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Liebster Sohn!                                    Salzburg d 10t august
                                                                              1806.

Gestern ware ich beÿ Hr von Kleinmaier, und da erhielte ich von
der Wabi Deinen Brief. Zu meinem trost sagten sie mir
daß du zwar mägerer bist, aber doch gut aussieht, welches
mich sehr freuet. Ich habe deinem Brief gelesen, werde dir
ihn auch gleich beantworten, über vor allem muß ich mich be=
schweren, daß Du mir in diesem Brief, auf den meinige gar
nichts antwortest, ließ nur alzeit meine Brief durch, und beantworte
mir sie in künftigen Brief, besonders wegen dem Buch
Mozarts Geist. Die Kleinmaier Wabi sagte mir, wie du gelesen
hast daß der Joseph gestorben ist, da hast Du von vollem Herzen
gelacht, du würdest doch Mitleiden mit ihm gehabt haben,
wenn du beÿ ihm gewessen wärest, die Nanerl sagte, die
Schmerzen die er hatte, waren unaussprechlich, er schrie gewaltig
und 4 Personen konnten ihn kaum halten, so wüthete er
vor Schmerzen in Magen, er starb den 22ten Julij Nachts um
3 uhr und wurde den 24ten Nachmittag um 4 uhr begraben.
Man glaubt er hat den Bandwurm gehabt, billig hätte man
ihm sollen eröfnen, um dro Menschheit willen. – – – –
Die Frl von Schallhamer heurathet einen Anmann daß ist so
viel als Stadtsindicus zu Neustadt über dem Rein in Fran=
zösischen gebieth, wie er heist muß ich selbst erst erfahren, sie
machte vor 8 oder 9 Jahren da er hier das Jus studierte mit
ihm bekanntschaft, er reiste fort sie corespondirte imer mit
ihm, und hätte voriges Jahr schon geheuratet, wären nicht die
Franzößen dazwischen gekomen. – – – –
Wegen dem [... (Textverlust)] cadetten erzählte mir die Kleinmair
Wabi schon die schöne Historÿ wegen dem [... (Textverlust)] 
Ø

ich verwunderte mich recht sehr, daß Du nicht beÿ deinem
Haubtmann gebetten hast, wie man dir ihn, beÿ dir zu schlafen
aufgedrungen hat, es abzuändern, nichts leichters ist,
als eine Krankheit zu erben, wenn man beÿ einem
Menschen schläft den man nicht kennt, und besonders
wenn er so sauisch ist, sehe nur bald zu daß du ihm mit
guter not vom Hals bringst ich bin sonst imer in Sorgen
daß du etwas erben möchtest, Lebe wohl! das übrige von
Brief beantworte ich im Cuvert von andern brief, den der
Handlung diener von Haslberger mitnihmt, diesen Brief
wird dir Hr: Metzger bringen. ich bleibe wie alzeit deine
                                                   dich liebende Mutter
Vergesse ja niemahls unbekannter
Weise meine freundschaftlichste
Empfehlung an deinen Hr: Haubtmann       M: A v Berchtold Sonnenburg
Serrieres. an Hr: Haubtmann                         NB. Vergiß ja nicht deinen
von Graippel und seine Frau                          Strumpf zum anstriken
zu entrichtet.                                                 dem Hr: Metzger mitzu[=]
                                                                        geben.
Ø Es war hier die Rede von einer der Natürlichkeiten, deren Nennung izt für schandartig gehalten wird, die aber bei den Römern nicht für turpia gehalten würden. N.

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zu Den Baptist schickte ich heunt früh wegen dem Papier, damit Hr Metzger
es mitnehmen kann. Hier folgen also 6 bücher feiners und 3 bücher
gröberes Papier.

daß gegenwärtiger Brief die Hand-
                  ‡
schrift der baroninn v. Berchtold zu
Sonnenburg, Schwester und Kindheits-
reisegefährtinn W. A. Mozarts
(† 1791), ist, bezeuge ich.
Salzburg 20 Febr 1826.
                   Nissen.
königl. dän. wirklicher
Etatsrath, Gatte der Witwe
W. A Mozarts

Marianne
Mozart gest.
1829

Sie ist die Witwe eines fürsterzbischöflich salz-
burgischen Raths und Pflegers zu St. Gilgen.
Zeugnis, dem Herrn Geheimrath Feuerstein ausgestellt.

A Monsieur
Monsieur Le Baron de
Berchtold à Sonnenburg.
à
Linz.

           Nr 7.
Linz

Samstag den 16ten August 1806 Vor-
mittag durch Hrn. Kaufman Metzger
aus Salzburg empfangen.
Den nehmlichen Tag beantwortet.


dies ist die Schrift des Sohns,
an welchen der Brief gerichtet ist.
                             Nissen