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                                                   Salzbς: dς 15 10bris
       Monsieur mon tres cher amy.                  1755


Erstlich danke gehorsς: vor die Bemühung, so sie
wegen meines Briefes an meine Mutter übernomς habς.
daß sie Elend ist, und daß sie sehr wenig Vernunft
hat, ist beÿdes Leÿdς nur allzuwahr, und wenn sie halt
noch 1000 mal meine Mutter ist. das Letzte komt freÿ=
lich nicht von ihrer Schuld, gleichwie auch das erste
eine Schickung Gottes ist: allein aus ihrer Schuld
komt es, wen sie nach und nach um das ihrige
Komt: den sie vertrauet sich mir, als ihrem
eigenς Kinde nicht; entzwischς aber lässt sie sich von
den übrigς Geschwistertς um das ihrige bringς.
Ich hoffe dero Liebe Frau Gemahlin werde entzwischς
ihrer Bürde glücklich entlediget seÿn und sich samt
ihrem freudigς Anblick in bestem Wohlseÿn befindς.
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Dieß wünscht auch die meinige von Herzen, welche
gegς dem Ende des Jeners auch diese Arbeit vor sich
hat. Sagen sie der Wärterin |: ich glaub man nent
sie dort kellerin :|, daß sie ihrer frau braf auf=
warten soll; und sie sondςheitl: bemühς sie sich fein
ihr gute Täge zu verschaffς; damit sie fein schön und
gesund hervorgehet.
Hier sind 3 bögς wiedς zurück. Ich weis nicht, was ihnς
im kopfe war alle zweyte in zwote zu ändς.
p: 36, 37, 38 und 40 müssς alle diese zwote wiedςum
abgeändςt werdς. Sie haben mir das zwote aufgetrungς,
und ich ließ es nur passierς vor das weibliche ge=
schlecht,
da kans auch endlich gehς: nämlich, die
zwote Gattung, die zwote Note. aber nicht
der zwote Theil, odς Tact, oder das zwote viertheil
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den alle Masculina und Neutra müssς absolute
zweyte heissς. der zweyte theil, Tact, p,
odς das zweÿte Viertheil p:
allein beÿ der Correction bitte wohl obachtzugebς: daß
sie nicht irre werdς. dς p: 37 heist es, odς muß heissς:
der zweÿte halbe Theil hingegς zur zwotς Achttheilnote p:

Was den fehler anlanget, der p. 4, sich ereignet
hat. muß er freÿlich auf eine odς die andςe Art abge=
ändςt werdς. der fehler war am Schliessς. die Probe
nς sie gleich mit etlichς gleichς und einschichtigς
Pappierblättern machς. rollen sie nur viele gleiche
und einschichtige bögς odς blätter; zusamς, daß es eine
dicke rolle giebt, so wird manchmal beÿ dem auseinandς
lassς dς blätter das mittelste aussς und das euseriste
in dς Mitte seÿn. Es muß also nicht stark genug
geschlossς wordς seÿn, odς es muß auch beÿm schlüssς gleich
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1755. dς 15. Dec. aus Salzburg, von
hς. Leopold Mozart.

sich überwälzet habς. Bitte auch wohl zu zusprechς, daß
die schwarze farb wohl eingeriebς wird: damit nicht
da odς dort ein halber Buchstabς weis bleibt.
wegς p: 29 𝄵 könnte es allenfals so bleibς. wen sie
nur noch 2 kleiche Strichgς könntς obς und untς beÿsetzς
die über dς Buchstabς ein wenig hinausgehς 𝄵.
Zeitmaas habe auch nun im Ablatς: Zeitmaase Corrigirt:
weil ich es überal so finde. bitte es also zu ändς, und
alles andςe, wie ich es Corrigirt habe.
Was das feuer in der Maÿrς: Druckereÿ anbelanget, so ist es
noch |: gott Lob :| gut abgegangς. Es war kein gelegtes feuer:
sondς es ist solches über 3 stiegς beÿ hς: HofRath Berti vermutl:
durch ein Aschenvässl aus versehς der Mägde auf dς dachstiegς
auskomς. das ganze Dach war in völligς hellς flamς, ehe noch
ein mensch es gewahr wurde. alsozwar das iedςman an dς Rettung
des Hauses zweifelte. Und denoch hat mans in anderthalb stundς
gänzlich gelöschet; zwar so, daß nichts als das dach und was
unterm dache war verbrunnς ist. zum allergröstς Glücke hat
man die Bücherkamern gerettet. wo es eine schon wirklich halb er=
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griffς hatte, und wo man, was rechterhand von Büchern
lag, und bereits vom feuer ergriffς ward augenblicks
zum Fenster auswarf: nicht anders, als wenns Bücher
regnete. Um 11 uhr Mittags, etwas darüber ward
man des feuers gewahr, und um halbe 1 uhr
war alles vorbeÿ. der Schadς ist doch sehr gross,
und das Haus hat sehr darunter gelittς. Ich war
zugegς ehe noch über 20 Personς beÿm Haus waren:
den ich war ebς im Nachhausegehς. Es sind fischbehaltnissς
nicht weit davon die hatte ich die Ehre mit einer
Hacke aufzusprengς, damit man zum wasser konnte.

Monsieur Gignox will ein paar neue PastorellSynfoniς?
ich glaub er meint sie sind imer so fertig, wie das brod
auf dem Laden liegt. den itzt geschwind solche zu machς
hab ich nicht allemal Zeit. Und diess muß er selbst glaubς,
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weil er meint ich hätte nicht einmal Zeit einς brief
von ihm durchzulesς. wissen sie, ich hab zwar
eine nagelneue PastoellSynfonie: allein, ich sage
es aufrichtig, ich gieb sie nicht gerne her; den
ich dachte sie nach Wallerstein nebst andςς Stückς zu=
schicken. Ich dachte sie also recht wohl anzubringς.
Es ist ein Hirten Horn note und 2 Flutotraversi obligat dabeÿ.
Soll ich es den schicken? Basta! ich will es mit nächster
Post schickς; nur bitte um alles nichts zu meldς, daß
ich es itzt erst geschickt habe: den sonst ist es beÿ
dem Wagner, und durch sein Geschwätze beÿm hς: v Rheling
aus. Sie wissς meine Umstände. Ich hab wegς der Schlittς=
Musick, Baurenmusik, und anderm ohnedem den grösstς
Verschmach aufgehebt. wen sie es nicht glaubς, so will ich ihnς des hς:
v Rheling
eigne Handschrift desswegς einschickς. Genug! sie wissς meine
Umstände, ich hab mit dem Pflegamt zu thun! ich bin übrigens dero
                                    Ergbster LeopMozart mp