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                                                                          Vom Landgut ausser Bologna
                                                                                   dς 11 augς: 1770.

Du wirst den 4, namlich einς tag, nachdem du mir geschriebς, von mir
einς Brief vom 28, und unterdessς auch den vom 4 dieß erhaltς habς.
gestern sind wir um Mittag, nachdem wir in Bologna die hl: Mess gehört, hier
auf dem Landgut angelangt, so etwa von dς Statt, wie Maria Plain v Salzbς:
entfernt ist. Nun habς wir einmahl recht ausgeschlaffς, und es wird unnötige
seÿn dir eine Beschreibung von dς Herrlichkeit zu machς, mit dς wir bedient sind.
die zimer und better kanst du dir einbildς, die Leinlacher sind feiner als
manches Edelmans Hemdς p: alles ist vom Silber, so gar das Nacht=
geschirr und das Nachtliecht p: p: den abend sind wir, nämlich dς Wolfgς: mit
Sr: Ex: dς Gräfin, und dem jungς hς: Grafς, und ich mit S:r Ex: den hς: Feldmarschall
in 2 Sedien spazierς gefahrς. wir habς einς Laufer, und einς Bedientς
zu unserer Bedienung, folglich 2 Personς, und der Laufer schlaft in
unserm Vorzimer um in allς fällς beÿ dς Hand zu seÿn, der bediente
muß dem Wolfgς: die Haare in ordnung bringς. Se: Exς: habς uns in die
erstς Zimer |: nach Salzbς: zu ebenfuß :| Logiert, welche im Somer, wegς der Hitze,
die in den obern Zimern ist, die bestς Zimer sind, da wir den ganzς
tag, und sondςlich in dς Nacht nicht die mindeste Hitze empfindς. Ausser unsern
Zimer ist die Sala Terrena wo wir speisen, und wo alles frisch, khül und
angenehm ist. der junge Hς: Graf, dς in des Wolfgς: alter, und dς einzige
Erb ist, besitzet grosse Talenten, spielt clavier, spricht deutsch,
welsch und franzς: und hat alle tag 5 und 6 Lehrmeister in verschiedς
wischenschaftς und Exercitiis. er ist schon Kaÿsς: Camerherr. du kanst dir wohl
vorstellς, daß dieser junge hς: und dς Wolfgς: die beste freunde sind.
wir werdς einige Zeit hier bleibς, – wie lang – das weis ich nicht. vielleicht dieß
ganze Monat, bis die gröste Hitze vorbeÿ ist. und mein fuß? – – dieser
ist, gott Lob, gut. es ist alles zu; und die haut gehet nach und nach alle
weg. nur komt abends, durch die Bewegung, die den ganzς tag hindurch, so
sehr ich ihn auch schone, notwendig geschiehet, eine wenige geschwulst untς am knöchl;

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die sich aber in dς Nacht allzeit verliert, und täglich weniger komt. die
Herrschaft lässt mich niemals stehς, sondς ich muß imer sitzς, und den fuß
auf einς andς sessl hinauf legς. so gar habς sie mir heute in dς Capelle beÿ
der Messe 2 sessl zurecht stellς lassς. vor 12 uhr ist alle tag die hl: Mess,
wo der junge hς: graf ministriert; nach der Meß wird ein Rosenkranz,
die Lytaneÿ, das Salve Regina und das de Profundis gebettet.
du bist auf die kostbarstς feigen, Mellonς, und Pfersig eingeladς!
und ich bin höchst vergnügt, daß ich dir schreibς kan, daß es uns, Gott
seÿ unendl: dank gesagt, gut gehet. Wen ich die Salbς und Pflaster
nicht weg gethan hätte, so würde ich noch lange zu thun gehabt habς, dan
dieß zog alle Salien und scharfe Materie und wasser an sich, und
da der körper durch tägliche speiß und trank mit dergleichς feuchtigkeitς
genug versehς wird, so würde ich lange auf das Ende habς wartς müssς.
wen die Natur selbst diese öfnung gemacht hätte, so würde es freÿlich
sehr übl gethan seÿn einς solchς ausfluß zu verhindς: allein, da es
nur von einem unversehenς Zufahl herrührte, so war es genug und
mehr als genug 6 wochς einς offnς fuß zu habς. Jederman lasse es sich
zur warnung seÿn, kein Pfaster aufzulegς, sondern nichts als Papier und
beständig Urin zu brauchς, um zu verhindς daß es nicht Materie fasst.
Hς: Capellstr: Lolli melde nebst meiner Empfς: daß seine Comptς: sicher ablegς werde,
und bereits mit einigς altς, die ihn kenς, gesprochς habe. der Nanerl
zu ihrem nahmenstag zu gratulierς habς wir vergessς. Ich hatte imer meine
Melacholische gedankς beÿ meinem fuß.      Es ist sehr traurig zu
vernehmς, daß es in Salzbς: imer theurer wird. denket man dan nicht
auf Mittl dieser teurung abzuhelfς? – – An hς: v Schiedenhofς und seine
gdge Mama meine sonderhtl: Empfehlung. des hς: v Schiedhofς Brief werde

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nächstens beantwortς. Ich erhielte heute die 3 Briefe auf einmahl:
ich muß schliessς. die Briefe Sr: Excς: werdς in die Statt geschickt,
dieser muß also auch mit fort. wir kissς dich und die Nanerl,
1000 Mahl. der Wofgς: ist ebς itzt mit der gräfin spazierς
gefahrς. wir empfς: uns allen – allen p: u bin dein
                                                                     alter Mzt mp.

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À Madame
Madame Marie Anne
Mozart
           à
par Mantova     Salzbourg

N:o 35 aus Bologna.

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