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Originalbrief von Mozart Vater u. Sohn
mir von der Baroni
Neapl dς 16
Junij 1770.
Madame!
geschenkt.
Du sollst und must dich gar nicht wundern, we
n zu zeitς die Briefe
lange nicht eintreffς; indem du von der Erfahrung hast, daß man nicht
allzeit schreibς ka
n, we
n man will, und daß die Briefe 14 täge von Salzb
ς:
bis Neapl zu lauffς habς. Entzwischς must du 6 Brief aus Neapl habς,
dieser ist der siebende.
Auf diesen darfst du mir nicht mehr ant=
wortς, bis ich dir nicht abermahl schreibe wohin du die Briefe sendς
sollst. Wir gedachtς dς 20
tς abzureisς; allein es wird wohl erst den
23
tς oder 24
tς geschehς, weil S
r:
Ex: der Graf
Kaunitz nicht eher wird fertig
werdς. Er wird anstatt S
r:
Ex: Gr:
v Schrattenbach LandsHauptman in Mährς.
Nun sind wir beschäftiget alles zu sehς. dς 13, an St: Anton tag, würdest
du uns nicht auf dem Meer gesucht habς. Wir sind um 5 uhr morgens
in einem wagς nach
Pozzolo gefahrς, und dort
vor 7 uhr angelangt,
uns zu schif gesetzt und nach
Baja gefahrς alda die
Neronischen
bäder, die unterirdische Grottς der
Sybilla cumana, il Lago d'averno,
il Tempio di Venere, Tempio di Diana, il Sepolchro d'agripina,
die Eliseischς felder odς
Campi elisi, das todte Meer, wo dς
Charon
schifman war,
la piscina mirabile, und die
Cente Camerelle p:
im Rückweg viele alte bäder, tempel, unterirdische Zi
mer
p:
il monte nuovo, il monte gauro, il molo di Pozzoli,
il Colisseo, la Solfatara, l'astroni, la grotta del Cane, und
il Lago di Agnano p: vor allem aber
la grotta di Pozzuoli,
und das grab des
Virgilij gesehς. die
grotta di Pozzoli ist wie
unser neues Thor, allein wir hattς 8 Minuten lang durchzufahrς
indem es 344
Canne lang ist. Heut sind wir Mittags zu speisς auf
der höhe
à S: Martino beÿ den Carthäusern gewesς, und habς nach dem
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tische
habς wir alle seltenheitς und kostbarkeitς dieses Orts gesehς, und
die Aussicht bewundςt. Montag und Erchtags
p: werdς wir den
Vesuviς etwas näher betrachtς,
Pompea und das
Herculanς die
Stätte so man ausgrabt und die bereits gefundenς Seltenheitς be=
wundς,
Caserta p: und
Capo di Monte besehς
p: welches alles
Geld kostς wird. Nun ist es Zeit, die Post gehet bald ab,
und ich muß noch ein paar Worte an h
ς: Marcabruni schreibς.
Mein
Compt: an alle gute freunde und freundinς
p: wir kissen
dich und die Na
nerl 1000mahl
u bin dς alte
Mozart
mp
Man muß alle seltenheitς zu sehς allezeit eine
flambo mit habς,
indem vieles unter dς Erde ist. Ich und der wolfg
ς: warς
mit unserm bedientς ganz allein, wir hattς 6 schifleute und
den
Cicerone, die alle ihre Verwundςung nicht bergς konntς den
Wolfg
ς: zu sehς, indem die 2 altς graubartetς schifleute
sich erklärtς niemals einς so jungς knabς dieser Orts gesehς zu habς,
welcher diese Alterthü
mer zu sehς an diese Orte geko
mς wäre.
Ich bin auch noch lebendig, und bin beständig lustieg,
wie allzeit, und reise gern: nun bin ich auf den
Merditeranischen meere auch gefahren. ich kusse
der mama die hand, und die nanerl küsse ich zu
1000mahl, und bin
der sohn stefel, und der bruder hans
1770
MUS.C.A.
SALZBURG