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                                                                     2 März 1826.
Lieber Karl, folgendes ist ein Brief, den ich heute auch an
Wolfgang sende.
     Der Hofrath André in Offenbach am Mayn hat
mir eine Bekanntmachung geschickt, die in dem 14
Heft der periodischen Schrift Cäcilia abgedrukt seyn soll.
Da ich nicht wissen kann, ob du dieses Heft gesehen hast,
so theile ich dir daraus die wörtliche Nachricht von
einem Geschenke mit, welches dir deine Tante macht.
Möge es so reichlich ausfallen, als sie und wir es wünschen!
"Der volle reine Ertrag der Subskription"
(auf das Requiem, welches er nach seinem Exemplar herausgiebt),
"welchen ich anfänglich der – – – Schwester des unsterblichen Ton-
dichters – – – zugedacht hatte, ist nunmehr durch deren edel-
müthige Willenserklärung vom 31 Jan. für die beiden Söhne
des Verewigten bestimmt."
    Ich habe hiebei zu bemerken, daß ich sicher erwarte und
wünsche, daß du das Geschenk, welches dir durch die Willens-
erklärung deiner Tante zu Theil werden soll, mit Dank
empfangen wirst. Noch mehr. Als der Antrag von dem
Nissen u. Constanze Mozart
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Hofrath deiner Tante gemacht ward, wünschte ich gleich
insgeheim, daß die Tante, die dazumal einem nahen Tode
entgegensehen konnte, in welchem Falle der dem Namen
Mozart geweihte Ertrag einem Nicht-Mozart, sogar
unmittelbar, zugefallen wäre, die vernünftige Uiber=
legung haben mögte, über denselben ganz natürlich
zu Eurem Vortheil zu disponiren; und ich war nicht
wenig erfreut, daß mein Wunsch alsbald in Er-
füllung gieng.
Deine Sache wäre es wol, nun der Tante, und dem
Hofrath später oder wann du willst, deine entsprechenden
Gefühle zu bezeugen: vielleicht thust du recht wohl, den
Brief an Lezteren mit deinem Bruder zu concertiren,
damit Ihr Euch ungefähr auf gleiche Art äussert,
wie es sich auch am beßten ziemt. Ich bitte dich
ausdrüklich, den Brief an A. mir zu senden und
durch mich weiter absenden zu lassen, damit ich ihn
kenne, und muß dir sagen, daß der Hofrath alle
unsre Achtung verdient durch seine wahren Gesinnungen
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für deinen Namen und durch seine ältern Verhandlungen mit
mir, von welchen du die Früchte erndten wirst, so wie durch
neuere Verhältnisse mit mir, die in einem sehr freund-
schaftlichen, zutraulichen, offenherzigen Briefwechsel und
in aller Dienstfertigkeit, die begehrt wird, bestehen.
     Die Tante bekömmt von den Requiem ein Prachtexemplar.

Lieber Karl! Deinen brief vom 21 F: habe wie du sihest erhalten
sonst hatte dein guter Vater nicht schon Nach deinem wünsche
den 28 F an Carmagnola geschrieben, welches wie sichs verstehet dir
nicht bewust sein muß – Constance die ich herzlich grüß und küße
laße ich sagen: daß sie nicht traurig sein soll, sonst macht sie auch
mich betrübt; wäre ich nur bey ihr, sie solte gewiß lustig werden
sage ihr auch, daß mein Mann am 4 F als ich gäste bey tis[ch]
hatte, auf ihre gesundheit getruncken, und nicht die gäste alle[in]
einstimen musten, sondernn auch ich, laut auf, auf di[e]
gesundheit seiner zweiten Frau trincken muste; das war
doch zu arch, nicht wahr? es kranckt mich noch ein Bischerl –
grüß doch auch unser lieben Freund gaverin und den
guten Stark und so küße und trücke ich dich mit deiner umgebung
so starck, daß ihr alle schreyen müst. und hoffe daß du
uns nicht mehr so lang auf Briefe warten wirst laßen.
noch weiß ich nicht ob Constanze, den kleinen Beutl bekomen
und ob er ihr gefiel, oder nicht? im Nächsten Brief wirst du
mirs wohl sagen können, auch von der grafin Sarti sagst
du mir kein wort, um die ich mir so viele Mühe gemacht und
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sie gewiß so wie ich sie kenne, freude darüber gehabt haben würde. –
Empfehle mich ihrer lieben tochter, auf das beste, wie auch der
|: ietzt nicht mehr :| gräfin Alla. adieu adieu deine dich liebende
                                                                                       Mutter

Al Signor
Signor   Mozart
Olmetto
Casa Archinto
fr Milano

1826