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                              Salzburg dς 29 Decembris
                                                      1755
     Monsieur mon tres cher amÿ!

       Glückseeligs Neues Jahr!
                   und
     Tausend Glück zum jungς Sohn!

Es hat uns beÿde erfreuet, daß dero fr: Gemahlin
so geschwind und Glücklich ihre Bürde abgeleget hat.
Es wird wohl der gähe schröckς das meiste beÿge=
tragς habς, den sie wegς dem Erdbebς der zu
Augspurg war, gehabt hat: den die Schröcken sind
gemeiniglich Ursache einer schnellς Entbindung. Und
ein Erdbebς wird wohl gewesen seÿn? – hier sagt
mans wenigist, von Münchς, Augspς:, Ingolstadt,
ja von dς Ganzς welt. Es wird wohl etwa ein
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besoffener über die Banck herabgefallς seÿn? odς
hat es ihn etwa gar aus dem Bette geworffς
daß er mit dem Kopfe im Nachtopfe steckς
gebliebς? Gott lob! hier war noch kein Erdbebς.
Hier ist dς (G) bogς zurück. p. 56 muß es
im Absatze: Sechstens p: also heißς: sondern die
Gliedς derselbς erhöhet, die vordersten Theile der
Finger aber stark niedςgedrücket werdς
 p:
das übrige beliebς sie nur alles nach meiner Correctur
abzuändς.
Was die Figuren anlanget; will ich von herzς gerne
zahlen, und lasse mich hς: Nilson und seiner lieben
frauen bestens anempfehlς. Vielleicht giebt es Ge=
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legenheit, daß ich ihm dasjenige, so er mir itzt
zu sondςbarem Gefallen thut, in andςe weege ersetze.
Und zwar muß ich gleich ersuchς. Ob ich nicht mit
nächster Poste einς radirtς odς gestochnς kopf habς
könnte. Ich wollte selbς, wen er will, bald wiedς
zurücksendς. Ein grosser Meister wird mich
zeichnς, und dieser möchte gerne einen Kopf,
|: noch besser wen es ein portrait wäre :| von hς:
Nilsons
Arbeit sehς. Das Billet von der Türkς:
Musick hat ihm sehr wohl gefallς. Es könnte sich
geben, daß er manchmal etwas zu verfertigς
bekomete. Sind sie so gut und sehen sie daß
sie mir bald etwas schicken; am besten wäre
es wen es ein Portrait wäre. inzwischς werde
die Figuren zeichnς lassς, und alsdan werdς
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                                        1755. dς 29. Dec. aus Salzburg,
                                                  von hς: Leopold Mozart.

