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Mayland dς 22
Decembς
Glückseeligs Neues Jahr! 1770
Ich schreibe zwar mit der Hilf Gottes dieses Jahr noch einmahl; allein
der Brief wird alsdann ein paar täge zu späth eintreffς. dς 19
tς war
die erste Probe auf dem Theater, da sie den 17 bevor im RedutSaal
war, Es gieng, Gott Lob, recht gut; gestern abends war eine
Recit: Probe, und heute nach
ave Maria wird eine zweÿte Probe
auf dem Theater, und Montags die Hauptprobe seÿn. Nun weist
du aus meinς vorigς und diesem schreibς, daß in allem 5 Probς warς,
nämlich
eine mit wenig Violinς, eine grosse im RedutSaale und
3 auf dem Theater. wie der Abend vom 26
tς ablauffς wird,
werde dir gleich berichtς. mein trost ist, daß ich sehe, daß so wohl
die
Recitanti als das
Orchester zu friedς ist; und ich habe, Gott Lob,
auch selbst noch ohrς. Ich stellte mich beÿ der Probe ganz zurück
unter den HauptEingang um es in der ferne recht zu hörς. Vielleicht
warς aber meine Ohren zu partheÿisch! unterdessς sehς und hörς wir
daß unsere gutς freunde Lustig und vergnügt sind, und meinem
Sohn mit freudς
gratulierς, die üblgesinntς hingegς sind nun stu
m.
die gröstς und ansehnlichstς Capellmeister dieser Statt, die alles
vertrauς habς, nämlich
Sgr: Fioroni und
Samartino sind unsere
wahrς freunde, wie auch
Lampugnani, Piazza, Colombo p:
folglich wird der Neid, odς vielmehr der Unglaubς und die schlechtς vor=
urtheile, die einige wegς dς
Composition unseres Sohnes hattς, wenig schadς
könnς, wenigst hoffe, daß es das böse Schicksaal des
Sgr: Jomelli nicht
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habς wird, dessς
zweÿte opera in
Neapl, itzt so
à terra gegangς, daß
man gar eine andςe dafür einsetzς will. dieß ist nun ein
so berühmter Meister, aus dem die
Italiäner einς erschröcklichς
Lermς machς. Es war aber auch ein wenig närrisch, daß er
in einem Jahre 2
opern auf dem nämlich
Theater zu
schreibς unterno
mς, um so mehr; als er hat merkς müssς,
daß seine erste
opera |: die wir sahς :| keinς großς Beÿfall
hatte. Nun wisset ihr wenigst, vom 26 angefangς, daß
wir alle abend eine Stund nach
Ave Maria bis etwa 11 uhr
odς fast 12 uhr in dς
opera sind: nur die Freÿtage ausge=
no
mς. In 14 tägς längstens werde dir meine Reise nach
Turin berichtς könnς. da
n wird es geschwind über und über gehς,
daß wir die letztς täge des faschings in
Venedig zu bringς könnς.
die Briefe des h
ς: Hafners lasse nur an einς freund nach
Venedig
lauffς, und berichte mir, wer sie hat. unterdessς hofe auch etwas
von einer sichern
privat=wohnung zu hörς,
NB einer sicherς wohnung.
da
n im Wirthshaus bin kein liebhaber abzusteigς, we
n es nicht
seÿn muß. Lebts Beÿde wohl, wir küssς euch Viel 100000
mahl
u bin allzeit dein alter Mozart
mp.
an alle freunde und freundinς unser
Complt: u glückseligs
Neues Jahr.
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ihr könnt euch den Wolfg
ς: in einem Roth
Scarlatin kleid
mit goldnς Bordς, hi
melblauς
attlas futter vorstellς.
heut fängt dς schneidς an zu arbeitς. dieß kleid wird er
die ersten 3 täge, da er beÿm
Clavier sitzt, tragς.
dasjenige, so zu Salzb
ς. gemacht wordς, ist um eine stehende
Hand zu kurz, und allerdings zu enge und zu klein.
Sinfonia
frag nach ob sie zu
salzbourg diese
sinfonie von
Mislievecek
haben oder nicht, dan wan sie es nicht haben, so werden
wir sie mitbringen.
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À Madame
Madame Marie Anne
Mozart
à
par Mantova Salzbourg
N:o 53 aus Meÿland