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                                                                           Mayland dς 10 Novembς: 1770.

Das miscellan Werk unserer gutς freunde habe richtig erhaltς, und wir sind sehr
vergnügt, daß ihr in Tribenbach euch gut unterhaltς habt. der gdς fr: von Schiedenhofς,
und ihrem würdigς hς: Sohn mache nebst unserer beÿdς gehorsς: Empfς: auch nochmahls unsere
danksagung; so wie wir beÿde unserς freundς allς nebst unserς redlichς Empfς: für
die Unterhaltung, die sie uns durch die überschicktς Briefe und alle teutsche Poetς
weit übertreffende Poesie gemacht, in optima forma hiemit dankς. Herrn Spizeder
wünschς wir 1000 und 1000 glück, aber keine Stubenvoll kindς, weil es in Salzbς. itzt
imer theurer wird. Wie heist dan seine neue Frau? – – kene ich sie? – – ich glaube, ja!
ich förchte nur er wird sich am Hochzeit mit danzς verdorbς und sich etwa erhitzt habς.
Wen unsere gute freunde zu zeitς einς Spass in deine Briefe schreibς, thun sie ein gutes
Werk, den der Wolfgς: ist itzt mit ernsthaftς Sachς beschäftiget, und folglich sehr ernsthaft;
ich bin froh, wen er zu zeitς etwas lustiges unter die hände bekomt. übrigens bitte
meine Freunde möchtς mich entschuldiget habς, daß ich niemand schreibe. itzt bin weniger
als iemals dazu aufgelegt: und du wirst dich mit der Zeit verwundern, was für
Sturm wir habς abschlagς müssς, dazu Gegenwart des Geistes, und ein beständiges
Nachdenkς nötig ist. die erste Battaille habς wir, Gott Lob, gewonς, und einς feind
geschlagς, welcher der Prima Dona alle Arien ins Haus gebracht, die sie in unserer
opera zu singς hat, und sie beredς wollς, keine Arien vom Wolfgς: zu singς. wir habς sie
alle gesehς, sie sind alle neue Arien, wedς sie noch wir wissς aber, wer sie Componiert
hat. sie hat es aber diesem bösen Menschς abgeschlagς, und ist ganz ausser sich für
freudς über die Arien die ihr der Wolfgς: nach ihrem Wille und Wunsch gemacht hat,
so wie auch ihr Maestro Sgr: Lampugnani, welcher mit ihr ihrς Part repetiert,
der des Wolfgς: Arien nicht genug Lobς kan. heut, da wir beÿ ihr warς, studierte
sie ebς mit dem Meister die erste Aria. Es stehet aber noch ein andςer Sturm
am Theatralischς Himel, den wir schon in der ferne sehς. Allein, mit gottes hilfe,

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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und guter Art werdς wir uns wohl durchschlagς. du must dich aber gar nicht
wundς, dieß sind unvermeidliche Sachς, die auch den gröstς Meistern begegnς.
Wen wir nur gesund sind und offens Leibs, das übrige hat nichts zu sagς, man
muß sich die Sachς nicht stark zu Herzς nehmς. mit dς Zeit wirst du alles hörς.
Hier regent es noch die meiste Zeit, und es sind die schwerς Nebl, die wen ein
Tag schön ist, den Zweÿtς wiedς herunter fallς.      Wir küssς euch beÿde 1000000 mahl
empfehlς uns unserς freundς und freundinς in und ausser dem Hause und verbleibe
dein alter
                                                                         Leop Mozart mp

ich weis nicht ob ich dir geschriebς, daß hς: Kreuser der jüngere uns in Bologna
heimgesucht. der junge Kreüser von Amsterdam, dessς Bruder das erste violin
alda dirrigiert, der imer zu uns kam und mit uns reisς wollte. Er hat
uns in Rom und Neapl nachgefragt, wir warς aber alzeit schon weg.
er geht itzt über Turin und Paris nach Holland zurück; er empfehlt sich euch
beÿdς.
diesen augenblick habe deinς brief vom 2 Nov: erhaltς. wen du die 2
Violinschulς nicht fortgeschickt hast, so behalte sie nur, und schicke sie nicht
fort.      hς: Doctor Britti von Roveredo ist selbst ein guter Clavierist.
hς: Gr: Castelbarco ist mir gar wohl bekannt. diess schreibe beÿ
hς: Hausmeister im Firmianischς Hause.

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„MOZARTEUM”
1881