß sie
von dς Zeichnung und von der folge des
Mspts etwas meldς
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mögς, da sie erst das 4
te Hauptstück zu setzς angefangς.
überzeigς sie mich durch ihren fleiß, daß ich an dς verzegerung
Schuldbin, und machς sie das, so sie in Handς habς, bis auf
die versprochne zeit fertig, so will ich die Schuld auf mich
nehmς. wissς sie was sie mir geschriebς habς, ich soll mein Herz
ruhς lassς, und auf ihr Wort glaubς? ich hab es gethan:
allein den 28 diess Monats ist der Geburtstag
S:r Hochfς:
Gnadς. hätte nun eine bessere Gelegenheit seÿn kö
nς
meine Arbeit zu überreichς? alle do
mh
ς: sind itzt
hier. und der Markt hätte mir auch geschwind einige
Exemplariς zu Geld gemacht. Nun ko
mt noch eine
dergleichς Gelegenheit bevor die domherrς gar alle
auseinandς gehς. nämlich der
Wahltag. darf ichs aber
sagen we
n er ist? – – de
n sie verlassς sich gleich gar
zu sehr darauf. Sie därffς gar nicht langsam,
sondς recht fleisig seÿn we
n sie mich nicht wiederum mit
Schneelahnς überschüttς wollς. der
Wahltag ist
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1756. dς 12. Febr. aus Salzburg von
hς: Leopold Mozart.
der 5
te April. An diesem Tage sind die meisten domherrς
noch hier: de
n sie beko
men das wahlgeld; folglich hat iedς
geld an diesem Tage. und gleich darauf gehς die mehrestς
weg und ko
mς erst gegς dem Herbst wiedς. Nun
ko
mt es darauf an ob sie mich wollς recht sitzς lassς?
de
n sie sehς wohl: diess ist dς Tag, wo noch domh
ς: dasind,
wo sie ebς Geld einnehmς. wo dς
Erzbischof einς Grossς
Hoffesttag hat. und wo ich folglich einς
Conto am
besten dabeÿ findς kan. Ich bitte sie also um alles
was ich sie bittς kan. Sie habς ja doch leute genug die andςe
Arbeit fördern. ich bitte sie noch einmal darum, sie sehς
daß ich es Ursach habe. an dero
frau Gemahlin
von mir und dς
meinigς alles schönes. ô könte doch die
frau Lötterin so gut Buchstabς setzς, als sie einς brafen
Buebς statt einer halbς Note der Heba
me in die Schooss
gesetzt hat, ô, das weis ich mein Buch wäre
längst fertig. ô die gute frau!
ich gebleibe in Posttäglicher anhoffnung eines paar bögς
dero Ergbenstr
Leop Mozart mp