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Salzburg dς 28
tς Feb:
1802.
Hochedlgebohrner
Hochschätzbahrester
Herr!
Ihr Werthes vom 18ten
Januar habe ich vor 4 Wochen richtig
erhalten, mir ware es ein wahres Vergnügen, wenn
ich Ihnen durch die ubersendung dieser Musikalien
einige Freude verursachet habe.
Hier sende ich Ihnen die Anfangs täckte
von den
Sim=
fonien, Messen, und andern Sachen so beÿm Hochfürstl
Hof sich befinden, ich bitte mir dieses Verzeichniß
alsogleich zurück zu senden, und mir zugleich
anzumerken, ob Sie diese Sachen alle schon be=
sitzen, oder nicht. – – – –
Nun wurde ich von zweÿen Personnen gebetten
da ich diesen zuredete die Wercke meines
Bruders
auf das Klavier
ko
men zu lassen; ich möchte
mich beÿ Ihnen erkundigen, ob Sie
auf solche noch
prenumerirn lassen? – – – ob auch unter den
Werken meines
Bruders auf das Klavier, die
Klavier Auszüge aus den
opern begrifen sind? –
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Wie viel der Betrag der schon herausgeko
menen Werken
meines
Bruders auf das Klavier, in
prenumerations
Preiß beträgt? und was man in Voraus daran
bezahlen muß, ich ersuche Sie also mir alsogleich
auf ein
extra Blat auf diese Punkten an=
zuworten, daß ich solches vorzeigen kann,
auch schreiben Sie mir wie viel Werke in einem
Jahre heraus ko
men. – – – –
Da nun die Faßnacht zu Ende gehet, so werde
ich, weil die Leüte itzt ausgetobet haben, mich
bestreben um einige
compositiones meines
Bruders wieder vorzufinden, besonders werde
ich mich bestreben mit dem
Herrn Kapelmeister
zu sprechen, ob er mir doch nicht diejenigen
opern so er vorgiebt, daß sie nicht mehr beÿ
Hof seÿn sollen, zuwegen bringen könnte,
es wird freÿlich ohne ein Geschenk nicht angehen.
Nun weis ich in der that nicht wie ich es verdiene
daß Sie so viele Gütte für mich haben, mir
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ein
Exemplar von
Haidn Jahrzeiten in Klavier=
auszug zu schicken, welches ich bereit zu meinen
Vergnügen erhalten habe, ich Danke Ihnen recht
sehr, und wünschte nur durch meine Thätigkeit
Ihnen recht viel Dienstliches erweisen zu können.
noch ist es ungewiß ob H:
Michel Haÿdn nach Wien
gehet, oder nicht, mir und den wenigen Musick=
Kennern in Salzburg wäre es natürlich sehr leid
wenn wir ihn verlierten, ausser dem aber sind
hier die Künstler so hier gebohren sind, oder lange
sich hier schon befinden zur Schande Salzburg leicht
vergessen. – – – – – – –
So sehr ich mich bestrebte doch 4 Personnen zu beko
mς
die auf die Werke meines
Bruders prenumerirtς
so ware es nicht möglich, weil von diesen alle
einzelne Stück von meinen Bruder auf das Klavier
schon haben, und solche dann doppelt haben würdς,
das ware ihre Ausrede – – – – – – –
Mit wärmster Hochachtung verharre ich.
Ihre
ergebnste Dienerin
M: A: v: Berchtold Sonnenburg.
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1802. Salzburg.
d. 28 Febr. Frh. v. Berchtold=
–
22 Maerz
an Breitkopf & Härtel
Theatersammlung
Hamburg