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No. 17A
Wien 19 Dec: 1801.
I
Mein lieber
Herr André,
Da ich gehört hatte, daß Sie bald hieher kämen,
so bat ich Sie vor geraumer Zeit mir die heraus-
gegebenen musicalischen Werke mitzubringen, damit
ich auf ein Mal ein doppeltes Vergnügen hätte.
Da aber Ihre Anherokunft
so gar lange
verzieht
, so ändre ich meine Bitte und wünsche,
erwähntes doppelte Vergnügen zu theilen, um
mich zwey Male zu vergnügen. Sie können
Sich nicht wundern, und Sie werden es auch nicht,
daß ich ungeduldig bin, die neuen, schönen und
authentischen Ausgaben der Werke
zu sehen, die für mich einen so unaussprechlichen
Werth haben. Ich beschwöre Sie daher, mich nicht
länger warten zu lassen, und auch künftig
einen gewissen Termin Sich selbst zu bestimmen,
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etwa jedes Vierteljahr, um mir die während
eines solchen Zeitraums herausgekommenen Sachen
zu senden. Sie haben die Güte gehabt, mir zu melden,
daß Sie die Sachen notirt haben, von denen ich wußte,
daß sie mir fehlten: seit der Zeit wird die Anzahl
derer, die ich nicht weiß, auch wohl beträchtlich geworden
seyn.
Ich habe Ihnen schon längst gemeldet, daß
Mozarts Musik in Spanien viel gilt.
Die
Zeitungen bezeugen dasselbe von Frankreich.
Und aus London versichert mich
Hς. Häring,
ein Kaufmann, dasselbe. Ich wünsche, daß
Sie in diesen Ländern viel machen mögen.
wie ist es denn mit dem thematischen Verzeichniß
,
auf das ich so begierig bin?
Ich bin und bleibe mit Hochachtung und
Ergebenheit Ihre Freundinn und Dienerinn
Constance Mozart
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Schreiber dieses empfiehlt sich zum
gütigen Andenken.
Hς. Meyer, Sänger und Schauspieler aus
dem Theater auf der Wieden (dem
Schika-
nederschen)
soll das Original einer
Nachtmusik oder wenigstens eine unbekannte
Nachtmusik von
Mozart in Copie haben.
Etatsrath von Nissen
(: des Gemahls von We Mozart :)
Namenszeichnung
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Wien 1801.
d. 19 Dec
26 do
Wb Mozart
Wien
Herrn
Herrn André,
Musikverleger
zu
Offenbach
am Mayn.