wir schon gleich werdς. Sie mögen nun diese Sache nach
ihrem Beliebς einrichtς, und hς: Nilson dieses berichtς,
odς unter dς hand sehς etwas von seiner Arbeit mir
einzuschickς: den es ist ein Liebhaber der selbst
portrait zeichnet, und solche alsdan will in Kupfer
stechς lassς. Vielleicht gäbete es also manchmal
etwas zu thun. Ich erwarte auch die Billet von dς
Schlittenmusik mit freudς.
was die Pastorell Synfς: anbelanget, würde ich sie sonst
wohl nach meiner Absichte vor einς dugattς angebracht
habς: allein wen ich ein halb Max d'or odς etwa 3 f davor
bekome, ist es auch recht. die andςς 2 Pastorellς,
so ich in einem blätchen angezeigt haben will beÿde vor
einς Species Thaler erlassς. warum? ich habe keinς besondςς
Antrag darauf gemacht. Ich hab wohl noch eine Synfonie
mit 2 Violini Viola 2 Hautb: 2 Corni 2 Fagotti und Basso
alles Obligat. die hat auch kein Mensch noch. die Hautb: 1mo
und Corno 1mo habς im Adagio ein Solo mit einandς. Sie ist
auf den neuestς gusto gemacht. es schliesst mit einem
Menuet, wobeÿ das Trio, mit 2 Hautb: 2 Corni, 2 Fagotti
à Solo
ist. die Fagotti spielς durch die ganze Synfonie mit
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Abwechselung der Corni und Hautbois darunter. wen
ich 4 f davor hätte, wollte ich sie erlassς. odς Basta!
gutς Freundς ein halb Max d'or.
Noch eins! haben sie nicht einς schönς Text zu einem
sogenantς Oratorio? wen ich es an der Zeit hätte
würde ich etwa auf die fasten noch eins machς.
haben sie dasjenige nicht so ich vor einem Jahre gemacht
habe; nämlich: Christus begraben?
Was war den diess vor eins so hς: Seifert vor das Collegiς
gemacht hat? Vielleicht könntς sie das meinige auf
komende Fastenzeit producirς. Ich finde nichts
darinς, so ihm entgegς seÿn könnte, es ist halt
das Begräbniss Xsti.
Wenn ihnς einmal ein guter Text zu einer geistl: Sing=
Musique unter die hände kömt, lassς sie ihn mir
zu komς: den alle fastenzeit müssς wir wochentlich
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2 Oratoria producirς. und wo nehmς wir Texte genug?
Es därf ebς nicht die Passione Xi seÿn. Es kan
auch eine andςe BußHistorie seÿn. Z: E: im
vorigς Jahre habς wir den Büssendς Petrum auf=
geführt; und heuer wird auch David in dς
Busse gemacht werdς.
Itzt empfehle ich mich samt der meinigς der
allerliebstς Frau Wöchnerin. Sie solle sich fein
gut halten, damit sie gesund hervorgehet, und
ihrem geliebten fein rein, säuberlich, fett, roth und
weis in die Arme fällt; und folglich beÿ dem erstς
Sturme sich gleich so gut hält: daß wir künftiges
Jahr den drittς Jungς Lotter mit freudς sehen,
und die Meisterstücke solcher 2 liebς Leute rühmς
mögen. à proposito! wenn die operistς nicht schon
den drittς hier wärς, so wäre ich mit hς: v Robinig nach
Münchς gereiset. Potz plundς! wie würde die Frau Lotterin
darein gesehς haben, wen ich vor das Bette gekomς wäre!
                addio           Leop: Mozart mp

Eben da ich den Brief schliessς wollte, ist mir Beÿgefallς, ob sie nicht möchtς
eine Nachricht über die Schlittenfart truckς lassς, und den Zuhörern
austheilς. Es beträgt ein Blätchς Papier, und macht vieles Aufsehς.
Meinς Nahmς därfς sie ebς nicht darunter setzς. Es gilt mir gleich: Es wär nur um sich bekant zu machς. im übrigς könς sie abändς, was sie wollς.
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          Ich Rathe dem Collegio Musico |: denς ich das höfliste
          Compliment mache :| zur Schlittenfart auf ein Blatt
               folgendes truckς zu lassς, und denς Zuhörern
                    auszutheilς. NB. Es ist in Eÿl geschriebς.

                 Musikalische Schlittenfart.

Den Anfang machet ein Intrada von einem
artigen Andante und prächtigς Allegro.
                 nach diesen folget also gleich
+ Eine Intrada mit Trompeten und Paucken.
                 auf dieses
mt die Schlittenfart mit dem Schlittengeläuth
und allς andςς Instrumentς
                 Nach geendigter Schlittenfart
F hört man wie sich die Pferde schütteln.
                 auf welches
# Eine angenehme Abwechselung der Trompetς und Pauckς
mit dem Chor dς Hautboistς waldhornistς,
und Fagotisten folget: da die erstς ihrς Aufzug; die zweÿtς
aber ihrς Marche wechslweise hörς lassen.
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                 Nach diesem
machen die Trompetς und Pauckς abermal ein Intrada
                 und
^^ Die Schlittenfart fängt sich wiedς an. Nach welcher
alles stille schweiget: den die SchlittenfartsCompagnie
steiget ab und begiebt sich in den DanzSaal.

H Man hört ein Adagio welches das vor kälte Zitternde
Frauenzimer vorstellet.
                   Man eröffnet den Baal mit
Einem Menuet und Trio.
                  m Man sucht sich durch
Teutsche tänze mehr zu erwärmς; Es komt
endlich der kehraus und
                 letztlich

Begiebt sich die ganze Compagnie unter ein[er] Intrada
der Trompetς und Pauckς auf ihre Schlittς und fahrς nach Hause.
Die Composition ist von hς: Leop. Mozart Hochfς: Salzbgς:
Hof und CamerComponistς.