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Hochverehrter Herr!
Überzeugt daß ein paar Zeilen von mir Ihnen an
[=]genehm sey werden ergreife ich die Feder, und Be=
nutzte zugleich die Schöne Gelegenheit Ihnen einen glück=
lichen Ausgang, des Alten Jahres, und einen noch glücklichern
Eingang zum Neuen Jahre zu wünschen; Möge der liebe
Gott Ihnen seynen Segen und zufriedenheit
dazu geben. --
Was mich betrift, so lebe ich mit einer meiner
liebsten Schwester, so wie es meine lage, ohne
Mozart und ohne
Nissen zu läßt, so glücklich wie möglich.
– – Ich hatte zwey große ausgezeichnete Mäner, von denen ich gelibt
und geschätzt, ja ich muß sagen, angebethet wurde; auch sie wurden
beyde gleich, aufs zärtlichste von mir geliebt, und ich war
daher
zweymahlen
vollkomen glücklich; und daß soll ma
n ia in
dieser Irdischen Welt nicht seyn; durch die Göttliche Relichion aber
Gestärckt, gebe ich mich in mein Schicksal, und sage mit Haller.
Ein Blick in vorig's Leid wird künftig uns entzücken
We
n unserem Auge sich der Schöpfung Plan wird entdecken
der itzt vor unseren kühnen Blicken
in heilig's Dunkel
Sich versteckt.– – – –
So viel von mir. und nun zur Biogra
phie. Es freud
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mich unendlich, daß Sie auch Ihren beyfal hat, und
obschon ich bis itzt noch keinen gewi
n für meine
Söhne geschöpft, so bin ich doch froh, der Welt und
besonders den Mozartischen Verehrern ein Werck
in die Händen gelieffert zu haben, welches ihnen
Vergnügen Verschaft. und so schliese ich mit
dem Wunsche, daß mein Schreiben Sie recht bald
bey der Besten gesundheit trefe, und Sie i
mer
Gütig bleiben Ihrer Freundin
Constanza
Etatsräthin von
Nissen
gewesene Wittwe
Mozart
Salzburg am 5
Jenner December
1829
[S. 3]
18
An
Den Wohlgeboren
Herrn Fr. Schwaan Musick=
Lehrer
in
Rostock
in Mecklenburg
SALZBURG
5. DEC. 1829
BERLIN
12
[...]
Nro 2.
Von December
1829.
[S. 4]
[vacat]