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     Mein lieber Herr André,                            Wien 3 April 1802.
endlich habe ich das große Vergnügen gehabt, wieder nach so sehr langer
Zeit eine Sendung von Ihnen zu bekommen, und ich danke Ihnen
gerne dafür. Diese Sendung war just so, wie Sie mir sie in Ihrem
Briefe vom 2ten März note versprochen hatten, mit dem einzigen Unter-
schiede, daß ausser den Capricci und dem Manuscript vom Requiem, welche
mir schon gehörten, nichts weiter dabey war. Und doch hatten Sie im
erwähntem Schreiben gesagt:
     „Ausserdem habe ich Ihnen noch einiges unberechnet beygelegt.”
Vielleicht haben Sie indessen darunter N: 104. und 107. verstanden, die
nicht nach dem Originalmanuscript herausgekommen sind. Ich kann es aber
nicht glauben, weil diese in Ihrer Nota
     der Sachen, wovon ich laut erwähnten Briefs „die gehörige Anzahl
     Freyexemplare” erhalte, namentlich angeführt sind.
Ich danke Ihnen indessen herzlich für diese 2. Numern, auf die ich, wenn
sie nicht nach dem Originalmanuscript herausgekommen sind, wie ich
glaube – kein Recht hatte. warum steht nicht auf N. 109., daß es nach dem
                                                         Manuscript ist? note

     Erlauben Sie mir nun aus meinem Herzen zu Ihrem Herzen
zu reden. Brauche ich es Ihnen zu sagen, wie viel Vergnügen mir
neue Ausgaben oder gar Ausgaben von unbekannten Werken meines
Mozarts machen? daß ich an seinem Ruhm, an seiner Ehre den
wärmsten Antheil nehme? wie ungeduldig ich bin, die Werke, so
geschwinde als möglich, und sie sicher alle, zu haben? Ich bitte Sie,
Sich einen Augenblik an meine Stelle zu sezen, und mich an die
Ihrige: würden Sie nicht dann freundschaftlich mit mir zanken, daß
ich so spät (wie Sie izt thun) die Ihnen gehörigen Sachen überschikte? Das
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Porto mag beträchtlich seyn; aber darauf sehen Sie gewiß nicht. Und
ich soll die Sachen doch einmal haben. Nach dem Contract soll ich sie
haben, so bald sie erscheinen.
     Da Sie bey Ihren vielen Geschäften leicht etwas übersehen können, was
für Sie selbst nicht von Wichtigkeit ist, und es mir so sehr darum zu thun
ist, alles zu bekommen, so wage ich Sie zu bitten, mir bald
     ein Verzeichniß aller der Sachen, die Sie bisher nach dem Original-
     manuscript herausgegeben haben, nämlich ein Titelverzeichniß,
zu schikken, und mir künftig von Zeit zu Zeit von denen, die Sie
ferner herausgeben, ein gleiches mitzutheilen. Sie können mir
diese bitte unmöglich übel nehmen: sie ist nicht wieder Sie, sie
ist einzig für mich.
     Sie schrieben mir schon längstens, daß Sie notirt hätten, was ich
desiderirte note: indeß gebe ich Ihnen hier noch ein Verzeichniß, vielleicht
vermehrt.
     Ich beschwöre Sie bey den freundschaftlichen Gesinnungen, die Sie für mich
haben und bey meiner aufrichtigen Theilnahme an dem, was Sie betrift,
mir recht sehr bald alles zu schikken, was mir bisher zukömt, und
mir künftig die Freude zu machen, recht accurat zu seyn. In der
lezten Sendung war wenig für mich und meinen Wolf, der recht brav wird
und nicht Nahrung genug bekommen kann: für mich ist Sing-, für ihn
Claviermusik die Sache. note Wie verlangt mich nach dem schönen Terzett: 
che accidente! che tragedia! ihn nach dem Trio, was zusammengesezt ist,
Sie wissen wohl von wem. Sie könnten ja den Davide penitente herausgeben;
der Mann, auf den ich eben anspielte, hält das Werk fast für schöner als das Requiem.
Ist Don Juan heraus? Ich lebe in der größten Unwissenheit, doch ich erfahre in
diesem Augenblik, daß er heraus ist. note – Ich empfehle mich Ihrer Freundschaft – N.
thut solches gleichfals von Herzen – und hoffe und wünsche und bitte, daß Sie
mich heute keine Fehlbitte thun lassen. Ihre ergebenste Freundinn und Dienerinn.
                                                                        Constance Mozart