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                     Neuer teutscher Merkur.
                         Erstes Stük 1802.
                             S. 58 note
(Aus Paris) Im 9tn heft des magazine encycl. erschien
eine Biografie von Mozartnote wobey Winkler, der
Redacteur dieses Artikels, den Schlichtegrollschen Nekrolog
zum Grunde legte note, und die in der so sachreichen
musikalischen Zeitung eingerükten Anekdoten note benuzt.

          Höchstgeehrte herren,

     da es immer möglich ist, daß Sie bey Ihren vielen
Geschäften obigen Artikel übersehen haben können, so
schickke ich Ihnen davon um so viel mehr eine Abschrift,
weil die Ausdrükke von zum Grunde legen und
benuzen anzuzeigen scheinen, daß doch auch ein Theil
erwähnter Biographie original ist und also
auch für Ihren künftigen Gebrauch note benuzt werden
kann.
                                                                       Ich
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     Ich bediene mich denn auch dieser Gelegenheit um
Ihnen folgendes zu sagen.
     Aus der Recension des Requiems in der
musicalischen Zeitung note sehe ich, welche Zweifel noch
über die Trennung des Antheils an demselben von
Mozart und von Süssmeyer obwalten. Nur ich
bin im Stande, alles, was darüber räthselhaft
ist, aufzulösen, und wenn diese Auflösung werth
für Sie, den Recensenten oder Ihren künftigen Bio-
graphen hat, so steht sie Ihnen zu Befehl.
     Ich fange damit an, Ihnen zu sagen, daß alles
bis auf den Anfang des Dies irae von Mozart allein
ist und daß diese seine handschrift in dem besiz des
anonymen Bestellers ist, wie ich selbst voriges Jahr
gesehen habe. Alles übrige, was Mozart selbst
gemacht und daher selbst geschrieben hat, ist in
meiner Verwahrung und mein Eigenthum. Süssmeyer
ist so brav gewesen, mir es vor geraumer Zeit
unerwartet zu geben: ich hatte nicht daran gedacht, daß ers
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haben müßte. Dieses Manuskript geht bis an das Ende
von Confutatis. Ein großer Theil der Mittelstimmen, und vielleicht
mitunter etwas mehr darin sind nicht von Mozart; aber
alles, was nicht von Mozart ist, ist mit einer Bleyfeder einge-
zirkelt, wie es überdem für einen guten Handschriftkenner
kenntlich wäre. Der Recensent wird darin seine scharfsinnige
Bemerkung begründet finden, daß eine gewisse Stelle (ich glaube
in Tuba mirum) nicht von Mozart den Flöten sondern dem
trombone bestimmt gewesen ist.
     Wenn Sie dies Exemplar, wie gesagt, brauchen können,
so will ich es Ihnen sehr gerne leihen. Nur bitte ich
dhς. Traeg oder sonst Jemandem den Auftrag zu geben,
es bey mir abzuholen und späterhin mir es wieder
zuzustellen, damit ich keine Postausgaben habe.
     Sie werden, glaube ich, die Mittelstimmen anders finden, als
sie in der Copie waren, die ich Ihnen mitgetheilt habe. Auch
muß ich Ihnen sagen, daß Süssmeyer, der offenbar mir nur
Mozarts Arbeit geben wollte und nur diese mir zu geben sich
einiger Maaßen schuldig glauben konnte, mir auch das
sanctus gegeben hat, worin keine Note und kein Wort von
Mozarts Handschrift ist. Beyde Puncte verlohnten wohl einer
Untersuchung, aber ich habe schon lange ihn schriftlich vergebens um
den lezten Punct befragt, und, da ich ihn nur sehr selten sehe, nicht darüber
gesprochen. Ihre ergebenste Dienerinn C. Mozart. Wien 2 Jun. 1802.

NB. NB. Nach diesem Exemplar wird ohne Zweifel Andrés Clavierauszug note
gemacht seyn: er hat es von mir geliehen gehabt.

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Wien
An
die Herren Breitkopf u. Härtel

Leipzig

1802.         Wien
d 2 Juny     Mozart We
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