[S. 1]


Bologna den 18
ten Settb: 1770
Nach dem todt des h: Hafners in Nürnberg hat seine Frau sich ein wenig lustig
gemacht, so, daß sie von dem
Magistrat eine
administration sich über den hals
gezogen, und man hat, wie ich vernommen, um die zerrissene Hauswirtschaft wieder in
ordnung zu bringen und geld in die hände zu bekommen, eine
Lotterie von ihren
Musikalischem verlag gemacht. Der
Credit des seel: Hafners ist durch die üble
Wirtschaft seiner frau nach seinem todt gefallen. sie hat sich wieder mit einem
Jungen Menschen verheyratet, und dieser will die Musikalische handlung wieder empor
und in gang bringen. Nun ist zwar wahr, daß die frau hafnerin mit mir sich zu
verrechnen und mir etwas heraus zu zahlen schuldig ist. Ich aber habe, wie du weist,
sehr vieles von ihr in Händen, so daß ich genug bedecket bin. Ich vermuthe, daß
dieser Brief von ihrem dermaligen Mann ist; und daß sie aus schame oder anderen
Ursachen mir zu schreiben das herz nicht hat. Es sey nun wie es wolle. Du kannst die
verlangten 12
Exemp: zusammen richten, und es ist die schönste gelegenheit solche
durch die Nürnberger im Michaeli Markt
franco nach Nürnberg zu bringen;
und zwar
durch h: schwarzkopf. sollte das
Paquet zu dicke seyn, könnte man es vertheilen,
und 2 verschiedenen Personen aufgeben. Ich bitte aber h: Johannes hagen: sich unter
der hand zu erkundigen,
wer dieser Andreas Lotter ist? und wie seine Umstände
sind. ist er der Mann der hafnerin, so bin ich bedeckt. ist er ein ander? so wird
man
hören ob, und wie weit ihm zu trauen ist. um so mehr, als er viertljährige bezahlung
verspricht. Der Brief den Du an ihn schreibst, muss heissen:
daß Du in abwesenheit
Deines Mannes, der sich in Italien befindet, ihm die 12 Ex: hiemit übermachest. Das
Stück hat er à 2 f 15
xr zu verkaufen, und Dir
iedes St: à 1 f 45 zu
vergütten. Du hoffest er werde um so gewisser die bezahlung dieser
12 Ex: auf
kommenden Salzb: fastenmarkt durch h: schwarzkopf oder einen andern nach Salzb:
gehenden h: Nürnberger franco einschicken; als Du Deinem Manne, der eben um diese
zeit in Salzb: eintrefen wird, desswegen Rechenschaft zu geben hast. was einen musik:
verlag in Salzburg betrift muß er bis auf die zurückkunft Deines Mannes gedulten,
der
ihm solches beantworten wird. Du must aber keine zeit verlieren, und sich
derjenigen Personen versichern die es mitnehmen wollen. Denn wenn man späth kommt
haben sie schon eingepacket.
NB sie Packen oft im halben Markt schon waaren
zurück.
Du must Dich auch bey h: schwarzkopf erkundigen,
ob er keine ordre hat
die an h: Breitkopf nach Leipzig geschickten Exem: zu bezahlen. hast Du dann
nicht geschrieben? – – ist keine antwort gekommen? – – was er zu bezahlen hat, wirst
Du in den Hinterlassenen verzeichnüß klar finden.
Was die Wohnung in dem graf Podsdatskyschen hause betrift; weis ich nichts anders
als das er uns versprochen,
wenn h: gr: Wolfegg ausziehen sollte, daß er unser gedenken werde. Dieses weis auch
h: gr: v Wolfegg. und es wird demnach nur eine vermuthung von ihm seyn, daß er
desswegen ausziehen soll, weil wir hineinkommen. Der h: gr.
Podsdatsky wird
vermuthlich ganz andere absichten haben. Der himmel bewahre mich, daß ich einen
gnädigen h:
Capitularen aus einem
Capitular hause vertreiben sollte, um mir Platz zu
machen. Das wäre gewiß lächerlich und von mir niemals zu vermuthen. sollte es aber
geschehen seyn. so ist es ohne mein wissen, ohne mein verlangen ohne meine
allermündeste Betreibung oder Mithilfe geschehen. um in dieser Sache auf das wahre
zu
kommen, habe bereits die nötigen Mittl gebraucht. h:
B: Riedheim ist den 15 in
Bologna angelangt und heut abgereist. Da ich es erst gestern erfahren, als habe den
Laufer hineingeschickt, weil selbst nicht abkommen konnte. ich erhielt den Brief,
und
er schrieb mir ein
Billet. ich hoffe ihn in Mayland zu sehen. Die
Menuet gefahlen uns
sehr wohl; der Wolfg: hat ietzt nicht zeit seine schwester zu bedienen, er wird es
thun, so bald er kann; Wir empf: uns allen unseren freunden und freundinen in und
ausser dem hauß. wir schicken euch beyden viel 1000000 Küsse und ich bin der alte
Mzt.
Wenn Du so gern nach Italien reisen möchtest, so machen wir unsere Einladung zur
opera nach Mayland.