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Bologna dς 29
Septς.
1770.
Deine 2 letztς Briefe sind vom
7tς und
21 Septς: folglich hast du den
14tς Sept: nicht geschriebς: wenigst habς wir vom 14
Sept. keinς brief erhaltς.
in meinem letztς habe dir schon geschriebς, daß du nach Mayland schreibς sollst.
ich hofe auch eine antwort auf denselbς brief in Mayland anzutreffς.
heute hat uns h
ς: Troger die Wohnung angezeigt, die wir in Mayl: beziehς
werdς; und wir werdς, we[
n] Gott will, den 6
tς odς dς 8
tς octbς: von
Bologna
abreisς. so wohl dς Wolfg
ς: als auch ich sind unglaubl: betriebt wegς der
gutς Martherl, die allem ansehς nach schon lange, wie ihr brudς Lorenz,
einς unheilbarς i
nerlichς zustand hat. Gott stärke sie! was ist zu machς? –
wir könnς sie beÿde den ganzς tag nicht aus dem Kopf bringς. – –
richte ihr unsere
Comptς: [aus].
Wen Du zu Zeitς etwas nicht recht lesς ka
nst, darf es dich nicht wundς, de
n
ich habe einς krampf im finger und ka
n nicht recht schreibς; und eine fliegende Gall,
oder was es i
mer ist, spatziert von meiner Schulter in den Arm, und spasset sich
gar bis in die finger.
Es wird sich wohl verziehς: sagte h
ς: Fischer.
wir sind Gott lob wohl auf. der Wolfg
ς: hat heute die
Recitativ zur
opera
angefangt. Er kisset euch 1000000000
p: mahl sa
mt mir.
das zwischς dem Pabst und Portugall alles wiedς in guter Ver=
ständniß ist, wird euch schon bekannt seÿn: man förchtet aber sehr, daß
die Aufhebung des Jesuiter ordens vorsich gehς soll; da
n der von den
Jesuitern seiner Zeit so sehr verfolgte Bischoff
Palofox, wird heilig gesprochς
werdς: Ich könnte euch eine Menge dergleichς Streittigkeitς erzehlς, allein
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es ist euch wenig daran gelegς. übel genug, daß itzt in Catolischς
ländς, ja in Italiς die abscheulichstς Streittschriftς, wiedς die Päbstl:
autoritet, wiedς die geistl:
imunitet p: herausko
mς.
Lebts beyde wohl, unser
Comptς: an alle freunde und freundinς
in und ausser dem Haus; ich bin dς alte
Mozart
mp.
damit der brief Ein wenig völler wird, will
Ich auch ein paar worte darzufügen. mir ist von herzen leid
wegen der so lang anhaltende krangkeit welche die arme Jugf:
Martha empfinden und mit gedult übertragen mus, hoffe mit
der hülf gottes wird sie schon wieder gesund werden, wo nicht, so mus
man sich nicht zu starck betrüben, dan der willen gottes ist al=
lzeit der beste, und gott wird schon besser wissen ob es besser ist
zu seÿn auf dieser welt oder in der andern, aber sie solle
sich trösten, indem sie Jezt von den Regen in das schöne wet=
ter komen kan: Ich küsse der mama die hand, und lebe wohl.
Addio. wolfgang Mozart mp