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                                                                 Maÿland dς 1 Decembς. 1770.

Deinς Brief vom 16 habe richtig erhaltς. Ich schrieb dς 24 in Eyl, folglich vergass
ich dir zu meldς, daß dein schreibς vom 9, welches mit deinς und der Nanerl glückwünschς
angefüllt ware, richtig erhaltς, welches den wolfgangς:, da er es gelesen in einige
traurigkeit gesetzet, indem er mir sagte: die Mama und die Nanerl erbarmς mich
recht, weil der papa solche spasshafte stichredς in seinς vorigς Brief ihnς ge=
schriebς hat
. ich antwortete ihm, daß ihr euch wohl einbildς werdet, daß ich den
Brief gleich werde erhaltς habς. und in dς that, ich erhielt ihn wenige stundς,
nachdem der meinige schon auf dς Post war. Ich bedanke mich also Soleniter.
den abend als ich dir den letztς Brief dς 24 geschriebς, kam hς: B: Riedheim mit
seinem hς: hofmeister zu uns, und am Montage dς 26 sahς wir uns in dς
accademie, so beÿ S:r Eς: Gr: Firmian ware. Er erboth sich einς Brief mit
zu nehmς: allein da ich ohnhin alle Samstag schreibe, so bedankte mich.
Ich ware gesünnt ihm einige Kleinigkeitς mit zu gebς die er etwa leicht hätte
unterbringς könς, als z:E: dem hl: KreutzParticul, einige Reliquien, odς
ein paar Tabattierς. Allein, es regnete so erschrecklich, und war so ein ab=
scheuliches Wetter, daß ich dem hς: B: Riedheim die Gegenvisite in Salzbς:
machς werde. da du dieses liesest, wirst du mit ihm schon gesprochς
und von ihm vernohmς habς, daß wir, Gott lob, gesund sind: er wird dir
auch gesagt habς, was für ein elendes orchester beÿ dieser Accademie war;
indem die gutς Leute alle mit den Herrschaftς da und dort auf dem
Lande sind, und erst in 8 tägς odς 12 zu den Probς dς opera zurückkomς werdς.

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„MOZARTEUM”
1881
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Die Calenderl habe richtig erhaltς. du schreibst, daß die gräfin v Lodron
auf hς: Spizeders hochzeit gewesς. allein, welche war es? – —
vermuthlich die Hofmarchallin? – – man muß eine sache nicht halb, sondς
ganz schreibς.      Du glaubst die opera ist schon fertig. du irrest dich
sehr. wen es an unserm Sohne gelegς wäre, so würdς 2 opern fertig seÿn.
allein in Italiς gehet es ganz närrisch zu, und du wirst alles seiner Zeit
hörς, es wäre zu weitläuftig alles hier zu schreibς. da ich dieses schreibe,
ist dς Primo uomo noch nicht hier. heut soll er gewiß ankomς. Lebt beÿde
wohl wir küssς euch 100000000000 mahl, und ich bin dein alter
                                                                                                         Mzt mp
info
                       liebste schwester.
weil Ich so lang nicht geschrieben habe so habe ich gedacht deinen
verdrus oder verschmahe zu besänftigen mit gegenwärtigen
zeilen. daß wir die ehre mit baron Rietheim Bekantschaft zu
machen, hatten, wird mein papa Ihnen zu wissen gemachthaben.
Nun habe ich viel zu schreiben und zu arbeiten an meiner opera,
Ich hoffe es wird alles gut gehen mit der hülf gottes. Addio. lebe
wohl. Ich bin wie allzeit dein getreüer bruder
                                                                       wolfgang Mozart mp

P: S: küsse der mama anstat meiner die hände, an alle gute freünde
und freündinen meine Empfehlung.
info
Wir empfehlς uns allς gutς freundς und freundinς in und ausser dem
Hause.

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„MOZARTEUM”
1881
[S. 3] increment_line_height_2decrement_line_height_2
gestern, da wir aus dem hause giengς, habς wir etwas gehört, was euch unglaublich
scheinς wird, und Das ich nicht geglaubt hätte in Italiς NB: zu hörς.
nämlich wir hörtς zweÿ arme, namlich einς Man und ein Weib, auf der Strasse
mit einandς singς. und sie sangς ihr ganzes Lied mit einandς in quinten, so
daß keine Note fehlte. das habe in teutschland nicht gehört. in der ferne
glaubte ich es wärς 2 Personς, derς iedes ein besondςes Lied sang.
da wir näher kamς, sahς wir daß ein schönes Duetto ware in purς quintς
war. Ich dachte augenbl: an hς: Wenzel seel:, wen diese 2 armς Leute
auf seinem grabe singetς, so stunde er unfehlbar vom Todte auf.

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1881
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À Madame
Madame Marie Ane
Mozart
          à
par Mantova       Salzbourg

N:o 50 aus Meÿland.

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