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                                                                       Neapl dς 29 Maÿ 1770.

Nun werde ich wohl gar zu oft schreibς, und du wirst dich wundς alle
Posttäge einς Brief zu sehς! Es geschieht solches aus Vorsorge: wen etwa
ein Brief nicht eintreffς sollte. Wir sind etwas weit von einandς, und
14 täge gehen weg bis die Briefe von Salzbς: nach Neapl komς. Dieß ist
mein vierter Brief aus Neapl. Ich bin noch imer gesinet den 16 des
komendς Monats von hier abzureisen, wen kein Hinderniß dazwischς kömt.
Gestern hattς wir unsere accademia, die sehr gut ausgefallς. Morgς dς
30 komt der Hof in die Statt, um des Königs Nahmens Fest mit
opera und andern Lustbarkeitς zu feÿern. Wen wir den 16
von hier weggehς, so gehς wir bis nach Marino, wo wir im Augustiner=
kloster absteigς werdς. der P: Prior alda hat es sich ausgebettς;
er will mit uns nach Genazano reisen und uns das Wunderthätige
Bild Maria vom gutς Rath zeigς. da es keine grosse Reise ist,
so habe sein Anerbiethς angenohmς um dieses hl: Bild zu sehen.
wir könς also noch 6 bis 7 täge beÿ unsern freundς in Rom ver=
bleibς, und alsdan unsere Reise nach Loreto antrettς. In Rom habe
für Kost und Zimer noch keinς kreuzer bezahlt. Herr Meissner
wird dir sagς, wie gut wir in Rom warς. Ich war gänzlich Herr
im Hause; und da die Frau sich der Bezahlung halbς beÿ meiner
Abreise nicht erklärς wollte, so beschlossen hς: Marcobruni und ich
beÿ unserer Rückreise ein Mittl zu findς auf eine odς die andςe art
meine Bezahlung zu machς. Wen nichts anders zu thun
ist, so werde etwas Kauffς und der Tochter ein ansehnliches present
machς. Wen wir um die besagte Zeit von hier abreisς, so werdς wir
so zu sagς, ganz Italiς sehς. Den wir werdς von den Gegendς

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„MOZARTEUM”
1881
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über Loreto hinaus, wo es uns einfällt, nach Bologna
odς auch nach Florenz und von da nach Pisa, Luca,
Livorno
 p: gehς die heissen 2 Monat an dem Bequemstς
dieser Orte zu bringς, und glaublich über Genua nach
Mayland gehς. Wen der Wolfgς: nicht schon die Scrittura
der opera zu Mayland hätte, so würde er solche zu Bologna,
zu Rom und zu Neapl bekomς habς. den an allς diesς
3 Ortς ist ihm solche angetragς wordς. Noch zur Zeit habς wir
keine Hitze ausgestandς, weil es oft regnet; gestern
war ein erschrecklicher Wind und Regς, und es ist ganz
etwas seltsames für Neapl, daß die Hize noch nicht stärker
ist. dessen ungeacht werdς wir zimlich schwarz nach Hause komς,
dan die Luft bringt es mit sich, und wen die Sone sich sehς lässt,
merket man es alsobald, daß man in Neapl ist. du weist
ja, daß der wolfgς: sich imer wünschet Brounet zu seÿn.
ich muß schlüssς, den diesς Augenblick komt ein Lauffer von dς
Principessa di Francavilla, wir müssς zu ihr fahrς, sie will mit
uns sprechς. Meine Empfς: an ganz Salzbς: wir Kissς dich
und die Nanerl 1000 Mahl und ich bin dein alter
                                                               Mzt mp
Der Wolfgς: kan die Posttäge kaum erwartς. Er bittet dich
du sollst die Woche zu zeitς 2 mahl schreibς, sondςhtl: wen es
was neues giebt: allein in Salzbς: sind die Neuigkeitς bald
geschriebς.

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                                                                            Neapel 29 Mai 1770
Der Vesuvius hat mir das vergnügς nicht gemacht sich brenend odς
vielmehr feuerspeiend zu zeigς. man sieht sehr seltς ein wenig
rauch. Wir werdς dieser tägς solchς näher sehς.

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À Madame
Madame Marie Anne
Mozart
           à
par Mantova    Salzbourg

N: 24 aus Neapel

NAPOLI

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info
                      Carissima sorella
                               mia.
avant
Hieri l'altro fùmo nella prova dell'opera del sig: Jomela,
la quale è una opera, che è ben scritta, e che mi piace vera=
mente; il sig: Jomela ci a parlati, è era molto civile.
e fùmo anche in una chiesa, à sentir una Musica, la quale
fù del sig: cicio demaio, ed era una bellissima Musica;
anche lui ci parlò, e fù ànche lui molto compito.
la sig: Deamicis cantò à meraviglio. stiamo dio grazia
assai bene di salute, particularmente io, quando viene una
lettera di salisburgo: vi prego di scrivermi tutti giorni
di posta, e se ànche non avete niente di scrivere; so=
lamente vorrei averlo, per aver qualche lettera tutti
giorni di posta. spero che ricevèste quella lettera,
Dove era dentra un'altra linqua, la quale voi
averete gia intesa, o capita. egli non sarebbe mal
fatto, se voi mi scriveste qualche volta una letterina
italiana, non vi sò piu scrivere niente, che voi ave=
te da far i complimenti a tutti i miei amici ed ami=
che, particularmente al sig: de schidenhofen,
il quale gia averà sicuramente ricevuta la lette=
ra, che li scrisse il mio padre, ed al sig: de aman
il mio complimento, e domandatelo, e scriveteme=
lo poi come stà egli di salute. addio:

29 maggio ano 1770           Wolfgango Amadeo
bacciate la mano alla mia madre
da parte mia.                         Mozart mp.
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[vacat]